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Erdgas rechnet sich Spediteure prüfen Einsatz von LNG

Foto: Meyer Logistik

Ein LNG-Lkw rechnet sich nach drei Jahren - auch ohne Förderung, erklärten Vertreter von Meyer-Logistik bei einer LNG-Roadshow von BGL, Shell und Volvo Trucks.

Wann rechnet sich das Ganze? Wo sind die Tankstellen? Gibt es technische Probleme? Das Interesse von Spediteuren an einem Einsatz von Flüssiggas im Verteiler- und Fernverkehr ist groß, wie eine LNG-Roadshow des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), des Mineralölkonzerns Shell und Volvo Trucks mit Unterstützung von trans aktuell am Mittwoch in Berlin zeigte.

Vom Thema überzeugt sind die Verantwortlichen des auf Frischelogistik spezialisierten Unternehmens Meyer Logistik, das im Berliner Raum seit anderthalb Jahren 20 LNG-Lkw des Typs Iveco Stralis NP mit 400 PS einsetzt. „Bei 14.000 bis 15.000 Kilometern im Monat hat sich das Fahrzeug in drei Jahren amortisiert – auch ohne Förderung“, sagte Logistikleiter Daniel Münch.

Mehrkosten für LNG-Lkw bei etwa einem Drittel

Gefördert wird in Deutschland in mehrfacher Hinsicht. Erstens durch das Förderprogramm für den Erwerb von CO2-armen Lkw, hier winken 12.000 Euro pro Fahrzeug. Zweitens durch die soeben vom Bundestag verabschiedete zweijährige Mautbefreiung für Erdgasfahrzeuge in den Jahren 2019 und 2020 und drittens durch die in Deutschland verlängerte Steuerermäßigung auf Erdgas. Die Mehrkosten für das Fahrzeug liegen laut Meyer Logistik bei etwa einem Drittel.

Was die Tankinfrastruktur angeht, hat Meyer Logistik zumindest im Berliner Umfeld, wo die Fahrzeuge unterwegs sind, keinerlei Probleme. In Grünheide, südöstlich von Berlin, hatte der Gasversorger Liqvis bislang eine mobile Tankanlage stehen, die in diesen Tagen zur stationären umgerüstet wurde. Meyer Logistik sei bislang aber auf Nummer sicher gegangen und habe den Bogen bei der Reichweite nicht überspannt, erklärte René Groß, Gebietsleiter Technik bei Meyer Logistik. Maximal 1.300 Kilometer sei man mit den Fahrzeugen mit einer Tankfüllung gefahren.

Größere technische Probleme habe es nicht gegeben. Die Fahrer profitierten ferner vom geringen Lärmpegel. Die weiteren Vorteile, die Münch und Groß aufzählen: 18 Prozent weniger Verbrauch, 23 Prozent weniger CO2, 60 Prozent weniger Stickoxide und 90 Prozent weniger Feinstaub.

BMVI: Erdgas leistet Beitrag zum Klimaschutz

Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) zeigt sich bei den alternativen Antrieben technologieoffen und gibt daher auch Erdgas eine Chance. Es könne einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und sei vor allem eine schon kurzfristig einsetzbare Option, sagte Birgit Breitfuß-Renner, Leiterin der Unterabteilung Umwelt und Lärmschutz. Explizit wies auch sie auf das Förderprogramm für CO2-arme Lkw hin, das 2018 ein Volumen von zehn Millionen Euro hat. Dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) liegen aktuell 42 Förderanträge für 218 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (darunter auch E-Lkw) vor, wie der Parlamentarische Staatssekretär im BMVI, Steffen Bilger, am Donnerstag bei der BGL-Mitgliederversammlung mitteilte. Auch er appellierte an die Branche: „Alternative Antriebe müssen im Lkw noch stärker zum Rollen kommen.“

Zum Rollen kommt auch die Tankstelleninfrastruktur. Liqvis etwa hat angekündigt, allein in Deutschland bis 2020 acht LNG-Tankstellen zu betreiben. Aktuell sind es zwei, neben der in Grünheide noch eine weitere bei Iveco in Ulm. Und auch Shell ist hier alles andere als untätig: Shell-Deutschland-Chef Thomas Zengerly kündigte im Handelsblatt an, im Lauf der nächsten 18 Monate in der Republik vier weitere LNG-Stationen zu bauen – in NRW, Niedersachsen und Thüringen.

Im September hatte der Konzern seine erste deutsche LNG-Tankstelle in Hamburg eingeweiht, die am 12. November offiziell freigegeben wird. „Das Tanken dauert zwischen vier und sechs Minuten und damit nicht länger als eine Dieselbetankung“, erläuterte Christian Hoellinger, Chef des LNG Business Developments bei Shell.

Shell bietet Schulungen zum Tanken von LNG an

Die Fahrer müssten aber damit vertraut sein, daher bietet das Unternehmen in Hamburg entsprechende Schulungen an. „Wir zeigen, dass LNG ungefährlich ist und nehmen den Fahrern die Angst“, sagte Hoellinger. LNG sei weder giftig noch entflammbar, die Glut einer Zigarette mit 300 Grad reiche nicht aus, das Gas in Flammen zu setzen. Es verbrenne sauberer, produziere weniger Rußpartikel, Schwefel, CO2 und Lärm. „Und es ist auch noch günstiger als Diesel.“

Und auch beim Fahrer müsse man keine Überzeugungsarbeit mehr leisten, hoben die Vertreter von Volvo Trucks hervor. Ein geräuscharmer Betrieb und wahlweise 420 oder 460 PS seien gute Argumente für den Volvo FH LNG. „Die Kunden müssen im Vergleich zum Diesel keine Abstriche machen“, betonte Gregor Frieb, Manager für Business Intelligence & Planning bei Volvo Trucks.

Ob daraus ein Einsatzfall für den eigenen Fuhrpark wird, muss letztlich jeder Spediteur selbst prüfen. Die nötigen Informationen – von der Kostenbetrachtung über die Energieversorgung bis hin zu den Fahrzeugangeboten – liegen für eine Entscheidung nun in jedem Fall vor.

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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
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