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Diskussion über Güterverkehr Anteil der Schiene steigt

Bahn, Güterverkehr, Schiene Foto: Rathmann

 „Schienengüterverkehr – wo geht der Weg hin?“ – diese Frage diskutierten die Teilnehmer des Formats „Bahn vor Ort“ in Kornwestheim. Gekommen waren Winfried Hermann (Verkehrsminister Baden-Württemberg), Nicola Schelling (Regionaldirektorin), René Große-Vehne (Spedition Große-Vehne) und Hendrik Penner als Vertreter der Deutschen Bahn.

Einig waren sich die Diskutanten darin, dass der Güterverkehr wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken müsse. Verkehrsminister Hermann erklärte, der Anteil des Schienengüterverkehrs verharre seit Jahren auf niedrigem Niveau – trotz gegenteiliger Absichtserklärungen der Politik. So habe der Güterverkehrsanteil Anfang des Jahrtausends zwölf Prozent betragen. Mit der Einführung der Lkw-Maut sei der Anteil auf 17 Prozent gestiegen. Der Wert stagniere seitdem auf diesem Niveau. Dies sei deutlich zu wenig. „Der Mix stimmt nicht. Es sind zu viele Güter auf der Straße, zu wenig auf der Schiene“, erklärte Hermann. Ein Investitionsprogramm in die Modernisierung des Schienengüterverkehrs sei absolut überfällig. 

Den Ausführungen Hermanns stimmte Hendrik Penner von der Deutschen Bahn im Wesentlichen zu, verwies jedoch auf einige Hemmnisse auf dem Weg zu mehr Schienengüterverkehr. Diese seien unter anderem hohe Kosten für Trassen und Anlagen. Diese Kosten könnten nicht ohne weiteres an die Kunden weitergegeben werden. Letztlich entscheide der Kunde nach dem Preis, welchen Verkehrsträger er nimmt. Die Deutsche Bahn stehe unter einem enormen Kostendruck, nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Wettbewerber auf der Schiene. Und auch der Kapitalmarkt erwarte ein positives EBIT.

Regionaldirektorin Schelling argumentierte währenddessen für eine Verlagerung auf die Schiene mit Augenmaß. Für die Region Stuttgart verwies sie auf die große Zahl der Lkw, die dort täglich unterwegs sind und für viel Lärm, CO2-Ausstoß und Staus sorgen. Doch wenn diese Lkw erst einmal elektrisch und damit geräuschlos fahren, argumentierte Schelling, entstehe eine grundlegend neue Situation. Außerdem sah Schelling in autonom fahrenden Lkw zumindest auf Mittelstrecken den „großen Konkurrenten“ zum Schienengüterverkehr.

Für den Schienengüterverkehr entwarf Schelling eine kurzfristige und langfristige Perspektive: kurzfristig solle in lärmfreies Material für den Güterverkehr investiert werden, langfristig sollen Güterzüge flexibler zusammengestellt werden können. Diese sollen dann vor allem schneller als bislang unterwegs sein.

Konflikt Straße gegen Schiene

Spediteur René Große-Vehne argumentierte in die gleiche Richtung und warnte davor, einen Konflikt Straße gegen Schiene zu schüren: „Ohne Lkw kann auch die Schiene nicht.“ Vielmehr müsse man die Verkehrswege Straße, Schiene und Wasser im Zuge der Digitalisierung intelligent miteinander verbinden. Ansonsten drohe ein Verkehrsinfarkt, der auf den Straßen und Schienen Baden-Württembergs zum Teil schon eingetreten sei. Mit Blick auf seine eigene Spedition betonte Große-Vehne, der Anteil der Schiene werde tendenziell steigen – jedoch nicht für alle Güter. Für ein Paket, das der Kunde schon am Tag der Bestellung bei sich zu Hause in Empfang nehmen will, sei die Schiene einfach zu langsam. Bei Gütern für die Langstrecke sehe dies anders aus.

Verkehrsminister Hermann machte sich im Lauf der Diskussion für KV-Terminals stark. Hier könne das Land die Weichen stellen – im Gegensatz zum Ausbau der Schiene, wofür der Bund verantwortlich ist. Doch gebe es bei KV-Terminals Gegenwind vom Bund. So wurden fast alle KV-Terminals abgelehnt, die das Land Baden-Württemberg im Bundesverkehrswegeplan beim Bund zur Förderung angemeldet hat. Abschließend wies Hermann darauf hin, die Wasserstraßen nicht gänzlich auszublenden, die ebenfalls einiges an Güterverkehr von der Straße nehmen könnten. Hier gebe jedoch einen erheblichen Investitionsrückstand und zugleich Nachholbedarf. Viele Transportschiffe beispielsweise auf dem Neckar seien schon 50 Jahre alt und viele Schleußen schon seit 80 Jahre in Betrieb, bislang ohne grundlegende Sanierung.

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