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DVF fordert Digitalpakt für intelligente Mobilität Vernetzte Logistik ist das Ziel

Mobilität Foto: Petair - Fotolia

Deutsches Verkehrsforum veröffentlicht Positionspapier – Digitalpakt für intelligente Mobilität gefordert.

Das Deutsche Verkehrsforum (DVF) hat ein Positionspapier mit dem Titel „Digital bewegt! Intelligent. Vernetzt. Mobil“ veröffentlicht. Darin befinden sich Forderungen nach einem Digitalpakt für eine intelligente Mobilität. Dabei geht es unter anderem um ein leistungsfähiges mobiles Datennetz beziehungsweise auch die Datenverfügbarkeit im Allgemeinen.

Dafür müssten zunächst die Glasfaserleitungen massiv ausgebaut sowie zügig flächendeckend der Mobildatenfunk LTE zur Verfügung gestellt werden. „Nur auf diese Weise erhalten Unternehmen in der Fläche einen besseren Zugang zu digitalen Anwendungen und Prozessen. Darüber hinaus müssen verkehrliche Anwendungen überall durch mobile Datenverbindungen unterstützt werden“, erklärt DVF-Geschäftsführer Dr. Florian Eck im Gespräch mit trans aktuell. Den neuen Mobilfunkstandard 5G sieht er immer dort vonnöten, wo es um die Abdeckung der Verkehrswege sowie Verkehrs- und Logistikknoten geht. Ist dies gegeben, brauche es des Weiteren eine digitale Ergänzung der Verkehrsinfrastruktur. Sie müsse über Leit- und Sicherungssysteme sowie Sensorik erfolgen – und auch nachrüstbar sein. Ferner sei ein Rechtsrahmen erforderlich. Denn Themen wie Automatisierung, vernetzte Systeme, Plattformökonomie oder auch ein Mobilitätsdatenmarktplatz benötigen andere Rahmenbedingungen als die klassischen Verkehrsdienstleistungen.

Dr. Florian Eck, Geschäftsführer Deutsches Verkehrsforum (DVF) Foto: Erika Borbély Hansen
„Viele Lösungen kommen nie über den Projektstatus hinaus.“ Dr. Florian Eck, Geschäftsführer Deutsches Verkehrsforum (DVF)

Aus diesen Erfordernissen hat das DVF Handlungsfelder für einen Digitalpakt für intelligente Mobilität abgeleitet: Zunächst einmal müssten die Menschen mitgenommen werden, die in Transport und Logistik mit den neuen Begebenheiten umgehen müssen. „Nur mit der entsprechenden Akzeptanz lassen sich Technologien auch umsetzen“, sagt Eck. Des Weiteren sei es wichtig, die Finanzierung und Förderkulisse sicherzustellen, damit gerade kleine und mittlere Unternehmen den Schritt in die Digitalisierung wagen. Dem DVF schwebt dabei eine finanzielle Förderung nach De-minimis-Vorbild vor. Dabei sollen vor allem nie­drigschwellige Angebote etwa im Bereich Software enthalten sein, aber darüber hinaus auch Schulungen sowie Beratungen, damit diese Firmen erst mal die Möglichkeiten kennenlernen.

Fehlende Kompetenzen macht Eck aber vor allem auch bei den Behörden aus: „Es gilt, die behördlichen Prozesse zu bündeln und zu straffen und auch das E-Government weiter auszubauen, etwa mit Blick auf die Fachkunde- oder Sicherheitszertifizierungen.“

Die öffentliche Hand sei auch mit Blick auf die Rahmenbedingungen für automatisiertes und vernetztes Fahren im Straßen- und Schienenverkehr sowie den automatisierten Betrieb von Schiffen und Flugzeugen gefragt. Hier müsse die Politik den Rechts- und Regulierungsrahmen so anpassen, dass er mit den Aufgaben wächst, ohne Innovationen zu behindern.

Ähnliches gelte für die „Zusammenführung der einzelnen Plattformen und Regulierungssysteme der öffentlichen Hand zu einem konsistenten und transparenten System“, berichtet Eck. Das DVF fordert daher einen zügigen Aufbau eines Datenraums Mobilität und die Anbindung der bestehenden Datenplattformen. Dafür benötige es offene Architekturen.

„Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Es geht da­rum, die vorhandenen Datendrehscheiben zu vernetzen und damit für die Logistiker noch attraktiver zu machen“, erläutert Eck. Darüber hinaus müsse man klären, wer für die Bereitstellung der Daten belohnt wird. „Liefert der Lkw beispielsweise Informationen über Schlaglöcher oder eine fahrbahnbedingte Gefahrenstelle, dann könnte man das entsprechend vergüten – oder aber zumindest über Goodies belohnen.“

Hinsichtlich der Art der Infos sind keine Grenzen gesetzt. Das können Lkw-Maut-Daten sein, Zuglaufdaten, Infos zu Schiffen oder eben auch Angebote zu Sendungen aus Frachtenbörsen. Letztere will Eck stärker in andere Systeme einbinden, um die Auslastung zu erhöhen beziehungsweise Leerkilometer zu vermeiden. „Denn die machen statistisch immer noch etwa 30 Prozent der Lkw-Strecken aus.

Datensilos aufbrechen

Mit Blick auf den intermodalen Transport könnten die Unternehmen ihre Datensilos aufheben und davon durch eine bessere Bündelung profitieren. Letztlich schwebt dem Verband dabei der Datenaustausch in Echtzeit vor. „Aus den historischen Daten lassen sich wiederum Informationen zu Quellen und Senken ablesen – und damit auch das Potenzial der Verlagerung von der Straße auf die Schiene oder die Wasserstraße identifizieren“, erklärt Eck.

Als ein mögliches Hindernis macht das DVF den buchstäblichen Flickenteppich bei der Auslegung der Datenschutzbestimmungen aus. Sie erfolgt zwar zunehmend auf europäischer Ebene durch den Europäischen Datenschutzausschuss (EDSA). „Dort müssten allerdings die Argumente und Interessen der deutschen Wirtschaft besser eingebracht und gehört werden“, sagt Eck. Dazu seien die Rolle und die Ausstattung des Bundesbeauftragten für den Datenschutz für internationale Aktivitäten zu stärken.

Noch entscheidender sei aber ein anderer Faktor: „Die Auslegung des Datenschutzes muss bundeslandübergreifend einheitlich erfolgen. Besser wäre eine europaweite Auslegung.“ Zwar kämen die einzelnen Institutionen zum gleichen Ergebnis, „allerdings unterscheidet sich der technische Weg dorthin“, berichtet Eck. Die Folge: IT-Lösungen wie etwa Apps oder Logistik-Clouds lassen sich nur in manchen Ländern nutzen, wohingegen sie in anderen datenschutzrechtlich neu zugelassen werden müssen. „Eine gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Standards wäre an dieser Stelle wünschenswert und würde die in der Logistik notwendige grenzüberschreitende Nutzung endlich ermöglichen“, sagt Eck.

Nicht zu vergessen sei die EU-weit einheitliche Umsetzung einer digitalen Logistikkette mittels E-Freight und des elektronischen Frachtbriefs (eCMR) für ein „digital level playing field“. Dafür brauche es endlich ein EU-weit einheit­liches Verfahren für Steuern, Zölle und – wie bereits angeführt – Sicherheit. „Es geht uns hier auch um die Harmonisierung der inhaltlichen Anforderungen an die zu übermittelnden Datensätze“, erklärt Eck. Ähnlich wie bei einem Führerschein müsse zweifelsfrei klar sein, welche Info in welchem Feld zu finden ist. Dann gebe es auch keine Sprachbarrieren mehr.

Um ein rechtliches Thema handelt es sich auch bei den Drohnen. Dort gelte es, die Rahmenbedingungen für eine sichere Integration in den Luftraum zu erarbeiten. „Hier muss der Drohnen-Aktionsplan des Bundesverkehrsministeriums umgesetzt beziehungsweise die EU-Drohnenverordnung entsprechend weiterentwickelt werden“, erklärt Eck.

Es sei zu guter Letzt entscheidend, vorhandene Lösungen zu identifizieren und im nächsten Schritt zu implementieren oder zu erweitern. „Viele Lösungen kommen nie über den Projektstatus hinaus“, berichtet Eck. In Deutschland sei man zwar Weltmeister darin, Pilotprojekte zu starten – „nur praktisch umgesetzt wird meistens nichts. Dabei ist alles von der Blockchain über KI bis zur Datendrehscheibe am Markt.“

In diesem Zusammenhang müsse die Politik den Rechts- und Regulierungsrahmen so anpassen, dass er mit den Aufgaben wachse. Die Eckpfeiler hat der Verband jedenfalls bereits gesetzt.

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