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Programme für Mittelständler Durchblick im Förderdschungel

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Bei der Vielzahl der verschiedenen Programme für Mittelständler gilt es, den Überblick zu behalten. trans aktuell bringt Licht ins Dunkel.

Speziell für mittelständische Unternehmen gibt es eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten in diversen Bereichen. Geschätzte 2.000 bis 3.000 Fördermittelprogramme von EU, Bund, Ländern und sogar Kommunen unterstützen bei Energieeffizienz und Umweltschutz, Betriebserweiterung und Existenzgründung, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Personal und Gesundheit.

Fördertöpfe und Konditionen variieren je nach Bundesland

Die Vielfalt ist enorm. Es gibt Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen von der KfW-Bank, öffentliche Bürgschaften und Beteiligungen von den Landesbanken. Die Fördertöpfe und Konditionen variieren je nach Bundesland. Unternehmen müssen meist einen Eigenanteil beisteuern, der zwischen 50 und 75 Prozent liegt, und können manche Mittel nur über ihre Hausbank abrufen, zum Beispiel bei KfW-Krediten. Hinzu kommen Zuschüsse bis zu 40 Prozent für Mittelständler, die energieeffiziente Maßnahmen ergreifen. Die Kasse verwaltet das Bundeswirtschaftsministerium.

Jedes Unternehmen muss einzeln betrachtet werden, um das passende Förderprogramm zu finden, erläutert Roland Berger. Er ist Vertriebsleiter der Dekra Akademie, die zurzeit rund 100 Branchenunternehmen mit Lkw-Flotten individuell über ihre Fördermöglichkeiten berät – von der Antragstellung bis zur Abrechnung. Das Honorar richtet sich nach der bezahlten Fördersumme und ist gestaffelt. Den Schwerpunkt bildet dabei die Mautharmonisierung, also die Kompensationszahlungen an deutsche Speditionen.

Die Frist für De-minimis und Weiterbildung endete bereits Ende Februar. Anträge zur Förderung von betrieblichen Berufskraftfahrer-Ausbildungen können bis 30. September eingereicht werden 
(www.bag.bund.de). Erstmals müssen die Ausbildungsbetriebe innerhalb von  zwei Monaten nach Bekanntgabe des Zuwendungsbescheids einen wirksam geschlossenen Ausbildungsvertrag beim BAG vorlegen, um die Förderung zu erhalten.

KMU werden bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten besonders gefördert

Für einen besseren Durchblick im Förderdschungel sorgen auch Unternehmensberater wie die Consedo Consulting aus Hamburg. Mit ihrer Hilfe lässt sich der abschreckende Papierkrieg mildern und Personalkosten sparen. Doch die Arbeit lohnt sich: "Kleine und mittelgroße  Unternehmen werden bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten besonders gefördert", sagt Consedo-
Geschäftsführerin Susanne Niebuhr. Bis zu 50 Prozent der Ausgaben können dabei durch Zuschüsse abgedeckt werden. Bei Investitionen sind es immerhin noch 20 bis 30 Prozent.  Sogar für Teilnahmen an einer Messe kann es bis zu 50 Prozent Zuzahlung geben.

Exemplarisch nimmt trans aktuell Förderungen in Baden-Württemberg unter die Lupe, wobei es ähnliche Programme in allen Bundesländern gibt. Beispielsweise bieten die  L-Bank und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft eine Mitfinanzierung für Jungunternehmer, Existenzgründer und Unternehmensnachfolger. Es gibt Innovationsgutscheine für KMU (kleine und mittelständische Unternehmen). Wer in seinen betrieblichen Umweltschutz investiert, kann beim Landesumweltministerium Baden-Württemberg im Rahmen von EMAS im Konvoi und Eco fit Finanzmittel beantragen (www.umweltschutz-bw.de).

Dahinter steckt die Idee, dass mehrere Firmen voneinander lernen, Kosten zu sparen sowie den Energieverbrauch zu senken. Im Laufe des Projektes werden alle Teilnehmer in die Lage versetzt, eine EMAS-Umweltprüfung und auf Wunsch eine zusätzliche ISO-Zertifizierung nach 50001 (Energiemanagement) zu bestehen. 2012 haben 54 Mittelständler das Eco-fit-
Programm abgeschlossen sowie 40 Organisationen an EMAS im Konvoi in Baden-Württemberg teilgenommen, gefördert mit 170.000 Euro.

30 Pilot-Netzwerke sind am Start

Das Konvoi-Netzwerk beschließt bestimmte Zielvereinbarungen, zum Beispiel die Reduktion des CO2-Ausstoßes um sechs Prozent oder eine Energieersparnis von neun Prozent. 30 Pilot-Netzwerke aus dem gesamten Bundesgebiet sind mittlerweile an den Start gegangen.

Der Energie-Effizienz-Tisch "Berlin" unter dem Dach des "Modell Hohenlohe" – einem Selbstverwaltungsorgan der Wirtschaft für dieselbe – mit einem Dutzend Teilnehmern war so erfolgreich, dass nach dem Projektabschluss ein zweiter Tisch namens "Plus" an den Start ging. Für diesen sind sogar noch Neuaufnahmen möglich. Mit dabei ist auch die Spedition Kraftverkehr Nagel aus Wustermark bei Berlin. Das Netzwerk dient dazu, alle Teilnehmer bei der Umsetzung ambitionierter Energiesparmaßnahmen zu begleiten. Es dauert dreieinhalb Jahre.

Förderprogramme der EU und des Bundes machen fit für den Wettbewerb

Viele Programme zur Förderung der Wirtschaft haben zum Ziel, den Mittelstand explizit für den Wettbewerb fit zu machen, da dort auch die meisten Arbeitsplätze sind. Vor allem Förderprogramme der EU und des Bundes. Einen Überblick dazu bietet die Seite www.bmwi.de. Der Bund fördert Investitionen, Existenzgründung, Energieeinsparung, Forschung, Schulungen und Messen und vieles mehr. Bei der ZIM-
Innovationsförderung können seit Kurzem Mittelständler mit maximal 500 Mitarbeitern Anträge stellen.

Ein neues Förderprogramm unterstützt hocheffiziente Querschnittstechnologien im Mittelstand mit bis zu 40 Prozent. "Die Programmvielfalt ist erheblich, ebenso die Intransparenz", sagt Dirk Lohre, Professor für Verkehrslogistik an der Hochschule Heilbronn und Leiter des Steinbeis-
Beratungszentrums Spedition und Logistik. Zwar gibt es spezielle Fördertöpfe für mittelständische Speditionen, doch der Wissenschaftler warnt: "Die finanzielle Bedeutung nicht-
verkehrsbezogener Programme ist größer als die der verkehrsbezogenen Programme."

Beispiele aus dem Süden

Eco fit
Ziel: Verbesserung der betrieblichen Umweltleistung, effizienterer Einsatz von Material und Energie, Grundlage für den Einstieg ins Umweltmanagement.
Inhalt:    sechs bis acht Gruppenworkshops (unter anderem Abfallmanagement und Luftreinhaltung) zum Erfahrungsaustausch und zweitägige, individuelle Beratung, Betriebsbegehung.
Voraussetzung und Förderhöhe: maximal 2.600 Euro für Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern.

EMAS im Konvoi
Ziel: Förderung der Einführung von Umweltmanagementsystemen nach der EG-Öko-Audit-Verordnung in gemeinsamen Arbeitsgruppen mehrerer Unternehmen (sogenannte Konvoi) unter Anleitung eines fachkundigen Beraters.
Inhalt: Beratung, koordinierter Erfahrungsaustausch sowie Unterstützung bei eigener oder auch externer Vornahme der Umweltprüfung.
Voraussetzung und Förderhöhe: 80 Prozent der Beratungsleistungen, maximal 4.000 Euro, für Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten, wenn ein vollständiges Öko-Audit vorgenommen wird. 40 Prozent der Beratungsleistungen, maximal 2.000 Euro, für Unternehmen mit weniger als 150 Beschäftigten, wenn die Vorstufe vorgenommen wird.

Quelle: Umweltministerium Baden-Württemberg

Drei Fragen an

Prof. Dr. Dirk Lohre lehrt Verkehrslogistik an der Hochschule Heilbronn.

trans aktuell: Welche 
Logistik- und Transportunternehmen haben die besten Förderchancen?

Lohre: Grundsätzlich haben alle Logistikunternehmen Chancen auf Förderung. Da es eine Reihe von Förderprogrammen speziell für den Mittelstand gibt, sind die Chancen von kleinen und mittleren Unternehmen besonders gut.

Was wird dabei konkret gefördert?

Die Spannweite reicht von Zuschüssen zu Beratungsleistungen in kleinerem Umfang bis hin zur Teilnahme an Forschungsprogrammen. Insbesondere bei EU-Programmen, etwa dem EU-Forschungsrahmenprogramm, ist das Antragsprozedere recht langwierig und komplex, was gerade für den Mittelstand eine hohe Hürde darstellt. Leider gibt es auch einzelne Programme, bei denen Transportunternehmen explizit von der Förderung ausgeschlossen sind.

Wie findet ein Unternehmer die individuell richtigen Fördertöpfe?

Einen guten Einstieg bietet die Seite foerderdatenbank.de des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Dort erhält man einen Überblick über die Vielzahl der Programme. Und man hat die Möglichkeit, Förderprogramme nach verschiedenen Kriterien auszusuchen. Zum Beispiel: Wer fördert, Art der Förderung, wer ist antragsberechtigt. Eine hilfreiche Selektion.

Download Auswahl an Fördermitteln für die Branche (PDF, 0,02 MByte) Kostenlos
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