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Dreifache Kontrolle der Spediteure Bürokratie-Wahnsinn rund um Corona

Foto: Schwarz Logistik

40 Euro für den Antigen-Schnelltest in der Apotheke, Behörden-Anfragen ohne Ende: Die Grenzkontrollen werden von einem bürokratischen Moloch begleitet, kritisiert Spediteur Thomas Schwarz.

Transport- und Logistikunternehmen leiden unter den Grenzkontrollen zu Tschechien und Tirol. Zu schaffen machen den Unternehmen aber nicht nur erhöhte Kosten und ein erheblicher Zeitverlust, sondern auch reichlich Bürokratie. Für manch einen Fahrer bringen die Zustände das Fass zum Überlaufen.

Das sind die buchstäblichen Grenz-Erfahrungen von Schwarz Logistik aus Herbrechtingen. 30 ihrer Fahrzeuge passieren jeden Tag die deutsch-tschechischen Grenzen. Die Jumbospedition Kareka, ein Schwarz-Tochterunternehmen, hat ihren Sitz im tschechischen Ústí nad Labem. „Am ersten Montag, nachdem die Kontrollen begannen, herrschte ordentlich Chaos“, erzählt Geschäftsführer Thomas Schwarz im Gespräch mit eurotransport.de. 30 Lkw hätten jeweils rund zehn Stunden im Stau gestanden – zusammen also 300 Stunden. „Das war fast wie früher an den Grenzen.“ Inzwischen habe sich alles etwas normalisiert. Wer ein negatives Testergebnis vorweisen könne, dürfe auf der linken Spur an den wartenden Lkw vorbeifahren.

Corona-Schnelltests in Tschechien und Deutschland

Zum Glück sei sein Unternehmen vorbereitet gewesen, schildert Schwarz. Die Disponenten haben die Fahrer vorher testen lassen und sie digital gemeldet (auf www.einreiseanmeldung.de). In Tschechien habe eine externe medizinische Fachkraft die Schnelltests im Unternehmen durchgeführt. Bei 15 Mitarbeitern aufwärts kommt die Fachkraft ins Haus, andernfalls haben die Fahrer drei Anlaufstellen in der Umgebung, um einen Schnelltest zu machen.

40 Euro pro Antigen-Schnelltest in Deutschland

Auch in Herbrechtingen geht Schwarz mit Antigentests auf Nummer sicher: „Unser Betriebsarzt hat einen Kontakt zu einer regionalen Apotheke, die Schnelltests für unsere Fahrer durchführt“, sagt der Spediteur. Er verhehlt aber nicht, dass das Ganze bei 40 Euro pro Person auch kostspielig ist – und im Verhältnis zum Frachterlös gewaltig zu Buche schlägt.

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Das Finanzielle ist nicht das einzige Problem: Obgleich mit der digitalen Anmeldung alle Daten zu Fahrer und Tour den Behörden genannt werden, meldeten sich die regionalen Gesundheitsämter und stellten telefonisch oder per Mail noch mal die gleichen oder weitergehende Fragen. Sie wollten zum Beispiel wissen, ob der Fahrer einen negativen Test habe, länger als 72 Stunden vor Ort bleibe und Deutsch spreche, berichtet Kareka-Geschäftsführer David Kovářík. Die Behörden kontrollieren Spediteure damit dreimal: vor der Grenze durch einen Antigen-Schnelltest, an der Grenze durch Vorlage des Tests und durch die Behörden am Empfangsort. Thomas Schwarz spricht von einem Bürokratie-Moloch, der in keinem Verhältnis zu den überschaubaren Gefahren stehe, wenn der Lkw-Fahrer nahezu keine Kontakte habe, sondern die meiste Zeit im Fahrerhaus verbringe.

Spediteur Schwarz: Unmut unter Fahrern nimmt zu

Im Übrigen, und darauf weisen David Kovářík und Thomas Schwarz hin, nehme der Unmut in der Fahrerschaft zu und es komme vermehrt – auch bei anderen tschechischen Speditionen – zu Kündigungen.

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