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Expertenrunde beim Branchenlauf Was als Ersatz für Diesel infrage kommt

trans aktuell läuft, 11. Auflage, bei Ansorge Logistik, Diskussionsrunde, Matthias Rathmann, Manfred Kuchlmayr, Peter Lüttjohann und Wolfgang Thoma (v.l.) Foto: Thomas Küppers

Der Branchenlauf „trans aktuell läuft“ bei der Spedition Ansorge steht nicht nur für ein sportliches Miteinander. Natürlich kommen bei einer solchen Gelegenheit auch aktuelle Themen aus dem Gewerbe auf den Tisch. Bei der 11. Auflage dieses Events drehte sich alles rund ums Thema "Alternativen zum Diesel – Strom und Gas als Antrieb für den Schwerlastverkehr".

Mit von der Partie waren neben trans aktuell-Chefredakteur Matthias Rathmann auch Gastgeber Wolfgang Thoma, geschäftsführender Gesellschafter von Ansorge Logistik, der Leiter der Unternehmenskommunikation von Iveco Magirus Manfred Kuchlmayr sowie Peter Lüttjohann, Leiter des Referates Güterverkehr und Logistik beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).

Für den Iveco-Mann Kuchlmayr liegt die Zukunft im Schwerlastverkehr bislang bei Flüssiggas (LNG - Liquefied Natural Gas). "Mit unserem Iveco Stralis NP hat man eine Reichweite von 1.500 Kilometer. Wir haben einen Kunden, der ist mit diesem Fahrzeug problemlos zwischen Madrid und Hamburg unterwegs", berichtete er. Zwar gebe es bislang noch nicht so viele Tankmöglichkeiten, das sei in Anbetracht der Reichweite aber zu verschmerzen. Zudem sei der Transporteur mit LNG deutlich sauberer unterwegs "selbst wenn es sich auch hier um einen fossilen Brennstoff handelt". Bis zu 25 weniger CO2 werden dabei ausgestoßen. Als wenig zielführend sieht Kuchlmayr die Diskussion um Biogas an. "Da ist man gleich in der Kritik, was auf diesen landwirtschaftlichen Flächen sonst angebaut werden könnte."

Optimistisch in Sachen LNG-Antrieb

Ebenfalls optimistisch zeigte sich Kuchlmayr in Sachen Elektroantrieb. "Wir haben bereits 1986 einen Iveco Daily  mit elektrischen Antrieb vorgestellt." Da es hier nur oszillierende, aber keine rotierenden Massen gebe, seien diese Antriebe viel seltener in der Werkstatt. Noch sei das Ganze allerdings eher für die kurze Strecke gedacht und lediglich für Zustellfahrzeuge geeignet. Mit besserer Batterietechnik könne sich das allerdings schnell ändern. "Die notwendige Technologie, auch schwerere Fahrzeuge zu elektrifizieren, ist bei uns im Konzern vorhanden", sagte Kuchlmayr.

Etwas weniger Vertrauen in die Lkw-Hersteller äußerte hingegen Wolfgang Thoma. Im Frühjahr habe Ansorge Logistik daher erst einmal eine vollelektrisch angetriebene Terberg-Zugmaschine in den Fuhrpark aufgenommen. Einsatzgebiet des Stromers ist nicht der Fernverkehr, sondern die Kurzstrecke. Mehrfach pendelt der Fahrer täglich zwischen den Werken der Kunden und dem Ansorge-Firmensitz in Biessenhofen hin und her. Doch das war für den Verfechter des Kombinierten Verkehrs (KV) nicht genug. "Der Hauptlauf gehört nach meiner Überzeugung auf die Schiene." Nun gelte es, den Vor- und Nachlauf ebenfalls zu elektrifizieren. Das wiederum sei mit dem Terberg nicht möglich.

E-Zugmaschine mit 200 Kilometer Reichweite

Das Ziel: Eine Zugmaschine mit 44-Tonnen zulässigem Gesamtgewicht für den KV und mit einer Reichweite von 200 Kilometern, damit die KV-Terminals in Ulm und München angefahren werden können. Gemeinsam mit dem Fahrzeugbauer MAN und dem Spezialfahrzeugbauer Toni Maurer aus Türkheim im Unterallgäu hat sich Ansorge daran gemacht, "einen leistungsfähigen Schwerverkehrs-Lkw" auf den Weg, respektive die Straße, zu bringen. Der Einsatz von LNG-Fahrzeugen habe ihn im KV hingegen nicht überzeugt. Außerdem möchte er weg von den fossilen Brennstoffen "und eine Transportkette, die komplett elektrifiziert ist."

Auf einen Energie-Mix setzt hingegen Peter Lüttjohann. "An der E-Mobilität führt kein Weg vorbei", sagte er. Gerade bei der letzten Meile, der Innenstadtbelieferung gebe schon es heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, emissionsarm oder sogar emissionsfrei unterwegs zu sein. Fahrzeuge, die ständig in der Stadt unterwegs sind, wie beispielsweise Busse, Taxen, Behördenfahrzeuge, Lieferdienste oder auch Lastenräder, würden sich besonders für eine Umstellung auf alternative Antriebe eignen. "Wie gut die Elektromobilität schon heute in der Praxis funktioniert, sieht man bei DHL, die mit dem Streetscooter eine wirtschaftliche Lösung gefunden haben."

LNG ist ein Baustein, um Klimazielezu erreichen

Auch den LNG-Lkw sieht er als Mittel, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. "LNG ist auch im schweren Straßengüterverkehr eine vielversprechende Alternative zu konventionellem Kraftstoff", erklärte Lüttjohann. Hier seien die Verkehrsunternehmen allgemein – aber speziell auch des Straßengüterverkehrs – gefordert. Das BMVI fördere alternative Antriebe technologieoffen und verkehrsträgerübergreifend – ob Elektromotor, LNG-Antrieb oder Brennstoffzelle. Für Flottenanwendungen fördere BMVI auch die Tank- und Ladeinfrastruktur. "Auf der Website bmvi.de findet jeder Spediteur Informationen zu unseren Förderprogrammen", sagte Lüttjohann.

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