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DSLV ist besorgt über illegale Praktiken Kosten- und Wettbewerbsdruck steigt

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Steigende Kosten und ein zunehmender Wettbewerbsdruck durch illegal operierende Anbieter machen den im Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) organisierten Unternehmen zu schaffen. DSLV-Präsident Mathias Krage forderte beim DSLV-Unternehmertag in Berlin am Donnerstag ein entschiedenes Vorgehen gegen diese zumeist von Osteuropa aus agierenden Flottenbetreiber.

Steigende Kosten und ein zunehmender Wettbewerbsdruck durch illegal operierende Anbieter machen den im Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) organisierten Unternehmen zu schaffen. DSLV-Präsident Mathias Krage forderte beim DSLV-Unternehmertag in Berlin am Donnerstag ein entschiedenes Vorgehen gegen diese zumeist von Osteuropa aus agierenden Flottenbetreiber. "Der europäische Straßengüterverkehr wird zunehmend durch negative Auswirkungen und soziale Verwerfungen der europäischen Marktliberalisierung geprägt", sagte er.  

"Jede Form des illegalen Einsatzes von Arbeitnehmern verschlechtert nicht nur die Arbeits- und Lebensbedingungen für Lkw-Fahrer, die als Nomaden auf der Straße leben, sondern sie verzerrt den Wettbewerb zusätzlich und dramatisch", betonte Krage. Er teile deshalb die Sorgen der Kollegen aus dem Bereich Güterkraftverkehr. Zugleich stellte der Logistikunternehmer aus Hannover aber klar, dass es keine neuen Gesetze brauche, um illegale Machenschaften zu beenden. "Die Verfehlungen sind eine Folge fehlender Kontrollen, nicht fehlender Gesetze."

Trotzdem gibt es für die DSVL-Verantwortlichen auch mit Blick auf die Gesetze entsprechenden Korrekturbedarf. Was den Unternehmen nach Darstellung von DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster ganz besonders zu schaffen mache, sei die Vielzahl an europäischen Insellösungen - sei es hinsichtlich Mindestlohn, Kabotage, Entsende-Bestimmungen oder der regelmäßigen Wochenendruhezeit. Was den letzten Punkt angeht, setzt sich der DSLV für eine europäische Lösung ein. Er warnt aber vor Regelungen, die für Unternehmer und Fahrer zu starr und damit nur begrenzt praxistauglich sind. Zum Beispiel hält Huster es für wenig zielführend, Fahrern das Verbringen der Wochenend-Ruhezeit in der Kabine kategorisch zu verbieten. "Die Matratze im Euro 6-Actros dürfte gegenüber einem Siebenbettzimmer an einem Autobahnhotel die bessere Wahl sein", sagte er. Auch eine Regelung, die den Fahrer zwingt, diese Zeit zu Hause zu verbringen, sei vielleicht gut gemeint, stehe aber nicht unbedingt im Einklang mit den Erfordernissen der Logistik. 

Trotz des Einsatzes von Fahrern und Firmen aus Mittel- und Osteuropa hat der deutsche Straßengüterverkehr auch für die hiesigen Speditionen selbst noch einen hohen Stellenwert. "39 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe setzen im Güterfernverkehr noch eigene Fahrzeuge ein", erläuterte Krage. Der Anteil der Unternehmen, die zusätzlich noch Subunternehmen befrachten, sei inzwischen aber auf 75 Prozent gestiegen. Krage stellte klar, dass die Vergabe von Transporten an ausländische Unternehmen nicht zuletzt den Marktgegebenheiten geschuldet sei. "Das gigantische Transportvolumen auch auf dem deutschen Markt kann ohne die Hilfe ausländischer Anbieter nicht mehr bewältigt werden", betonte er.

Was den Wettbewerbsdruck angeht, haben jedoch auch Segmente zu kämpfen, die nicht unter der Dominanz osteuropäischer Flotten leiden. Besonders betroffen sind nach DSLV-Darstellung die Stückgutspeditionen, die gegen stark steigende Personal- und Mautkosten anzukämpfen haben – was die Folge des Mindestlohngesetzes und der Mautausweitung auf weitere Bundesstraßen und Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen ist. Krage wies auf Ergebnisse des aktuellen DSLV-Kostenindex Sammelgutspedition hin, wonach die Kosten für die Stückgutlogistik in den vergangenen zwölf Monaten um 2,4 Prozent gestiegen sind. Geradezu explodiert sind mit einem Plus von mehr als einem Drittel die Mautkosten pro Sendung. Perspektivisch befürchtet Krage, dass diese Kostenentwicklung kaum zu stoppen ist. Zunehmend sind die Stückgutspeditionen im Endkundengeschäft aktiv, weil sich durch den Online-Handel auch für sie neue Geschäftsfelder ergeben. Die Schattenseite ist aber, dass dies zwar zusätzliche Mengen in die Stückgutnetze spült, die Prozesse aber häufig erschwert werden. "Sendungen für Privatkunden stellen keinen Produktivitätsfortschritt dar", erklärte Krage und nannte als Beispiel die Zahl der durchschnittlich zugestellten Sendungen pro Stopps. Im Firmenkundengeschäft liege die Zahl bei 1,2, im Endkundengeschäft bei 0,8 - weil die Empfänger eben häufig nicht zu Hause anzutreffen sind.

Ob neue Techniken und die Digitalisierung die Kosten senken und die Prozesse auf der letzten Meile verbessern, ist für die DSLV-Vertreter fraglich. Eine Zustellung per Drohne auf eine Hallig oder eine Alm könne er sich gut vorstellen, sagte Krage. "In einem Ballungsraum wie Hannover kann ich mir das aber beim besten Willen nicht vorstellen." Fakt sei aber, dass neue Technologien und die Digitalisierung die Geschäfte veränderten. Darauf müsse man sich einstellen. Innerhalb des DSLV gibt es einen Ausschuss, der sich mit IT, Standards und Prozessen beschäftigt. Dieser werde sich inhaltlich neu aufstellen, um den aktuellen Trends stärker Rechnung zu tragen.

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