eCitaro für die BVG Berlin steigt um

Mercedes-Benz eCitaro elektrisiert europäische Verkehrsbetriebe

Mercedes-Benz eCitaro "electrifies" European transport operators Foto: Daimler AG

Mit dem neuen Mercedes eCitaro fahren die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ab sofort lokal emissionsfrei. Bisher waren in der Hauptstadt nur vier Solaris E-Busse unterwegs, deren Induktionsladung sich jedoch als anfällig erwiesen hat. Weitere 15 Solaris Elektro-Gelenkbusse aber folgen auf dem Fuß.

Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses, überreichte den Schlüssel des ersten von 15 Mercedes-Benz eCitaro an Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende und Vorstand Betrieb der BVG. Oberwörder sagte: "Wir freuen uns, dass unser eCitaro jetzt Berlin unter Strom setzt. Mit dem lokal emissionsfreien eCitaro schlägt die BVG ein neues Kapitel der umweltfreundlichen Mobilität auf. Was mir besonders wichtig ist: Wir unterstützen unseren Kunden zusätzlich durch eine individuelle Beratung und maßgeschneiderte Servicepakete bei der sukzessiven Umstellung auf Elektromobilität."

Berlin will bis 2030 seinen Busverkehr weitgehend emissionsfrei gestalten und für längere Linien auch auf Brennstoffzellen als Rangeextender setzen. Dabei geht die BVG von einem Mehrbedarf von bis zu 400 Bussen oder rund 30 Prozent aus, die 2030 eingesetzt werden sollen. Das deckt sich mit Angaben von Mercedes-Benz auf der Elekbu-Konferenz im Februar, in der von "30 bis 50 Prozent Mehrbedarf bei Zwischenladung im Betriebshof" die Rede war. Schon 2021 sollen rund zehn Prozent (oder 230 Busse) der Flotte elektrifiziert sein, wie Dr. Daniel Hesse, Stabsstellenleiter Infrastruktur alternative Antriebe der BVG, auf der Messe Bus2Bus in Berlin unlängst erklärte. Den Erfahrungen mit den Wasserstoffverbrennungsmotoren von MAN von 2006 bis 2016 erteilte er derweil eine klare Absage, auch wenn es künftig einen Technik-Mix geben werde.

Dr. Sigrid Nikutta erläuterte bei der Übergabe die besondere Rolle der neuen Elektrobusse: "Wir machen Berlin noch lebenswerter. Schon jetzt sind zwei Drittel unserer jährlich mehr als eine Milliarde Fahrgäste elektrisch unterwegs, mit U-Bahnen, Straßenbahnen und unseren Solarfähren. Mit den ersten Serienbussen beginnt jetzt die Umstellung unserer Busflotte auf den umweltfreundlichen Elektroantrieb."

Neue Aufträge auch für Dieselbusse

Den hohen politischen Stellenwert des spät, aber wohl doch langfristig eingeleiteten Wechsels vom Verbrennungsmotor zum lokal emissionsfreien Antrieb für Stadtbusse dokumentierte bei der Übergabe die Anwesenheit von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Regine Günther (parteilos für Bündnis90/Die Grünen), Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin sowie von Ramona Pop (Bündnis90/Die Grünen), Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Berlin und Vorsitzende des BVG-Aufsichtsrats.

Bereits im Februar gab es einen kleinen Vorstellungstermin, da der erste Bus zu Anpassungen und Tests in der Stadt war. Auch wenn Berlin nicht zu den 14 "Intensivstädten" der NOx-Grenzwertüberschreitung gehört, hat die Hauptstadt akute Probleme mit der Luftreinhaltung, weshalb die BVG wie andere Unternehmen massiv unter Druck steht, emissionsfreie Busse zu beschaffen. Trotzdem wurde 2018 noch ein Auftrag für optional bis zu 950 emissionsarme Euro 6-Dieselbusse platziert und Ende des Jahres wurde der Zuschlag für bis zu 400 neue Doppeldecker an den schottischen Hersteller Alexander Dennis Limited (ADL) explizit für Dieselantriebe vergeben, Alternativen durften dabei nicht angeboten werden. Bis 2021 werden die Elektrobusse der BVG von Bund und Land finanziell gefördert.

Lokal emissionsfrei – und mit exklusivem Design

Der eCitaro eignet sich laut Hersteller "ideal für die legendäre Berliner Luft", denn er fährt lokal emissionsfrei und außerdem besonders leise. Der vollelektrische Mercedes hebe die Elektromobilität mit Stadtbussen auf ein neues Niveau, denn er besteche durch eine hohe Energieeffizienz, auch wenn seine ZF AxTrax AVE-Motoren noch nicht über Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PSM) verfügen, die als effizienter als Asynchronmotoren (ASM) gelten. Basis dafür ist ein hochentwickeltes Thermomanagement mit Konvekta-Wärmepumpe (Kühlmittel erstmals in Serie mit CO2) zur Beheizung des Fahrgastraums, einer optimalen Temperierung der Akasol-NMC-Batterien der ersten Generation (ab 2020 wird die zweiter Generation mit rund 30 Prozent Mehrleistung in Serie gehen) mit 243 kWh Kapazität und einer weitgehenden Vernetzung von Komponenten und Systemen. Viele von ihnen sind erstmals zusammen mit dem eCitaro verfügbar.

Sein exklusives Design auf Basis der Grundform des beliebten Mercedes Benz Citaro sowie stilistischen Elementen des 2016 gezeigten, teilautonomen "Future Bus" führt zu einem eigenständigen Erscheinungsbild (siehe auch das Spezial über den Mercedes-Benz eCitaro in lastauto omnibus Heft 8/2018).

Umfangreich ausgestattet: die eCitaro für Berlin

Die eCitaro der BVG zeichnen sich durch eine umfangreiche Ausstattung aus. Fahrgäste profitieren von einer Klimaanlage (siehe oben), 15 USB-Doppelsteckdosen für mitgebrachte Endgeräte und drei Monitoren zur Information während der Fahrt. In ihrer Mobilität eingeschränkte Fahrgäste können großzügige Flächen für Rollstühle und Kinderwagen nutzen, außerdem an Bord sind taktile Haltestangen mit geriffeltem Griffprofil an den Türen und eine kontrastreiche Gestaltung des Innenraums. Insgesamt bietet der BVG-Bus 30 Fahrgästen sitzend und weiteren 35 stehend Platz, das sind gut 25 weniger als im Dieselpendant, was dem enormen Gewicht der Batterien von rund zwei Tonnen geschuldet ist. Busfahrer werden die Außenkamera zur Beobachtung von Radfahrern und Fußgängern schätzen. Sicherheit vermitteln Innenraum-Überwachungs¬kameras sowie eine Türschließwarnung mit roter LED-Lichtleiste und Video-Überwachung. Das Stabilitätsprogramm ESP ist beim Solowagen ebenso wie die höchst komfortable elektronische Wank-Nick-Regelung WNR selbstverständlich (siehe hierzu den ausführlichen Fahrbericht in lastauto omnibus Heft 3/2019), die neuen Sicherheitssysteme "Preventive Brake Assist" sowie der "Sideguard Assist" mit integriertem Abbiegeassistent sind zum Serienanlauf derzeit noch nicht verfügbar. Die Zusatzheizungen der Busse arbeiten zu Beginn der Auslieferungen noch konventionell mit Heizöl, was aber nach Aussage von Mercedes mittelfristig auf einen umweltfreundlicheren Betrieb umgestellt werden soll.

Die Bestückung des eCitaro mit zehn Lithium-Ionen-Batteriemodulen (schnellladefähige Nickel-Mangan-Kobalt-Chemie, NMC) und einer Gesamtkapazität der insgesamt zehn Module von 243 kWh gewährleistet eine Reichweite von rund 150 Kilometern auch unter schwierigen Bedingungen in Sommer oder Winter. Unter Idealbedingungen fährt der eCitaro sogar etwa 250 Kilometer ohne Nachladung, mit dem nachgeschobenen, größeren Batteriepaket mit 12 Modulen sogar bis zu 300 Kilometer. Das Aufladen der Batterien der 15 eCitaro für die BVG erfolgt per Stecker im Depot, mittelfristig will die BVG aber auch mit Streckenladung Erfahrungen sammeln.

Daimler Buses baut an seinem Standort Berlin passend zum Start des eCitaro die elektrische Service-Kompetenz für Omnibusse deutlich aus. Der deutsche Marktführer bei Reise- und Stadtlinienfahrzeugen investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in einen Neubau auf dem Gelände des bestehenden BusWorld Home-Betriebs und gibt damit ein klares Bekenntnis zum Standort in der Hauptstadt ab. „Durch die umfassenden Baumaßnahmen ist Daimler Buses für die zukünftigen Herausforderungen, das steigende Reisebusvolumen und für das Reisebusvolumen im Bereich der Elektromobilität gewappnet", erläutert Till Oberwörder weiter. So wird der Neubau auf dem 16.000 Quadratmeter großen Grundstück unter anderem auch spezialisierte Arbeitsplätze für die Arbeit mit Hochvolttechnik erhalten. Seit einiger Zeit betreibt die Dienstleistungsmarke Omniplus eine Elektromobilitäts-Musterwerkstatt in Dortmund.

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