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Dr. Heike van Hoorn im Porträt Die Chefin des Deutschen Verkehrsforums

Foto: Erika Hansen-Borbely

Dr. Heike van Hoorn führt seit Jahresbeginn die Geschäfte des Deutschen Verkehrsforums. Die 47-Jährige mag es spannend.

Ein wenig Nervenkitzel kann nicht schaden. Ein Leben ganz ohne aufregende oder überraschende Momente wäre für Dr. Heike van Hoorn wohl schwer vorstellbar. Sie kennt es auch nicht, denn eine gewisse Spannung prägt sowohl ihr Privat- als auch ihr Berufsleben.

Deutsches Verkehrsforum vertritt 170 Organisationen

Beginnen wir beim Beruf: Als "überaus spannend" bezeichnet sie ihre neue Tätigkeit. Die 47-Jährige muss sich als neue Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums (DVF) in komplexe Mobilitätsthemen einarbeiten und sich mit ihrer Organisation, die rund 170 Unternehmen vertritt, klar positionieren. Das ist deshalb besonders anspruchsvoll, weil dies zeitlich mit der Bildung und dem Start der neuen Bundesregierung zusammenfällt. Van Hoorn muss nun an vielen Stellen Flagge zeigen und Kontakte zu den neuen Abgeordneten und Ansprechpartnern in den Ministerien knüpfen.

Seit Jahresbeginn führt die Wahl-Berlinerin die Geschäfte des Verbands in der Klingelhöferstraße. Ihr Vorgänger Thomas Hailer, der seit 2002 Geschäftsführer beim Deutschen Verkehrsforum war, hatte das Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt.
Den hohen Termindruck gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit nimmt Hailers Nachfolgerin gleichwohl gerne in Kauf. Es ist das kleinere Übel. Das politische Vakuum sei auch für die Verkehrsbranche schwierig gewesen.

Froh, dass neue Regierung an den Start gegangen ist

"Ich bin sehr erleichtert, dass es mit der Großen Koalition nun geklappt hat. Wichtige Projekte müssen angeschoben werden", sagt die Mutter von sechsjährigen Zwillingen, die im niedersächsischen Leer geboren wurde. Sie führt die Senkung der Trassenpreise auf der Schiene auf, die Erhöhung der Mittel aus dem Gemeinde-Verkehrsfinanzierungsgesetz oder die Etablierung einer neuen Bundesfernstraßengesellschaft. Dass ihr diese Begriffe leicht über die Lippen gehen, zeigt, dass die Geschäftsführerin mit wichtigen Themen bereits vertraut ist.

Als ebenso positiv bewertet sie es, dass mit dem früheren CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer ein Minister ernannt wurde, der bereits Erfahrungen im Verkehrsgeschehen hat. Auch sein Veto gegen eine blaue Plakette findet die Zustimmung des DVF. "Wir müssen unter allen Umständen dafür eintreten, dass Mobilität möglich bleibt", bekräftigt van Hoorn. "Deshalb können wir Fahrverbote nicht befürworten."

Da Bund, Länder und Kommunen hier von einem Konsens weit entfernt sind, der Druck auf die öffentliche Hand aber steigt, dürfte es bei dieser Diskussion weiter spannend bleiben – doch mit der erwähnten Spannung hat Heike van Hoorn ja keine Schwierigkeiten. Wobei Spannung nicht mit Anspannung gleichzusetzen ist, denn darauf möchte sie privat wie beruflich lieber verzichten. "Ich bin sehr froh darüber, dass ich in der Geschäftsstelle auf ein sehr gutes Team gestoßen bin, das mich prima aufgenommen hat", bilanziert sie nach ihren ersten rund 100 Tagen. Prozesse und Verantwortlichkeiten seien klar geregelt.

Van Hoorn schreibt in ihrer Freizeit Krimis

Mit Spannung erwartet ist nun die Antwort auf die Frage, welcher Art von Nervenkitzel die DVF-Chefin denn zu Hause ausgesetzt ist? Da wären zum einen die kleinen spannungsgeladenen Momente, in denen sie sich fragt, warum Anspitzer und Radiergummis aus den Federmäppchen ihrer voriges Jahr eingeschulten Zwillinge in so großen Mengen abhandenkommen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Da wäre aber auch eine ganz andere Dimension von Spannung, bei der verbrecherische Elemente ins Spiel kommen. Die Auflösung: Während van Hoorn tagsüber an der Fortsetzung der Erfolgs­geschichte des DVF schreibt, versetzt sie sich als Krimiautorin abends in die Psyche von Gewaltverbrechern und hilft den Gesetzeshütern – zum Beispiel Kommissar Stephan Möllenkamp – bei der mühsamen Ermittlungsarbeit.

"Deichfürst" heißt ihr erstes Buch, bei dem ein unbeliebter Polder-Bauer mit fragwürdiger Vergangenheit ermordet aufgefunden wird. Er trat als ein vehementer Befürworter des Emssperrwerks in Erscheinung. Die aus Ostfriesland stammende Autorin hat den Bau des Großprojekts ab 1998 hautnah mitverfolgt. Doch bei einem Buch soll es nicht bleiben: Zurzeit versucht sie, bei ihrem zweiten Krimi voranzukommen. Das gestaltet sich neben Job, Familie und anderen Hobbys wie dem Gärtnern – van Hoorn zieht neben ihrem Zuhause im Berliner Viertel Neu-Tempelhof Gemüse in zwei Hochbeeten – aber nicht ganz so einfach.

Wie sie zum Schreiben kam? Die Autorin verschlingt Krimis als Bücher und im Fernsehen. "Oft muss ich mich über die Handlung oder das Ende ärgern", sagt sie – was sie motiviert habe, selbst in die Tasten zu hauen. Gut trifft es sich, dass van Hoorn Lektor-Kompetenz gleich im Haus hat. Ihr Mann Alois Kösters ist Chefredakteur der Magdeburger Volksstimme.

Vorherige Station beim Flughafenverband ADV

Tauscht sich das Ehepaar bei Buchprojekten über Handlung und Sprache und generell auch über Fragen der Kommunikation und des veränderten Medienkonsums aus, kamen in den vergangenen Wochen vermehrt Themen aus der Mobilitäts- und Logistikbranche hinzu. "Mein Mann muss sich anhören, mit welchen neuen Themen ich wieder konfrontiert bin", sagt die Lobbyistin für die Verkehrsbranche. Bestens vertraut war sie als ehemalige Leiterin der Gremien- und Verbandsstrategie im Flughafenverband ADV mit den Belangen von Luftverkehrsdrehkreuzen und der Luftfahrtbranche. Bei den Verkehrsträgern Straße, Schiene und Wasserstraße musste sie ihr Wissen erst vertiefen.

Van Hoorn für Kombination der Verkehrsträger

Ein Ding der Unmöglichkeit war das aber nicht: Die promovierte Geschichtswissenschaftlerin sieht zwischen den Verkehrsträgern etliche Parallelen. Zum anderen schätzt sie die Möglichkeiten der Vernetzung, die auch das DVF stärker herausstellen möchte. "Wir beleuchten den kompletten Verkehrssektor und haben als Organisation das Große und Ganze im Blick", sagt die Geschäftsführerin. "Jeder Verkehrsträger hat seine Daseinsberechtigung und sollte nach seinen Stärken eingesetzt und mit den anderen Verkehrsträgern –  wo immer es geht – kombiniert werden können."
Die Herausforderung für ihren Verband sieht die Geschäftsführerin darin, diese Verkehrsträger so zu verknüpfen, dass sich die Belastungen für Umwelt und Bevölkerung so weit wie möglich reduzieren. Denn Verkehr und Logistik hätten immer eine gesellschaftliche Relevanz – allein schon wegen der negativen Begleiterscheinungen wie Lärm und Staus.

Van Hoorn empfiehlt daher einen ideologiefreien Umgang mit den Verkehrsträgern – so hält sie es auch selbst im Privaten. "Ich bin begeisterte Fahrradfahrerin. Wenn es irgendwie geht, setze ich mich aufs Rad. Ich habe in Münster studiert, da ist die Liebe zum Rad angelegt." Je nach Entfernung oder Uhrzeit kommen aber auch andere Verkehrsmittel zum Einsatz. Denn hier will van Hoorn keine bösen Überraschungen erleben – ganz anders als in ihrer Fantasiewelt, die sicherlich auch weiterhin Stoff für Krimis bieten wird.

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