Digitale Businessplattform Dako Log „Wir wollen endlich faire Preise“

Foto: DAKO-Log

Die digitale Businessplattform Dako Log, gegründet von Daniel Hermann und Konstantin Popov in Neckarsulm, will Frachtführern und Verladern bis auf weiteres kostenfreien Zugang bieten. Die Folgen der Corona-Pandemie sind für die beiden Transportunternehmer weiterhin spürbar.

Es ist jetzt bald auch schon ein Jahr her, dass die aus heutiger Sicht „erste Welle“ der weltweiten Corona-Pandemie den deutschen Frachtmarkt fest im Griff hatte. Grenzen wurden innerhalb der EU geschlossen, Autoproduzenten schlossen ihre Werke, Lieferketten brachen schnell zusammen, Toilettenpapier wurde gehortet und ging aus. Und in der Folge gingen die Frachtraten im freien Fall in den Keller. Die breite Diskussion suchte schnell nach Schuldigen. Zum Einen die gierigen Verlader und die Logistikkonzerne, die den plötzlichen Überhang an Frachtraum nutzten, Touren anzubieten, die deutlich unter dem Kilometerpreis deutscher Frachtführer lagen. Zum anderen die Frachtführer aus Osteuropa, die auf Grund ihrer deutlich günstigeren Wettbewerbsbedingungen und teils illegaler Kabotagetransporte neue Märkte eroberten. Auch mit Hilfe der Frachtenbörsen, auf denen diese Touren angeboten wurden – und immer noch werden.

Wichtige Gesetze erst ab Februar 2022

Bereits in der 8. Sendung von FERNFAHRER LIVE hatten wir im April 2020 mit Gunnar Gburek von der Frachtenbörse TimoCom, Prof. Dirk Engelhardt, dem Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), sowie Betroffenen über die Folgen und Konsequenzen debattiert. Im April letzten Jahres begann dann endlich auch das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) mit seinen Schwerpunktkontrollen. Und während die Branche nun auf die beiden wirklich wichtigen Bausteine des Mobilitätspakets ab Februar 2022 wartet, sich das BAG auf die zukünftigen modernen Kontrollen gegen illegal agierende Frachtführer vorbereitet, setzen zwei Transportunternehmer auf eine längst in Vergessenheit geratene menschliche Fähigkeit in der Branche: die Solidarität.

Alternative Plattform für faire Preise

Bereits im Dezember hatte mein Kollege Carsten Nallinger über den Start der neuen Businessplattform für fair gehandelte Frachten, Dako Log, berichtet. Die beiden Transportunternehmer Daniel Hermann, 34, und Konstatin Popov, 36, beide aus dem Bereich der Kühltransporte, waren mit ihrem gemeinsamen Projekt Dako Log am 4. Dezember ans Netz gegangen. Das zentrale Produkt ist die webbasierte Online-Plattform Dako Log. Als Lösung von Menschen für Menschen steht hinter dem Entwicklerteam ein Pool an langjährigen Profis aus der IT- und Logistikbranche.

Mittlerweile haben sich hier verlässliche Partner vor allem kleiner und mittelständischer reiner Frachtführer und Speditionen mit eigener Flotte sowie Verlader zusammengefunden. „Die Zahl der Nutzer unserer Plattform bewegt sich bereits im dreistelligen Bereich“, verrät Popov. „Es sind vor allem die Anbieter, die weiterhin Wert darauf legen, dass ihre Fracht mit der besten Qualität befördert wird und dafür gern auch etwas mehr bezahlen als es vor allem der Spotmarkt derzeit hergibt. Doch das Problem der angebotenen billigen Frachten hat auch weiter Bestand. Dako Log will den Nutzern daher bis auf weiteres den kostenfreien Zugang zu sämtlichen digitalen Funktionen gewähren.

„Durch diesen Schritt sollen insbesondere Unternehmen, die weiter unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden, unterstützt werden“, so Popov. „Durch den kostenfreien Zugang zu Fracht- und Laderaumangeboten sowie der Möglichkeit, Teile des Business zu digitalisieren, werden wir vielen Unternehmen helfen.“ Aus diesem Grund habe man die Kostenbefreiung zunächst auch nicht befristet, sondern orientiere sich am weiteren Verlauf der Pandemie. Der befindet sich, darüber streiten sich Experten fast täglich, bereits womöglich schon wieder am Anfang einer „dritten“ Welle.“ Mit einer schnellen Erholung des davon betroffenen Frachtmarktes ist eher nicht zu rechnen.

In guten wie in schlechten Zeiten

„Wir sind gestartet, um mit Dako Log logistische Prozesse zu digitalisieren und einen Ort für bessere Geschäfte und faire Preise zu schaffen“, betont Popov auch im Telefoninterview mit mir. Diesem Versprechen sehe man sich verpflichtet. Popov, wie derzeit vielen vom weiter anhaltenden Preisverfall betroffenen deutschen Transportunternehmen, sind auch die großen, von Investoren fremdfinanzierten digitalen Plattformen wie Instafreight und Sennder ein Dorn im Auge. Es lässt sich einfach nicht mehr verleugnen, dass vor allem die großen Verlader aus der Lebensmittelbranche ihre Touren fast nur noch über digitale Ausschreibungen vergeben. Mir persönlich sind einige deutsche Kühlspeditionen bekannt, die mit den dort vorgegebenen Frachtraten schlicht nicht mehr auskömmlich existieren können. Gefahren werden die Touren vielfach längst von osteuropäischen Frachtführern. Die deutschen Unternehmen, die zu diesen Bedingungen nicht fahren können, bauen dagegen ihre Flotte ab und entlassen zwangläufig Fahrer.

Darunter auch zwei mir gut bekannte Firmen mit einem Fuhrpark von Scania, einem der ersten Investoren in das Berliner Start-Up. „Scania hat nicht in Sennder investiert, um mehr Lkw zu verkaufen, sondern um besser zu verstehen, wie die Digitalisierung das Ökosystem von Transport und Logistik verändert“, sagte ein Sprecher aus Schweden bereits am 14.12. dem Online Newsletter Background des Berliner Tagesspiegel. „Wir verstehen, dass Sennder für einige unserer Kunden ein Konkurrent ist, aber die heutigen Scania-Kunden stehen sowieso im Wettbewerb. Ein Scania-Kunde hat die Möglichkeit, als Spediteur für Sennder zu arbeiten, ähnlich wie viele unserer Kunden als Subunternehmer für Logistikunternehmen tätig sind.“ Für die betroffenen Kühltransporteure ist diese Haltung eher ein Schlag ins Gesicht.

Für Investoren offen

Auch die beiden Macher von Dako-Log, die weiterhin als Transportunternehmer im Tagesgeschäft sind und dabei mit drei weiteren Mitarbeitern im Hintergrund neue Wege auch für die kleinen und mittelständischen Partner beschreiten wollen, würden allerdings nicht nein sagen, wenn sich ein Investor meldet, um den bereits eingeleiteten Prozess der Digitalisierung finanziell zu unterstützen. Schon jetzt werden Frachtraten, die nicht zu den von Dako-Log berechneten korrekten Kosten für die angeschlossenen Partner zu fahren sind, nicht mehr angenommen. Das soll in Zukunft durch einen Algorithmus automatisiert werden. Mit einem Fenster für die Disponenten, dass eine Tour zu dessen eigenen Kosten schlicht und einfach ein Minusgeschäft ist.

„Wenn ein Investor irgendwann diese Vision mit uns teilen möchte, sagen wir sicher nicht nein“, betonen Popov und Herrmann. Bis dahin stemmen die beiden Gründer die Entwicklung ihres Start Up-Unternehmens allein. „Mit unserem Angebot zur kostenfreien Nutzung gehen wir natürlich ein gewisses Risiko ein“, so Popov. Aber genau darauf käme es in einer fairen Partnerschaft an, ist er überzeugt. Nicht umsonst heißt es ja, in guten wie in schlechten Zeiten – wenn die Zeiten wieder besser werden, hält man sich für gewöhnlich auch die Treue. Nun werden natürlich noch weitere Verlader gesucht, die ihre Touren ebenfalls zu fairen Bedingungen befördern lassen wollen.

Dass das Leben auf dem Frachtmarkt ein Haifischbecken ist und Partnerschaften nicht ewig halten, musste Popov mit seinem eigenen Transportunternehmen bereits im letzten Jahr erfahren. „Wenige Tage, nachdem wir Dako Log bekannt gemacht haben, hat mir Timocom die Partnerschaft gekündigt“, so Popov. Das Schreiben mit dem einen Satz: „Gemäß den Allgemeinen Geschäftsbedingungen kündigen wir den o.g. Lizenzvertrag ordentlich fristgerecht mit sofortiger Kündigungsfrist zum heutigen Tag“, liegt mir vor. Popovs Firma, die PS Food Logistics, Neckarsulm, war seit dem 29.01.2016 Kunde bei der TimoCom, zuvor war die PS Food Logistic, Öhringen, seit 09.05.2011 Kunde bei der TimoCom. Auf meine Nachfrage nach den Gründen war Gunnar Gburek von TimoCom bislang nicht zu erreichen.

Update - das ist die Stellungnahme von Gunnar Gburek:

  1. Herr Popov betreibt neben seinen Speditionen auch ein Unternehmen mit einem konkurrierenden Geschäftsmodel zur TIMOCOM.
  2. In den TIMOCOM AGB, die Herr Popov mit Unterzeichnung des Vertrags angenommen hat, ist eine Klausel zu konkurrierende Geschäftsmodellen enthalten. „Ein wichtiger Grund für eine außerordentliche Kündigung durch TIMOCOM liegt insbesondere dann vor, …wenn der Nutzer, dessen gesetzliche Vertreter oder mit ihm verbundene Unternehmen in den Wettbewerb mit TIMOCOM tritt.“ Abschnitt 8. [2] f)
  3. Damit war für Herrn Popov von Anfang an klar, dass er mit der Gründung einer Frachtenbörse gegen unsere AGB verstößt und dies eine fristgerechte Kündigung nach sich zieht.

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