Eisplatten auf dem Lastzug Gefährliche Dachlasten

Foto: Micha Hofmann
Meinung

Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, weil Eisplatten vom Lkw-Dach auf andere Verkehrsteilnehmer fallen.

Noch gibt es auch in Deutschland jedes Jahr Winter. In unschöner Regelmäßigkeit fallen nach jedem Schneefall auf den Autobahnen Eisplatten von Lastzügen. Viele Transportunternehmen stellen den Fahrern daher Schneeräumgerüste zur Verfügung. Es gibt Informationen über frei zugängliche Anlagen. Warum die Gefahr trotzdem nicht geringer wird, diskutieren wir am 28. Januar bei FERNFAHRER LIVE mit dem Kölner Polizeihauptkommissar Tom Fiala.

Es ist wieder passiert. Wie in der Nacht zum vergangenen Montag. Auf der A 4 durchschlug eine Eisplatte die Frontscheibe des hinter einem Lkw fahrenden Kleintransporters. Der Fahrer des Wagens blieb unverletzt. Auch auf der A 38 gab es einen derartigen Vorfall. Gegen 10:00 Uhr am selben Tag befuhr ein Lkw-Fahrer aus Ladbergen die Bundesautobahn 44 in Richtung Kassel, wie die Polizei aus Bielefeld bekannt gab „Zwischen den Anschlussstellen Lichtenau Westfalen und Marsberg löste sich eine Eisplatte, die sich auf dem Dach des Lkw befand. Sie rutschte von dem Dach und schlug in der Windschutzscheibe des hinter dem Lkw fahrenden Mercedes AMG eines 63-Jährigen aus Hatten ein. Der Hattener blieb unverletzt“ So geht das bald jeden Tag im Winter. Bundesweit.

Schneegerüste verhindern die Gefahren

„Ich kann einfach nicht nachvollziehen, dass sich Lkw-Fahrer dieser Gefahr nicht bewusst sind“, sagt Peter Jandl, langjähriger Lkw-Fahrer der Spedition Steinbach in Bayreuth, der dort auch die jungen Nachwuchsfahrer in der dreijährigen Ausbildung betreut und neu eingestellte Fahrer einweist. „Denn sie sind voll und ganz dafür verantwortlich, wenn etwas passiert.“ Auch Eurotransport.de weist immer wieder auf die Gefahren hin, dass Eisplatten auf Lkw zu gefährlichen Geschossen werden können, wenn sie sich von dort lösen. Steinbach etwa hat bereits im Februar 2017 ein Eisgerüst von Krause aufstellen lassen. „Für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer haben wir einen fünfstelligen Betrag investiert“, so Fuhrparkleiter Micha Hofmann. „Wir Kraftfahrer sind von der Firma dazu verpflichtet, unsere Lkw zu kontrollieren und den über Nacht liegengeblieben Schnee zu entfernen“, ergänzt Jandl. „Bei uns steht die Sicherheit an erster Stelle und bei Steinbach ist es eine Selbstverständlichkeit, uns Fahrern das Equipment zur Verfügung zu stellen.“

Schneeräumanalgen für unterwegs

Mittlerweile gibt es auch frei verfügbare Schneeräumanlagen. Sie sind auch in der Truck Stops App des FERNFAHRER integriert. Die einzelnen Stationen sind im Filter unter „Sonstige Services" zu finden – sowie über die Suchfunktionen. Die Truck Stops App ist die komplett überarbeitete Nachfolgerin der Autohöfe App und vereint alle für Fahrer relevanten Orte in einer App. Sie ist für Apple und Android-Geräte kostenlos verfügbar. Die Liste der Räumanlagen gibt es allerdings auch zum Herunterladen auf dieser Seite. Auch KRAVAG Truck Parking bietet den Mitgliedern eine Übersicht über Partnerspeditionen mit Eisgerüsten.

Kontrollen in der Schweiz

In der Schweiz hat die Kantonspolizei Aargau nun damit begonnen, von einer Brücke aus die gefährlichen Dachlasten vorbeifahrender Lkw zu beobachten, hat mir der deutsche Lkw-Fahrer Heinz Mahn, der bei Dreier beschäftigt ist, berichtet. 24 Fahrer wurden angezeigt. „Auch bei uns gibt es natürlich ein Schneeräumgerüst“, sagt Heinz. „Die Gefahr, dass etwas passiert, ist einfach zu groß.“

Aufklärung über mögliche Ahndungen

Auch in Deutschland hat die Polizei mittlerweile ein Auge auf diese Gefahr. Polizeihauptkommissar Tom Fiala, Verkehrssicherheitsberater der Direktion Verkehr beim Polizeipräsidium Köln, vielen Fahrern vor allem bekannt als langjähriger Gastgeber der regionalen Fernfahrerstammtische der Autobahnpolizei Köln, warnt vor den möglichen Ahndungen. Da ist zum Einen der Paragraf 23 (1) StVO. „Er lautet, Sie führten das nicht vorschriftsmäßige Fahrzeug, obwohl die Verkehrssicherheit wesentlich beeinträchtigt war“, so Fiala. „Das kostet 80 Euro Bußgeld, gibt einen Punkt in Flensburg und wurde bereits im Jahr 2010 vom Oberlandesgericht Bamberg (AZ 3 Ss Owi 1696/10) bestätigt.“ Die zweite mögliche Ahnung: „Sie ließen einen Gegenstand auf der Fahrbahn liegen, wodurch der Verkehr gefährdet oder erschwert wurde“, ergänzt Fiala. Hier liegt das Bußgeld bei 60 Euro, es gibt ebenfalls einem Punkt. Das kommt in Frage, wenn eine größere Eisplatte auf der Fahrbahn zurückbleibt.“

Fernfahrerstammtisch zu Gast bei FERNFAHRER LIVE

Auf Grund der weiter anhaltenden Corona-Pandemie kann die Autobahnpolizei derzeit ihre beliebten Fernfahrerstammtische nicht mehr als Präsenzveranstaltungen durchführen. Wir freuen uns daher, dass PHK Tom Fiala am Donnerstag, dem 28. Januar ab 17 Uhr unser Gast der 51. Sendung von FERNFAHRER LIVE sein wird. Wir sprechen zunächst über das Problem mit den Eisplatten, die Lkw-Fahrer werden vertreten durch Peter Jandl, Heinz Mahn, Ralf Kalabis-Schick und Burkhard Taggart. Während der Sendung können Fragen an die Polizei über die Kommentarspalte gestellt werden.

Tom Fiala ist als Verkehrssicherheitsberater allerdings in vielen Themenbereichen unterwegs, natürlich auch grundsätzlich zu den allgemeinen Lkw-Kontrollen der Autobahnpolizei. Erfreulich also für mich, dass ihm auch die möglichen Sanktionen gegen ausländische Frachtführer, die über eine längere Zeit mit abgestellten Fahrzeugen die Lkw-Parkplätzen auf Autobahnrastplätzen blockieren, gut bekannt sind. Denn auf der Raststätte Frechen an der A 4 wurde es bereits im letzten Jahr praktiziert. Wir freuen uns auf eine informative Sendung.

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