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DVF-Präsident Raimund Klinkner im Porträt Netzwerker par excellence

Foto: silkeandchrisphotography

Prof. Dr. Raimund Klinkner ist Präsident des Deutschen Verkehrsforums und hat viele weitere Herausforderungen angenommen – ein Porträt.

Die Logistik und die Produktion als voneinander getrennte Bereiche zu betrachten, das ist nicht die Sache von Prof. Dr. Raimund Klinkner. „Es geht um ganzheitliche Wertschöpfungsketten – und das über Länder- und Unternehmensgrenzen hinweg“, sagt er im Gespräch mit eurotransport.de. Und dass er selbst genau dieses Prinzip lebt, wird schnell klar: Er ist bestens vernetzt und betrachtet die Dinge über alle nur erdenklichen Grenzen hinweg. Und das in gleich doppelter Funktion: Der 54-Jährige ist Vorsitzender des Präsidiums des Deutschen Verkehrsforums (DFV) in Berlin und geschäftsführender Gesellschafter des Institute for Management Excellence (IMX) in München.

„Eigentlich bin ich von der Ausbildung her kein Logistiker, sondern eher Produktioner“, betont Klinkner. Seine berufliche Laufbahn begann er 1991 nach seinem Maschinenbaustudium an der Technischen Universität (TU) München „beim Porsche“ in Stuttgart-Zuffenhausen.

Schon gleich nach seinem Studium sei ihm klar gewesen: „Der Megatrend wird zur Logistik gehen.“ Bereits mit Anfang 30 verantwortete Klinkner bei Porsche dann die Bereiche Logistikplanung, Beschaffung und Fabriksteuerung. „Und so wurde Logistik zu meinem Lebensthema.“ Während seiner Zeit bei Porsche promovierte er 1994 berufsbegleitend zum Thema „Qualitätsintegrierende Fertigungsstrategien in der Automobilindustrie“.

1998 wechselte Raimund Klinkner als Vorstand der Ressorts Produktion, Logistik, Einkauf und IT zum Werkzeugmaschinenhersteller Gildemeister, heute DMG Mori, mit Sitz in Bielefeld. 2002 gewann das Unternehmen, in dem er zu jener Zeit als Vorstand unter anderem für Produktion und Logistik verantwortlich war, den Deutschen Logistik-Preis, den die Bundesvereinigung Logistik (BVL) vergibt.

Neben seinen beruflichen Aufgaben wurde Klinkner im Jahr 2000 zunächst als Lehrbeauftragter an die TU Berlin und dann 2003 zum Honorarprofessor für Produktionslogistik an das Institut für Technologie und Management im Bereich Logistik berufen. Seither vermittelt er angehenden Akademikern an der TU Berlin seine umfassenden Erfahrungen in der Produktionslogistik.

Dank seines wissenschaftlichen Engagements in der Hauptstadt erweiterte er sein Netzwerk in der Branche beständig. So war es kein Wunder, dass ihn die BVL darauf ansprach, ob er Vorsitzender der Branchenvereinigung werden wolle. Bis dahin hatte er dort bereits im Beirat und im Vorstand mitgewirkt. Der engagierte Manager nahm die Herausforderung an und war von 2007 bis 2017 Vorstandsvorsitzender.

Sehr erfolgreich übrigens, denn die Vereinigung lobte das Engagement Klinkners nach den elf Jahren als „Impulsgeber an der Schnittstelle zwischen Produktion und Logistik“. Den Umstand, dieses Amt nach den vier maximal möglichen Amtsperioden weitergeben zu müssen, sieht Klinkner positiv. „Ich halte es für sinnvoll, dass die Vereinigung immer wieder neue Akzente setzt.“

Verkehrswende begleiten

Seine aktuelle Herausforderung im DVF sieht Klinkner in der „Synchronisierung der Verkehrswende“. Und die Möglichkeit, sich in dieser Position vor allem inhaltlich einzubringen, reizt ihn. Auch hier denkt Klinkner, der Freude daran hat, Menschen und Themen sinnvoll zusammenzubringen, wieder übergreifend. Ihm geht es darum, den politischen Hintergrund für zukünftige Verkehre zu gestalten – und das über die Grenzen aller Verkehrsträger hinweg.

Die gesamte Branche wisse, dass „die physische und digitale Infrastruktur“ sehr unter dem Investitionsstau der vergangenen Jahre leide. Dabei müssten allein für den Klimaschutz intelligente, innovative und wohldurchdachte Systeme gestaltet werden. Deswegen gelte es, die entsprechenden Inhalte in die Politik zu transportieren. Tatsächlich unterscheide sich diese politische Arbeit durchaus von dem, was er drei Jahrzehnte als Manager erlebt habe. „Das ist wirklich neu für mich und gleichzeitig hochinteressant.“

Wie zu erwarten setzt Klinkner auch in dieser Funktion von Anfang an Akzente. Etwa mit dem neuen Veranstaltungsformat „Quergedacht“, das im vergangenen Monat mit dem Thema „Klimaschutz und Mobilität – wie finden wir den gesellschaftlichen Konsens?“ Premiere feierte. Oder damit, dass es in der DVF-Geschäftsführung seit Neuestem eine „schlagkräftige“ Doppelspitze mit Dr. Heike van Hoorn und Dr. Florian Eck gibt (siehe Kasten).

Der gebürtige Saarländer und Wahlmünchner reist regelmäßig in die Bundeshauptstadt. „Der persönliche Kontakt vor Ort ist mir sehr wichtig,“ sagt Klinkner. In der vorletzten Woche beispielsweise sei er von Dienstag bis Samstag in Berlin gewesen. Trotzdem habe er dort keine eigene Wohnung, obwohl „wir in der Familie schon darüber gesprochen haben“, wie er einräumt. „Etwa ein Drittel der Zeit meines beruflichen Engagements bringe ich für das Deutsche Verkehrsforum auf“, sagt Klinkner.

Ein weiteres Drittel seiner Zeit nehmen die Aufgaben für Aufsichtsratsmandate in Anspruch. Klinkner gibt zu: „Seit Beginn meiner Karriere habe ich Freude daran, Verantwortung zu übernehmen, und es macht mir Spaß, zu gestalten.“

Seit Mai ist er Aufsichtsratsvorsitzender beim Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer in Würzburg. Bis 2018 war er Aufsichtsratsvorsitzender beim maschinenbauer DMG Mori. Im amerikanischen Unternehmen Terex ist er seit 2012 Mitglied des Board of Directors. Er ist im Verwaltungsrat des Schweizer Unternehmens Rehau und Beiratsmitglied der EBM-Papst Group. Obendrein gehört er dem Manufacturing Excellence (MX) Board an. MX gründete er 2004 „aus Frust“ darüber, dass so viele Arbeitsplätze in Billiglohnländer abwanderten. Hier geht es darum, in Deutschland produzierende Unternehmen durch Erfahrungs- und Wissensaustausch zu stärken. Die TU Berlin ist wissenschaftlicher Partner, die „VDI Nachrichten“ sind Medienpartner. Eine Kooperation zwischen BVL und MX ergäbe Sinn, einen Zusammenschluss sieht Klinkner als möglich an. „Und so schließt sich der Kreis.“

Klinkner lebt mit seiner Familie in seiner Wahlheimat München. Von dort aus seien alle beruflichen Wirkungsziele leicht erreichbar. Angesprochen auf seine persönliche Work-Life-Balance, verwundert es nicht, dass er einräumt: „Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit ist fließend.“ Wobei es nicht den Anschein macht, dass ihn das belastet. „Mit Menschen zusammen zu sein, zu diskutieren und gemeinsam die Zukunft zu gestalten, ist es, was mich antreibt.“

Laptop und Lederhose

Ist er in Berlin, genießt er die Vielfalt. „Berlin hat neben dem interessanten politischen Umfeld viele Start-ups, ist heterogen, vielfältig und permanent im Aufbruch.“ An München und Bayern hingegen schätzt er die Mentalität „Laptop und Lederhose“. Zudem habe die Stadt mit dem ewig weiß-blauen Himmel einen besonderen Charme durch die Seen, die Berge und durch die Nähe zu Österreich, Italien und der Schweiz. Seine Hobbys seien „natur- und landschaftsintensiv“, gemeinsam mit der Familie genieße er das. Nach Berlin begleite ihn die Familie ebenfalls gern. Dazu gehörten neben den beruflichen Tätigkeiten und kulturellen Genüssen, die die Hauptstadt zu bieten habe, auch mehrtägige Radtouren quer durch die Metropole.

Zu guter Letzt überrascht es nicht, dass ein weiteres Drittel seiner Denkzeit ein neues kreatives Projekt in Anspruch nimmt. Dabei handelt es sich um die Entwicklung neuartiger Workspaces, die er mit einem Lächeln „Cubicals“ nennt. „Es ist die Verbindung von gestaltender Kommunikation mit optimaler Raumstruktur“, erläutert Klinkner. Auch hier geht es – und da schließt sich der Kreis – um Ganzheitlichkeit.

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