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E-Highway in Schleswig-Holstein geplant Oberleitungs-Lkw Ende 2018 auf A1 unterwegs

Siemens und Scania forschen gemeinsam am elektrifizierten Straßengüterverkehr / Siemens and Scania are conducting joint research into the electrification of road freight traffic Foto: Dietmar Gust

Die Vorbereitungen für einen Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw in Schleswig-Holstein und Hessen sind angelaufen. Während sich das hessische Wirtschaftsministerium zu den genauen Plänen gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell noch in Schweigen hüllt, machen die Kollegen aus Kiel daraus kein Geheimnis. "Angestrebt ist ein Betrieb ab Ende 2018", heißt es aus dem schleswig-holsteinischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium.

 Der Versuch soll auf einem Abschnitt der A1 bei Lübeck erfolgen, der sechsspurig ausgebaut ist. Dies ist von Norden kommend am Dreieck Bad Schwartau der Fall, wo die A226 einmündet. Das Vorhaben auf der A1 – sie ist zwischen Hamburg und Heiligenhafen auch als Vogelfluglinie bekannt – ist für das von SPD, Grünen und SSW regierte Bundesland aus mehreren Gründen interessant: "Sie ist die stärkste Lkw-Verkehrsachse in Schleswig-Holstein, und sie ist die Zulaufstrecke des Kombinierten Verkehrs für den Lübecker Hafen", erläutert ein Sprecher des Verkehrsministeriums. "Gleichzeitig besteht hier die einmalige Gelegenheit, die Zulaufstrecken der kommenden Festen Fehmarnbeltquerung umwelt- und klimafreundlich auszurichten."

Chance für Schulterschluss mit Skandinavien

Die Verantwortlichen im Land denken bei dem Projekt auch länderübergreifend: So biete sich die Chance für einen Schulterschluss mit Skandinavien. In Schweden war vorigen Sommer die weltweit erste öffentliche Teststrecke für Lkw mit Stromabnehmern an den Start gegangen. In diesen Tagen erfolgt der Testbetrieb auf der nächsten Strecke in Kalifornien. In Deutschland erprobt der Siemens-Konzern die entsprechende Technologie seit Jahren in seinem Versuchsgelände in Groß Dölln in der Uckermark – aber noch nicht auf einer öffentlichen Straße.


Auf welchem Abschnitt der A1 genau der E-Highway gebaut werden soll, hat zwischenzeitlich Landesumweltminister Robert Habeck (Grüne) verraten: Ihm schwebt eine sechs Kilometer lange Versuchsstrecke zwischen Reinfeld und Lübeck vor. In unmittelbarer Umgebung hat eine mittelständische Spedition ihren Sitz. Sie ist laut Verkehrsministerium von Beginn der Planungen an Bord. Gegenüber trans aktuell möchte sich in der jetzigen frühen Projektphase noch nicht näher dazu äußern. Bei der einen Spedition muss es aber nicht bleiben. "Weiteren  Interessierten ist eine Beteiligung möglich", sagt der Sprecher des Verkehrsministeriums.

Schleswig-Holstein will Abkehr von fossilen Energieträgern

Das Interesse aus Schleswig-Holstein an einer Teststrecke kommt nicht von ungefähr. Die Verantwortlichen in Kiel bezeichnen ihr Bundesland als "Energiewendeland", das wie geschaffen für einen derartigen Feldversuch sei. Die Stromerzeugung komme aus erneuerbaren Energien, die zumindest rechnerisch bereits zu mehr als 100 Prozent den Bruttostromverbrauch des Landes abdeckten. "Damit kann Strom aus erneuerbaren Energien auch im Verkehrssektor zum Einsatz kommen und die Sektoren Strom und Verkehr miteinander verbinden", erklärt das Ministerium. Zwar ist es kein Geheimnis, dass die Landesregierung die Bahn für den Güterverkehr favorisiert. Doch ist ihr bewusst, dass der Verlagerung Grenzen gesetzt sind. Also wolle man den verbleibenden Güterverkehr auf der Straße deutlich umwelt- und klimaverträglicher gestalten.

Finanzierung aus Mitteln des Zukunftsinvestitionsprogramms

Was die Finanzierung der beiden Länder-Feldversuche in Hessen und Schleswig-Holstein angeht, ist bereits alles geregelt: Sie erfolgt aus Sondermitteln des zehn Milliarden Euro schweren Zukunftsinvestitionsprogramms, das Ende 2018 ausläuft. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen beziffert die Kosten pro elektrifizierten
Kilometer Autobahn in beide Richtungen auf 1,5 bis 2,5 Millionen Euro.
Im Dezember 2014 hatte die Bundesregierung mit der Verabschiedung des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 den Weg für den Feldversuch frei gemacht. Ein Jahr später rief sie im Rahmen des Förderprogramms "Erneuerbar mobil" Interessenten im Bundesanzeiger dazu auf, ihr mögliche Projekte zu skizzieren. Als eine Anforderung ist die Einbindung mindestens einer Spedition und der für die jeweilige Strecke verantwortlichen Gebietskörperschaft genannt. "Es geht bei dem Feldversuch darum, die Alltagstauglichkeit der Technologie, die seit mehreren Jahren auf einem abgeschirmten Testgelände in Groß Dölln erfolgreich erprobt wird, zu demonstrieren", erklärt das Bundesumweltministerium.

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