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Europaweit mangelt es an Lkw-Parkplätzen Ausgeruhte Fahrer nötig

Folgenreiche Rast auf dem Seitenstreifen der A8 bei Dornstadt. Foto: Ralf Zwiebler

Nicht allein die Zahl der Lkw-Parkplätze europaweit lässt zu wünschen übrig, auch an deren Ausstattung und Sicherheit mangelt es häufig.

Stellungnahmen gegen den Ausbau der Tank- und Rastanlage Wunnenstein-West sind noch nicht eingegangen, teilt eine Sprecherin des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart auf Anfrage von trans aktuell mit. Doch in der benachbarten Gemeinde Ilsfeld regt sich Widerstand, denn die Erweiterung soll zu nah an ein Neubaugebiet heranreichen. Aktuell gibt es an der Tank- und Rastanlage 35 Lkw-Parkstände – künftig sollen es 145 sein. Belegungserhebungen im Jahr 2008 und 2013 hätten laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ergeben, dass hier an der A81 von Würzburg nach Stuttgart zwischen Ilsfeld und Mundelsheim nachts bis zu 100 Lkw abgestellt waren. Die Gesamtkosten für das Projekt beziffert das RP aktuell auf rund elf Millionen Euro, Kostenträger ist der Bund. Mit einem Planfeststellungsbeschluss sei Ende 2019 zu rechnen, wann Baubeginn ist, stehe noch nicht fest.

Insgesamt zeigt sich das BMVI engagiert in Sachen Lkw-Parkplätze: Seit 2008 hat demnach die Bundesregierung rund 16.600 zusätzliche Lkw-Parkmöglichkeiten geschaffen und dafür mehr als eine Milliarde Euro investiert. Insgesamt 49.000 Parkplätze gibt es zurzeit auf den Rastanlagen entlang der Bundesautobahn, für die Schaffung weiterer Parkplätze stehen im Haushaltsjahr 2019 rund 110 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel sei, dass die Fahrer ihre Fahrt sicher und erholt fortsetzen.

Doch der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) gibt zu bedenken, dass Fahrer sich oft gar nicht erholen könnten, weil Lkw-Parkplätze meist so gebaut seien, dass das Fahrerhaus zur Fahrbahn zeige. Und so fordert der Verband Parkplätze mit Lärmwänden. Bundesweit fehlen nach Einschätzung des BGL mindestens 30.000 Parkplätze für Lkw. Dieser Mangel werde zunehmend zum Sicherheitsrisiko, denn die Lkw würden in den Ein- und Ausfahrten von Rastplätzen oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn abgestellt.

Was dann passieren kann, zeigt ein Unfall auf der A8 bei Dornstadt im März dieses Jahres. Ein Lkw-Fahrer nutzte hier laut Ulmer Südwest Presse den Standstreifen, um seine Ruhezeit zu absolvieren. Doch ein Kleintransporter mit Anhänger geriet auf den Standstreifen, krachte in den Lkw, schleuderte wieder zurück auf den Fahrstreifen, wo ein weiterer Lkw in das verunfallte Fahrzeug fuhr. Grausame Bilanz: Zwei Schwer- und ein Leichtverletzter.

Um solche Unfälle zu vermeiden, drückt sogar das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) ein Auge zu: Lkw-Fahrer, die wegen der schlechten Parkplatzsituation von den maximal zulässigen Lenkzeiten abweichen müssten, würden ausnahmsweise durch die Kontrollbeschäftigten nicht geahndet, sofern es sich nicht um ein regelmäßiges Vorkommnis handle, informiert das BAG auf Anfrage. Voraussetzung sei, dass dies durch den Fahrer nachvollziehbar protokolliert ist.

Abgesehen vom zahlenmäßigen Mangel an Lkw-Stellplätzen ist auch die oft mangelnde Sicherheit auf Parkplätzen Gegenstand von Diskussionen. Im vergangenen Jahr bezifferte die Arbeitsgemeinschaft Diebstahlprävention in Güterverkehr und Logistik, an der mehrere Branchenverbände mitarbeiten, den Schaden durch Ladungsdiebstahl auf jährlich 1,3 Milliarden Euro – von den Kosten für Reparatur, Konventionalstrafen und Umsatzeinbußen in Höhe von weiteren 900 Millionen Euro ganz zu schweigen. Insgesamt stehlen Kriminelle jährlich Ladungen aus nahezu 26.000 Lkw.

Europaweit beziffert die Europäische Kommission die Verluste durch Ladungsdiebstähle auf mehr als 8,2 Milliarden Euro pro Jahr und unterstützt künftig sichere Lkw-Stellplätze mit 45 Millionen Euro. Laut einer Studie fehlen in der EU rund 400.000 sichere Lkw-Parkplätze, woraufhin eine Expertengruppe die Umsetzung eines Mindeststandards in Bezug auf Sicherheit und Ausstattung erarbeitete. Bei der Entwicklung des Anforderungskatalogs der „Safe and Secure Truck Park Area“ (SSTPA) wirkten auch Experten der Sachverständigenorganisation Dekra mit. Mitglieder der European Secure Parking Organisation (Esporg) verbessern dieses EU-Label weiter. Umgesetzt wurde der Standard SSTPA aber bisher nur auf Parkplätzen in Südfrankreich, Spanien und Rumänien.

KRAVAG TRUCK PARKING-APP

Die Kravag, ein Unternehmen der R+V Versicherungsgruppe, will ab Mai Lkw-Fahrer mit ihrer neuen Kravag Truck Parking-App beim Suchen und Finden von geeigneten Parkplätzen unterstützen. Fahrer können darin Parkplätze bewerten, freigeschaltete Kollegen in ihrer Nähe finden oder sich rechtzeitig vor der nächsten Ruhepause ihre Lieblingsparkplätze anzeigen lassen.

Eine besondere Funktion innerhalb der App, die nur Kravag-Kunden und deren Fahrern zur Verfügung steht, bietet dann ab Sommer dieses Jahres die Möglichkeit, deutschlandweit Parkplätze in einem gerade im Aufbau befindlichen Kravag-Netzwerk zu buchen. Dafür bieten andere Mitgliedsunternehmen auf deren Firmengelände ihre Parkplätze an. „Diese sind nicht gesichert wie Fort Knox, verfügen aber über sanitäre Anlagen für die Fahrer und Sicherheitseinrichtungen wie Umzäunung, ein Hoftor oder auch Kameraüberwachung und eine Beleuchtung“, informiert das Kravag-Team. Bucht ein Transportunternehmen einen Parkplatz, kostet dies voraussichtlich sieben Euro pro Nacht – rund fünf Euro davon landen beim Parkplatzbetreiber. Zurzeit befindet sich das App-Zusatzangebot im Pilotbetrieb mit fünf größeren Unternehmen.

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