eCitaro für Wiesbaden Mercedes Benz liefert 56 elektrische Stadtbusse

Foto: Thorsten Wagner 2 Bilder

Mercedes‑Benz hat einen Rekordauftrag für den elektrischen Stadtbus eCitaro von der ESWE Verkehrsgesellschaft mbH aus der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden erhalten.

Das Unternehmen will seine Flotte bis 2022 komplett umstellen. Als Anbieter ganzheitlicher Lösungen für Elektromobilität liefert Mercedes‑Benz nicht nur die Elektrobusse, sondern übernimmt auch den Umbau des Betriebshofs, die Auslegung und Errichtung der Lade-Infrastruktur sowie das Lademanagement. Wiesbaden stellt mit dem Auftrag innerhalb von kurzer Zeit ein Fünftel seines Omnibusfuhrparks auf Elektromobilität um.

Ulrich Bastert, Leiter Marketing, Sales and Customer Services Daimler Buses sagte bei der symbolischen Übergabe eines Busses: „Der neue eCitaro hat sich aufgrund seiner herausragenden Eigenschaften in kürzester Zeit durchgesetzt. Die Ausschreibung Wiesbaden zeigt aber auch die systemhaften Herausforderungen der Einführung von E-Mobilität und es freut uns besonders, dass wir hierbei mitwirken können.“ Bisher konnte Mercedes Aufträge für Hamburg, Mannheim/Heidelberg und Berlin verbuchen.

Frank Gäfgen, Geschäftsführer ESWE Verkehr: „Wir beginnen jetzt die Verwirklichung unserer Vision vom emissionsfreien Fahren im Nahverkehr in Wiesbaden. Wir wollen uns damit in Deutschland an die Spitze setzen.“ Um diesem Anspruch gerecht zu werden, engagieren sich die Wiesbadener mit Mainz zusammen auch in Sachen Wasserstoff, setzen hier jedoch nicht wie Stuttgart auf Mercedes, sondern auf EBE-Europe. Die Errichtung einer Wasserstofftankstelle ist auf dem Wiesbadener Depot unweit des Hauptbahnhofs vorgesehen.

Erst im vergangenen Herbst auf der IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt, eilt der voll elektrisch angetriebene und somit lokal emissionsfreie Stadtbus Mercedes‑Benz eCitaro in die Städte. Neueste Bestmarke ist nun der Groß­auftrag über 56 Omnibusse von ESWE Verkehr in Wiesbaden. Die hessische Landeshauptstadt wird die ersten zehn eCitaro des Auftrags noch in diesem Jahr erhalten, die weiteren Omnibusse folgen im kommenden Jahr. Die zweite Beschaffung ab 2020 soll 140 Busse inklusive 20 Gelenkbusse umfassen, wobei das Bieterverfahren dann nicht mehr den gleichen Umfang haben solle wie das erste, das mehrfach umgestaltet werden musste und teilweise für Erstaunen bei Herstellern und Experten gesorgt hatte. Auch Daimler beginnt wie viele andere Hersteller, ab 2020 elektrische Gelenkbusse zu liefern.

Große Batteriepakete und rein elektrische Zusatzheizung

Die ersten 15 eCitaro für Wiesbaden erhalten Lithium-Ionen-Batterien der aktuellen Akasol-Generation. Es handelt sich um Batterien mit NMC-Technologie (Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid-Zellen). Jeder eCitaro verfügt über zwölf Batteriepakete mit einer Gesamtkapazität von 292 kWh, eine Kombination, die erst seit kurzen angeboten wird und nicht zuletzt aufgrund der Wiesbadener Anforderungen konzipiert wurde.

Die weiteren 41 eCitaro werden mit den für 2020 angekündigten Feststoffbatterien des französischen Herstellers Bolloré (Blue Solutions) ausgestattet sein. Mit dieser neuen Batterietechnologie übernimmt der eCitaro eine gewisse Führungsrolle, wenn auch statt NMC- hier konventionellere LMP-Chemie (Lithium Polymer) zum Einsatz kommen soll. Diese Feststoffbatterien, die sich besonders gut für den Einsatz im Bus auszeichnen, besitzen eine sehr hohe Energiedichte und müssen nicht aktiv gekühlt werden. Sie sind jedoch nicht schnellladefähig mit Pantografen oder für die Streckenladung unterwegs. Sieben Batteriepakete stehen in diesem Fall für eine enorme Batteriekapazität von 441 kWh, was in etwa der des MAN Lion’s City E entspricht, der aber erst 2020 auf den Markt kommt. Damit legt der eCitaro selbst unter der besonders schweren Randbedingung des rein elektrischen Heizens im Winter mehr als 200 km nach SORT 2 zurück (der aktuelle eCitaro mit zehn Batteriemodulen schafft hier bisher nur rund 110 bis 150 Kilometer). Alle 56 Omnibusse werden per Stecker im Depot geladen. Als erste Vertreter des vollelektrischen eCitaro werden die ESW-Busse über den neuen "Sideguard Assist" mit integriertem Abbiegeassistent verfügen, der zuerst in den Mercedes-Dieselbussen seine Premiere feierte.

Elektrobus und Infrastruktur aus einer Hand

Als Besonderheit übernimmt Mercedes‑Benz im Rahmen dieses Auftrags die Generalunternehmerschaft als Lieferant des Gesamtsystems einschließlich Baumaßnahmen für die Infrastruktur – eine Premiere in Deutschland. In diesem Rahmen wird der bestehende Betriebshof umgeplant, umgebaut und schrittweise mit Ladesäulen für die Omnibusse ausgestattet. Die Aufgaben umfassen sogar die Errichtung der Trafostation zur Umformung des Stroms von Mittel- auf Niederspannung sowie die Kabelverlegung auf dem Gelände.

Ulrich Bastert: „Wir wollen am Beispiel von Wiesbaden die Einführung der E‑Mobilität in all seinen Teilaspekten konkret durchdringen, um dadurch weitere Anstöße zu gewinnen, wie ein Gesamtsystem optimiert werden kann. Dies wird aber zumindest aktuell nicht zuletzt auch aufgrund kapazitativer Beschränkungen eine Ausnahme bleiben.“ Daimler Buses unterhält für derartige Beratungs- und Konzeptionsaufgaben den eigenen Bereich „Mobility Solutions“ unter der Leitung von Alexander Pöschl mit Standorten in Berlin und Neu-Ulm.

Bestandteil des Auftrags ist ebenfalls das Lademanagement. Es wird zusammen mit dem Partnerunternehmen IVU Traffic Technologies aus Berlin zugesteuert, einem anerkannten Spezialisten für maßgeschneiderte IT‑Lösungen. Erst kürzlich hatte Daimler eine finanzielle Beteiligung an dem Unternehmen bekannt gegeben.

Dazu gehört zunächst die Zuweisung jedes einzelnen Omnibusses bei seiner Einfahrt an einen definierten Ladepunkt. Ein smartes Lademanage­ment stellt sicher, dass alle Omnibusse mit der notwendigen Strommenge für ihre nächste Fahrt geladen werden, einschließlich Vorkonditionierung, also der Temperierung von Batterie und Fahrgastraum. Sie sichert maximale Effizienz und macht so den Verbau von rein elektrischen Zusatzheizungen möglich – deren Betrieb mit Heizöl ist bisher ein häufiger Kritikpunkt an den Elektrobussen. Den Service für den eCitaro von der ESWE Verkehr wird in Zusammenarbeit mit dem Mercedes-Partner Taunus Auto Verkauf AG (TAV), das in unmittelbarer Nachbarschaft in Schierstein liegt, durchgeführt.

ESWE Verkehrsgesellschaft mbH und Mercedes-Benz: enge und erfolgreiche Partnerschaft

ESWE Verkehrsgesellschaft mbH betreibt den Öffentlichen Personennah­verkehr in Wiesbaden mit 271 Omnibussen. Sie fahren auf 41 Linien und befördern im Jahr knapp 60 Millionen Fahrgäste. Von den rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind zwei Drittel im Fahrdienst tätig. Diese Flotte setzt sich zum weit überwiegenden Teil aus Mercedes‑Benz Citaro zusammen. Mit Einführung des eCitaro verwirklicht ESWE Verkehr einen ambitionierten Plan: Innerhalb von nur einem Jahr stellt das Unternehmen ein Fünftel seines Omnibus-Fuhrparks auf vollelektrische Fahrzeuge um.

Mercedes-Benz und ESWE Verkehr pflegen seit langem eine erfolgreiche Partnerschaft. Das wird nicht nur an zwei Stadtbus-Klassikern mit Stern der Baujahre 1961 und 1983 deutlich. Zum Beispiel übernahm ESWE Verkehr im Jahr 2012 den ersten emissionsarmen Citaro nach Abgasstufe Euro VI. Er hatte zuvor dort seine Weltpremiere in der Öffentlichkeit erlebt. Mit Unterstützung des Verkehrsbetriebs veranstaltete Mercedes-Benz 2014 auch den vielbeachteten „Record Run“. Bei diesem Wettbewerb erzielte der Citaro Euro 6 unter praxisnahen Bedingungen im Wiesbadener Stadtverkehr bei neutraler Aufsicht im Vergleich zum Vorgängermodell einen Verbrauchsvorteil von 8,5 Prozent mit entsprechend niedrigeren CO2-Emissionen.

Mit dem Mercedes‑Benz eCitaro geht das Unternehmen nun den nächsten großen Schritt: ESWE Verkehr und die Stadt Wiesbaden haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, als erste Stadt Deutschlands die Vision vom emissionsfreien Nahverkehr zu verwirklichen. Der sauberste Diesel von Daimler war nun für die ESWE auch der Letzte.

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