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DSLV-Präsident Axel Plaß im Interview Alternativen zum Straßenverkehr gefragt

Foto: DSLV

Ob Fachkräfte, Ressourcen oder Infrastruktur: Die Ressourcen sind endlich. Der neue DSLV-Präsident Axel Plaß fordert zum Umdenken auf.

trans aktuell: Herr Plaß, mit welchem Argument hat man Sie überzeugt, als DSLV-Präsident zu ­kandidieren?

Plaß: Man musste mich nicht überzeugen. Ich habe in den letzten Jahren Verbandsarbeit schnuppern dürfen: seit 2015 als Vorsitzender des Fachausschusses Schienengüterverkehr im DSLV und seit 2016 als Präsidiumsmitglied. Ich weiß dadurch, dass man im Verband etwas für die Branche bewegen kann. Als klar war, dass Mathias Krage nicht mehr zur Wahl antreten würde, fiel die Entscheidung schnell.

Also noch einmal drüber schlafen?

Gar nicht schlafen, nur zu Hause nachfragen. Ich habe in der Branche 30 Jahre Erfolge gehabt. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Jetzt will ich ihr etwas zurückgeben. Das neue Ehrenamt gibt mir hierzu die Möglichkeit.

Bei welchen Themen hatten Sie das Gefühl, etwas bewegen zu können?

Der DSLV hat seine Teilnahme am runden Tisch Schienengüterverkehr im Bundesverkehrsministerium angeboten. Dort mit anderen Akteuren zu diskutieren und festzustellen, dass die Politik den Dialog mit den Verbänden wirklich sucht und schätzt, war für mich eine positive Erfahrung. Das Ergebnis des Austausches war der Masterplan Schienengüterverkehr. Die aus Sicht des DSLV wichtigen Themen wurden aufgenommen. Das sehe ich durchaus als Erfolg an.

Die Schiene ist auch eine der ­Spezialitäten Ihres Unternehmens. Werden Sie hier auch Akzente als DSLV-Präsident setzen?

Ich will hoffen, dass mir das gelingt. Gleichzeitig bleibt es bei der Bedeutung des Straßengüterverkehrs, den der DSLV nicht vernachlässigen wird. Ich selbst bin ja auch ein Lkw-Mann: Ich war nach meinem Pädagogikstudium als Fahrer tätig. In der Zippel-Gruppe steuern wir 200 eigene Lkw, darunter neuerdings auch 4 mit Erdgasantrieb. Im Kombinierten Verkehr ist unser Unternehmen übrigens erst seit 15 Jahren tätig. Ich werde als Präsident weder einseitig für die Straße noch für die Schiene werben. Wichtig ist, dass der DSLV weiterhin für den Einsatz aller Verkehrsträger und für die Komodalität spricht.

Wo sehen Sie abseits der Schiene noch Handlungsbedarf als neuer DSLV-Präsident?

Von Mathias Krage habe ich ein gut bestelltes Feld übernehmen können, daher haben wir keinen grundsätzlichen Restrukturierungsbedarf. Aller­dings muss sich die Logistik noch mehr um Alternativen zum Straßenverkehr kümmern. Die Ressourcen sind endlich. Das gilt sowohl für Fachkräfte, für die Infrastruktur als auch für fossile Energieträger. Wir müssen umdenken, das wird eines unserer wichtigsten Themenfelder sein.

Umdenken muss man Ihrer Ansicht nach auch bei den Begrifflichkeiten. Warum sollte man die Transport- und Logistikbranche nicht mehr als „das Gewerbe“ bezeichnen?

Als Präsident des DSLV spreche ich für Spedition und Logistik. Der ­Begriff „Gewerbe“ passt hier nicht, denn er assoziiert allein gewerbliche Tätigkeiten und vermittelt kein modernes Branchenbild mit anspruchsvollen kaufmännischen Tätigkeiten oder den digitalen Elementen einer Logistik 4.0. Es ist ein angestaubter Begriff, der bei der erforderlichen Imageverbesserung nicht weiterhilft. Die Systemrelevanz der Logistik ist mit ihm unterbewertet.

Bleiben wir trotzdem bei einer gewerblichen Tätigkeit: dem Lkw-Fahren. Warum sollte sich ein junger Mensch noch für eine Fahrtätigkeit entscheiden, wo die Diskussion ums autonome Fahren voll entbrannt ist?

Weil der Markt Fahrer händeringend sucht. Und weil es ein spannender Beruf ist, der sich mit dem technischen Fortschritt weiterentwickeln und durch diesen nicht zwangsläufig ersetzt wird. Ich denke, dass die neuen Fahrzeugtechnologien doch eher Anreize schaffen können, sich für den Fahrerberuf zu entscheiden. Wer einen Gas-Lkw steuern oder Platooning testen darf, hat doch ganz andere Möglichkeiten als früher. Allerdings glaube ich nicht, dass ein junger Mensch, der heute eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer macht, damit in Rente geht. Ein Leben lang die gleiche Tätigkeit ausüben – das gibt es kaum mehr. Das Lkw-Fahren hat mir im Übrigen auch nicht geschadet.

Zur Person

  • Axel Plaß ist neuer Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV)
  • Seit zwei Jahren ist er im DSLV-Präsidium, 2015 übernahm er den Vorsitz des Fachausschusses Schienengüterverkehr
  • Seit 2000 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Zippel-Gruppe in Hamburg
  • Der 52-Jährige machte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Landwirt, studierte Pädagogik, wurde dann aber nicht Berufsschullehrer in der DDR, sondern machte Karriere bei Zippe
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