Elektro-Lkw für die USA 1.200 Meilen mit einer Füllung

Nikola One Foto: NMC 4 Bilder

Das Unternehmen Nikola Motor Company (NMC) hat eine dreiachsige Elektro-Sattelzugmaschine vorgestellt. Bei einem Gesamtgewicht von umgerechnet rund 36 Tonnen verspricht der Hersteller eine Reichweite von 1.200 Meilen, also gut 1.900 Kilometern. 

Dabei geizt NMC nicht mit Leistung. An jedem der sechs Räder sitzt ein Elektromotor mit 335 PS. Insgesamt liegen also 2.010 PS an. Das maximale Drehmoment beziffert der Hersteller auf mehr als 3.700 ft. lbs., also gut 5.000 Nm. Voll ausgeladen sprintet der Truck dann, zumindest auf amerikanischen Straßen, in 30 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h). Jeder der Motoren verfügt über ein zweistufiges Reduktionsgetriebe. Dank dieser Getriebe steigt das mögliche Drehmoment auf fast 86.000 ft. lbs. (116.600 Nm).

Die Energie für den Nikola One getauften Sattelschlepper schöpft NMC aus einer flüssigkeitsgekühlten Lithium-Ionen-Batterie mit 320 kWh. Die Batterie besteht laut NMC wiederum aus 32.000 einzelnen Zellen. Eine Steckdose benötigt der One indes nicht. Der Lkw arbeitet laut Hersteller mit einem Range-Extender. Eine 400kW (544 PS) starke Gasturbine lädt die Batterie automatisch auf. Zwar sieht NMC den Betrieb mit CNG (Compressed Natural Gas) vor, doch letztlich funktioniere die Turbine auch mit Diesel oder Benzin. NMC verspricht, dass sich die Kosten pro Kilometer dank des Elektro-Layouts halbieren. Neben der Turbine wirken die Elektromotoren bergab oder beim Bremsen als Generator. Gleichsam ersetze dies auch die Motorbremse. 

Torque Vectoring und Einzelradaufhängung

Der direkte Antrieb jedes einzelnen Rades bringt laut Hersteller auch einige Vorteile mit sich. Die Fahrzeugelektronik kann im Zuge des sogenannten Torque Vectoring genau beeinflussen, wie viel Drehmoment (Torque) an jedem Rad zur Verfügung steht. Vorteile des Systems sind demnach ein sichereres Fahrverhalten in Kurven – Torque Vectoring wirkt sich ähnlich aus wie der Schleuderschutz ESP – sowie verbesserte Traktion und Bremskraft. Zudem nutzten sich die Reifen weniger stark ab. 

Zusätzlich habe man dank der Einzelmotoren jedes Rad unabhängig aufgehängt. Dies verbessere den Fahrkomfort, was auch Müdigkeit vorbeuge. Dazu gehören eine eng kontrollierte Federungsgeometrie und geringere ungefederte Massen. Die Lenkgeometrie vermittle eine deutlich bessere Spurtreue sowie intuitive Rückmeldung der Fahrzustände. Der Fahrer könne sich also ganz auf die Straße konzentrieren. Neben der Aufhängung wirke sich auch die Einbaucharakteristik des Elektro-Triebstrangs positiv aufs Fahrverhalten aus. NMC hat die schweren Komponenten auf Höhe des Rahmens oder darunter verbaut. Dies senkt den Schwerpunkt und lässt den One satter auf der Straße liegen als die dieselgetriebene Konkurrenz.  

Tiefkühlschrank und Flatscreen in der Kabine

Ganz den USA verpflichtet, fallen allerdings auch die Dimensionen des Nikola One aus. Den Fahrer wird es freuen. An Bord des One findet er, von sanitären Anlagen abgesehen, alles was ein Reisender zum Wohnen braucht. Über eine mittige Schiebetür gelangt er in sein Reich – laut Nikola um 30 Prozent größer als vergleichbare Kabinen. Dort findet er einen vollformatigen Kühlschrank samt Tiefkühler, 4G LTE Internet und WLAN, zwei große Betten, eine Mikrowelle und einen 42-Zoll-Fernseher. Natürlich ist die Kabine elektrisch klimatisiert. Über zwei Displays – zehn und 15 Zoll groß – kommuniziert der Fahrer mit dem Lkw. Alles werde aus der 320 kWh-Batterie gespeist. Laut Hersteller könnte der Fahrer fast eine Woche in der Kabine wohnen, ohne dass die Gasturbine die Batterie nachladen müsste. 

Für europäische Straßen sollte der Hersteller seinen Triebstrang allerdings in ein deutlich kompakteres Chassis stecken. Schließlich ersticken allein die strikten Längenbeschränkungen ein solches Konzept im Keim. Preislich soll der Nikola One laut dem Technik-Portal Golem.de bei 375.000 Dollar liegen (knapp 330.000 Euro), also deutlich über einem konventionellen Diesel-Truck. Wer seinen One heute schon vorbestellen möchte, muss 1.500 Dollar Gebühr investieren. Diese können zwar am Ende auf den Kaufpreis angerechnet werden, doch mit der Auslieferung sei erst in drei bis vier Jahren zu rechnen. 

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