Experten aus der Praxis diskutierten beim ETM Verlag über mögliche Lösungen bei Rampenproblematiken.
Es war eine Expertenrunde quer aus der Logistikpraxis, die sich in den Redaktionsräumen des ETM Verlags in Stuttgart versammelt hatte – und eine namhafte dazu: Dr. Michael Bargl, Geschäftsführer des IDS-Netzwerks, Alexander Bauz, Geschäftsführer der Stückgutkooperation Sim Cargo, Eckhard Bergmann, Geschäftsbereichsleiter Supply Chain beim Großhandelsunternehmen Papier Union (per Telefon), Andreas Diez, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Diez, sowie Hans-Joachim Leich vom Großhandel für Lacke und Farben Prosol. Sämtliche Teilnehmer waren sich einig, dass sich an der Rampensituation generell etwas ändern müsse, und zwar zum Positiven.
Matthias Rathmann, Chefredakteur von trans aktuell, präsentierte die Ergebnisse aus einer Umfrage des ETM Verlags. Hierbei wurde bei 14 namhaften mittelständisch geprägten Speditionen nach den häufigsten Ärgernissen an der Rampe gefragt. Diese sind demnach: lange Wartezeiten, Probleme mit Zeitfensterbuchungen, fehlendes Entladepersonal, keine sanitären Einrichtungen sowie ein unpassender Umgangston. Ebenso kam zutage, an welchen Rampen die Wartezeiten am längsten sind. Für 86 Prozent der Befragten sind das die Rampen beim Handel, für 14 Prozent die Rampen bei der Industrie.
Um den vielen Missständen abzuhelfen, entwickelt der ETM Verlag momentan die Lösung RampenGuide (siehe Beitrag rechts). Hierbei kann der Fahrer nicht nur wichtige Informationen zur Rampe abrufen, sondern diese auch bewerten. Bargl findet die Idee gut. „Mit einer solchen Lösung kann der Disponent vorplanen.“ Denn: „Wenn schlecht bewertete Rampen angefahren werden, lassen sich bereits vorher Wartezeiten einkalkulieren.“ Die Möglichkeit, zu bewerten, hat aus Bargls Sicht noch weitere Vorteile: „Die Fahrer, die unter verschiedenen Rampensituationen leiden, fühlen sich ernst genommen. Und Rampeninhaber, die nicht ganz so gut bewertet wurden, haben Anreize, sich zu verbessern. Wir fördern die Initiative des ETM Verlags nach Kräften.“
Für Alexander Bauz, Geschäftsführer der Stückgutkooperation Sim Cargo, steht das Thema Flächenverkehre im Vordergrund, denn Sim Cargo hat 170 Stückgutpartner in Deutschland. Er begrüßt den Ansatz des ETM Verlags ebenfalls. „Es macht Sinn, in der Rampenproblematik unter Einsatz zeitgemäßer Möglichkeiten einen innovativen Ansatz zu verfolgen.“ Zudem kann seiner Ansicht nach die Effizienz an den Rampen durch den Einsatz einer digitalen Lösung wie des RampenGuides signifikant gesteigert werden.
Hohes Effizienzpotenzial
Dies bestätigt auch Michael Bargl. „Wir könnten zehn Prozent günstiger sein, wenn die Ladezeit komplett verschwinden würde. Das hinzubekommen, ist unrealistisch. Die Wartezeit zu halbieren, wäre schon ein ganz großer Wurf. Das halte ich mit dem RampenGuide für möglich.“
Das Großhandelsunternehmen Papier Union, wo Eckhard Bergmann die Position als Geschäftsbereichsleiter Supply Chain bekleidet, unterhält einen eigenen Fuhrpark. Bergmann schildert, bei der Papier Union gebe es Touren mit täglich zwischen 13 und 18 Stopps. Sie kosten naturgemäß einiges an Zeit. Wegen der bereits erwähnten Rampenproblematik vervielfachen sich die Zeitverluste. Eine Lösung wie der RampenGuide könne hier zukünftig sicher einiges Gutes bewirken. „Je schneller wir eingehende Ware in unseren Lagern entladen können, desto schneller steht diese unseren Kunden zur Verfügung, und je kürzer die Wartezeiten an den Rampen unserer Kunden sind, umso schneller ist der Fahrer wieder vom Hof und arbeitet letztlich um einiges effizienter.“
Einsatzmöglichkeiten des RampenGuides
Andreas Diez, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Diez, verweist auf zahlreiche Einsatzmöglichkeiten des RampenGuides, zum Beispiel bei Messen. Es gibt 17 Messestandorte in Deutschland. Hier stellt sich regelmäßig die Frage, ob Spediteure bei der Einfahrt eine Kaution hinterlegen müssen. „Wenn allein 100 von 1.000 Fahrern dies im Vorfeld wissen, ist schon viel gewonnen“, so Diez. Zudem können sich die Fahrer beim RampenGuide vorab darüber informieren, ob beim Ladeort beispielsweise eine Abholnummer notwendig ist, eine Warnweste getragen werden muss oder ein CMR-Frachtbrief nötig ist. Als weiteren Vorteil betrachtet Diez, dass die Daten cloudbasiert verfügbar sind und durch die Nutzer bestätigt oder korrigiert werden können. Auch die Verlader profitieren. „Notwendige, geltende Voraussetzungen sind einfach und klar strukturiert verfügbar.“
Hans-Joachim Leich, Fachberater Außendienst für Lacke und Farben beim Farbenfachgeschäft Prosol, beleuchtet ebenfalls die Empfängerseite. „Die Belieferung erfolgt durch viele Spediteure und Frachtführer, die von heute auf morgen wechseln. Und es gibt jeden Tag andere Fahrer.“ Da sei es schwierig, Informationen über die Rampe bei der Zielgruppe zu platzieren. Der RampenGuide könnte hier einiges vereinfachen, zumal er mehrsprachig aufgebaut werden soll.
Einig sind sich sämtliche Gesprächsteilnehmer darin, dass der RampenGuide umso besser funktioniert, je mehr Branchenakteure sich daran beteiligen und ihre Rampendaten bereitstellen. Dann werden viele Probleme beim Be- und Entladen eines Tages der Vergangenheit angehören.