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Expertenrunde bei trans aktuell Der große Wurf an der Rampe

Kombiverkehr Foto: WWW.BILSKI-FOTOGRAFIE.DE

Experten aus der Praxis diskutierten beim ETM Verlag über mögliche Lösungen bei Rampenproblematiken.

Es war eine Expertenrunde quer aus der Logistikpraxis, die sich in den Redaktionsräumen des ETM Verlags in Stuttgart versammelt hatte – und eine namhafte dazu: Dr. ­Michael Bargl, Geschäftsführer des IDS-Netzwerks, Alexander Bauz, Geschäftsführer der Stückgutkooperation Sim Cargo, Eckhard Bergmann, Geschäftsbereichsleiter Supply Chain beim Großhandelsunternehmen Papier Union (per Telefon), Andreas Diez, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Diez, sowie Hans-Joachim Leich vom Großhandel für Lacke und Farben Prosol. Sämtliche Teilnehmer waren sich einig, dass sich an der Rampensituation generell etwas ändern müsse, und zwar zum Positiven.

v. li.: Ralf Lanzinger, Dr. Michael Bargl, IDS, Alexander Bauz, Sim Cargo, Andreas Ditz, Spedition Ditz, Matthias Rathmann, Philipp Körner Foto: Thomas Küppers
Gesprächsrunde im ETM Verlag (vor Ausbruch der Coronapandemie): Experten aus der Praxis diskutieren mit Redakteuren von trans aktuell über Möglichkeiten und Verbesserungen an der Rampe. Von links: Philipp Körner (Volontär), Ralf Lanzinger (Redakteur), Dr. Michael Bargl (Geschäftsführer IDS Logistik), Alexander Bauz (Geschäftsführer Sim Cargo), Andreas Diez (Geschäftsführer Diez Spedition) und Matthias Rathmann (Chefredakteur).

Matthias Rathmann, Chef­redakteur von trans aktuell, präsentierte die Ergebnisse aus einer Umfrage des ETM Verlags. Hierbei wurde bei 14 namhaften mittelständisch geprägten Speditionen nach den häufigsten Ärgernissen an der Rampe gefragt. Diese sind demnach: lange Wartezeiten, Probleme mit Zeitfensterbuchungen, fehlendes Entladepersonal, keine sanitären Einrichtungen sowie ein unpassender Umgangston. Ebenso kam zutage, an welchen Rampen die Wartezeiten am längsten sind. Für 86 Prozent der Befragten sind das die Rampen beim Handel, für 14 Prozent die Rampen bei der Industrie.

Andreas Ditz, Spedition Ditz Foto: Thomas Küppers
Andreas Diez ist seit 2015 geschäftsführender ­Gesellschafter der Diez Spedition in Dettingen ­unter Teck und Ideengeber für den ­RampenGuide. Er studierte Betriebswirtschaft mit Abschluss Diplom-Betriebswirt (FH). Das Unternehmen besteht seit 1946 und erwirtschaftet mit 110 Mitarbeitern einen Umsatz von 15 Millionen Euro. Der Fuhrpark besteht aus 80 eigenen Lkw. Darüber hinaus vergibt das Unternehmen diverse Touren für 20 weitere Lkw.

Um den vielen Missständen abzuhelfen, entwickelt der ETM Verlag momentan die Lösung Rampen­Guide (siehe Beitrag rechts). Hierbei kann der Fahrer nicht nur wichtige Informationen zur Rampe abrufen, sondern diese auch bewerten. Bargl findet die Idee gut. „Mit einer solchen Lösung kann der Disponent vorplanen.“ Denn: „Wenn schlecht bewertete Rampen angefahren werden, lassen sich bereits vorher Wartezeiten einkalkulieren.“ Die Möglichkeit, zu bewerten, hat aus Bargls Sicht noch weitere Vorteile: „Die Fahrer, die unter verschiedenen Rampensituationen leiden, fühlen sich ernst genommen. Und Rampeninhaber, die nicht ganz so gut bewertet wurden, haben Anreize, sich zu verbessern. Wir fördern die Initiative des ETM Verlags nach Kräften.“

Für Alexander Bauz, Geschäftsführer der Stückgutkooperation Sim Cargo, steht das Thema Flächenverkehre im Vordergrund, denn Sim Cargo hat 170 Stückgutpartner in Deutschland. Er begrüßt den Ansatz des ETM Verlags ebenfalls. „Es macht Sinn, in der Rampenproblematik unter Einsatz zeitgemäßer Möglichkeiten einen innovativen Ansatz zu verfolgen.“ Zudem kann seiner Ansicht nach die Effizienz an den Rampen durch den Einsatz einer digitalen Lösung wie des Rampen­Guides signifikant gesteigert ­werden.

Hans-Joachim Leich Foto: Thomas Küppers
Hans-Joachim Leich ist Fachberater Außendienst für Lacke und Farben bei der Prosol-Gruppe. Bevor er dort einstieg, hatte er Stationen bei NET Nachtexpress und bei UPS Supply Chain Solutions absolviert. Die Prosol-Gruppe ist ein familiengeführtes Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern. Das Vertriebsnetz erstreckt sich über 65 Prosol-Standorte in Deutschland und Österreich.

Hohes Effizienzpotenzial

Dies bestätigt auch ­Michael Bargl. „Wir könnten zehn Prozent günstiger sein, wenn die Ladezeit komplett verschwinden würde. Das hinzubekommen, ist unrealistisch. Die Wartezeit zu halbieren, wäre schon ein ganz großer Wurf. Das halte ich mit dem RampenGuide für möglich.“

Dr. Michael Bargl, IDS Foto: Thomas Küppers
Dr. Michael Bargl ist seit 2000 Geschäftsführer von IDS Logistik. Von 1987 bis 1993 war er Consultant bei der Firma Dornier System Consult in Friedrichshafen. Anschließend wechselte er in den Bereich Logistik und hatte in der ­Systemzentrale des DPD in Aschaffenburg diverse Führungs­positionen inne. IDS Logistik, 1982 gegründet, ist gemessen am Sendungsvolumen die größte deutsche Stückgutkooperation (14,7 Millionen Sendungen 2019). Dahinter stehen mittelstän­dische Speditionen sowie die Logistikkonzerne DSV und Kühne + Nagel.

Das ­Großhandelsunternehmen Papier Union, wo Eckhard Bergmann die Position als Geschäftsbereichsleiter Supply Chain bekleidet, unterhält einen eigenen Fuhrpark. Bergmann schildert, bei der Papier Union gebe es Touren mit täglich zwischen 13 und 18 Stopps. Sie kosten naturgemäß einiges an Zeit. Wegen der bereits erwähnten Rampenproblematik vervielfachen sich die Zeitverluste. Eine Lösung wie der Rampen­Guide könne hier zukünftig sicher einiges Gutes bewirken. „Je schneller wir eingehende Ware in unseren Lagern entladen können, desto schneller steht diese unseren Kunden zur Verfügung, und je kürzer die Wartezeiten an den Rampen unserer Kunden sind, umso schneller ist der Fahrer wieder vom Hof und arbeitet letztlich um einiges effizienter.“

Alexander Bauz, Sim Cargo Foto: Thomas Küppers
Alexander Bauz ist Geschäftsführer des Stückgutnetzwerks Sim Cargo. Er startete seine Karriere in der Logistik 1987 als Projektmanager in der Karlsruher Hauptniederlassung von Dachser. Es folgten Stationen unter anderem bei Kühne + Nagel in Luxemburg und Duisburg. Das Unternehmen Sim Cargo, ein Stückgutnetzwerk mit Hub­struktur und dezentralen Knotenpunkten, nahm seine operative Tätigkeit am 1. Januar 2020 auf. Gesellschafter von Sim Cargo sind die ehemaligen Wettbewerber International Logis­tic Network (ILN) und S.T.a.R. (Systemtransport auf Rädern). Standorte der Systemzentrale sind Sinzig und Homberg (Efze).

Einsatzmöglichkeiten des Rampen­Guides

Andreas Diez, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Diez, verweist auf zahlreiche Einsatzmöglichkeiten des Rampen­Guides, zum Beispiel bei Messen. Es gibt 17 Messestandorte in Deutschland. Hier stellt sich regelmäßig die Frage, ob Spediteure bei der Einfahrt eine Kaution hinterlegen müssen. „Wenn allein 100 von 1.000 Fahrern dies im Vorfeld wissen, ist schon viel gewonnen“, so Diez. Zudem können sich die Fahrer beim RampenGuide vorab darüber informieren, ob beim Ladeort beispielsweise eine Abholnummer notwendig ist, eine Warnweste getragen werden muss oder ein CMR-Frachtbrief nötig ist. Als weiteren Vorteil betrachtet Diez, dass die Daten cloudbasiert verfügbar sind und durch die Nutzer bestätigt oder korrigiert werden können. Auch die Verlader profitieren. „Notwendige, geltende Voraussetzungen sind einfach und klar strukturiert verfügbar.“

Eckhard Bergmann, Leiter Geschäftsbereich Supply Chain, Papier Union
Foto: Papier Union
Eckhard Bergmann ist Diplom-Kaufmann und seit 2013 Geschäftsbereichsleiter Supply Chain der Papier Union. Er hat in seiner Laufbahn ähnliche Verantwortungen auch in produzierenden Unternehmen in Europa wahrgenommen. Die Papier Union gehört zur Inapa Group und ist in den Ländern Deutschland, Niederlande und Österreich mit etwa 600 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 500 Millionen Euro tätig.

Hans-Joachim Leich, Fachberater Außendienst für Lacke und Farben beim Farbenfachgeschäft Prosol, beleuchtet ebenfalls die Empfängerseite. „Die Belieferung erfolgt durch viele Spediteure und Frachtführer, die von heute auf morgen wechseln. Und es gibt jeden Tag andere Fahrer.“ Da sei es schwierig, Informationen über die Rampe bei der Zielgruppe zu platzieren. Der RampenGuide könnte hier einiges vereinfachen, zumal er mehrsprachig aufgebaut werden soll.

Einig sind sich sämtliche Gesprächsteilnehmer darin, dass der RampenGuide umso besser funktioniert, je mehr Branchenakteure sich daran beteiligen und ihre Rampendaten bereitstellen. Dann werden viele Probleme beim Be- und Entladen eines Tages der Vergangenheit angehören.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
TA 05 Titel
trans aktuell 05 / 2020
27. März 2020
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