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DHL-Tochter Saloodo Nächste Stufe der Transportlogistik

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Marcel Frings, Chief Commercial Officer (CCO) bei der Frachtenplattform Saloodo, will mithilfe des Start-ups den Logistikprozess für Versender und Spediteure so einfach wie möglich gestalten.

Eurotransport.de: Herr Frings, wie ist Ihr Eindruck nach den ersten 100 Tagen bei Saloodo – Start-up oder Abteilung eines Konzerns?

Frings: Mein Eindruck ist durchweg sehr positiv. Bei Saloodo leben wir ein hohes Tempo mit hoher Entscheidungsfreude. Das junge und motivierte Team arbeitet sehr flexibel und agil, wodurch Aufgaben und Herausforderungen schnell gelöst werden. Für mich ist Saloodo ein Start-up, da wir risiko- und experimentierfreudig agieren. Trotzdem treffen wir alle Entscheidungen datengestützt, wodurch uns messbare Ergebnisse vorliegen, aus denen wir lernen. Wir sind jedoch auch froh über den Support und das Know-how, die uns durch die Zugehörigkeit zum Konzern zur Verfügung stehen.

Welche Ziele haben Sie sich als Chief Commercial Officer gesetzt?

Mein Ziel ist es, das Saloodo-Team mit Wissen und Erfahrung aus der Logistik- und Transport­industrie zu unterstützen. Gemeinsam wollen wir den Logistikprozess für Versender und Spediteure so einfach wie möglich gestalten. Saloodo ist eine digitale, prozessorientierte Transportplattform und stellt somit die logische nächste Evolutionsstufe in der Transportlogistik dar. Sie vereint alle wesentlichen Attribute der Logistik 4.0: Sie ist schneller, synchroner, transparenter und flexibler. Mein Anspruch ist es daher, mit Saloodo den digitalen Fortschritt im Transportgeschäft wesentlich mitzuprägen.

Was davon konnten Sie bereits anstoßen – und welche Projekte sehen Sie als eher mittel bis langfristig an?

Mittelfristig möchte ich natürlich die Expansion vorantreiben. Unser Ziel ist es, bis Ende des Jahres in weiteren europäischen Ländern aktiv zu sein. Da sind wir schon auf einem guten Weg. Wir haben jetzt mit einem Pilot in UK gestartet und werden diesen Herbst weitere Länder wie Spanien und Portugal erschließen. Zudem haben wir bereits einige größere Verlader auf die Plattform geholt und eine deutliche Steigerung unserer Transaktionen erzielt.

Sie waren zuvor lange bei Frachtenbörsen-Primus Timocom. Welche Erfahrungen können Sie bei Saloodo einbringen?

Durch meine langjährige Erfahrung in der Logistikbranche habe ich viel Wissen über Internetplattformen, deren Geschäftsmodelle und deren Vor- und Nachteile gesammelt. Dieses Wissen gebe ich gerne an das Team weiter, so lassen sich Stolpersteine vermeiden.

Wo gibt es Unterschiede?

Einer der größten Unterschiede zu anderen Frachtplattformen ist, dass Saloodo-Vertragspartner beider Seiten ist – also sowohl für Versender als auch Trans­port­unter­neh­men. Dadurch bieten wir ein hohes Maß an Sicherheit. Ein Vorteil, den unsere Kunden sehr zu schätzen wissen. Wir bieten zudem größtmögliche Transparenz in Bezug auf Preise und Sendungsverfolgung an. Als Auftraggeber erhalte ich bei Sendungsaufgabe unterschiedliche Trans­port­ange­bo­te und entscheide selbst, ob ich mit Spedition A, B oder auch C zusammen arbeiten will.

Kritiker sehen Saloodo als Plattform, auf der DHL selbst als Versender auftritt, um günstig an Subunternehmer heranzukommen …

Saloodo bietet seinen Kunden alle Freiheiten eines offenen Marktplatzes. DHL ist hier einer von vielen Anbietern, aus denen unsere Kunden wählen können. Uns geht es vor allem darum, unsere Kunden dabei zu unterstützen, den für ihre Bedürfnisse passenden Anbieter zu finden – und das sowohl in Bezug auf Kapazitäten als auch in Bezug auf Transportdienstleistungen.

Wie viele Nutzer hat die Plattform denn mittlerweile?

Momentan haben wir mehr als 4.900 aktive Transportunternehmen auf unserer Plattform. Mit über 200.000 Lkw bieten diese ihren Service in momentan 17 Ländern an. Täglich befinden sich zurzeit rund 1.400 reale Trans­port­auf­trä­ge auf unserer Plattform.

Und wer tritt als Versender auf?

Das ist ganz unterschiedlich. Wir haben Versender aus unterschiedlichsten Industrien. Angefangen mit dem Unternehmen aus der Halbleiterindustrie bis hin zum Unternehmen aus dem Bereich der Profigarne kann jedes Unternehmen mit Saloodo versenden. Wir fokussieren uns jedoch vor allem auf kleinere und mittlere Unternehmen, da diese es oft schwer haben, geeignete Transportpartner zu finden. Für sie wollen wir die Suche vereinfachen und geeignete Lösungen bieten. Auch bei den Speditionen haben wir Unternehmen jeder Größe.

Zurück auf die Kritik: Wie stark tritt dabei DHL als Auftraggeber in Erscheinung?

DHL Freight tritt nicht nur als Transportdienstleister auf, sondern nutzt Saloodo auch als zusätzlichen Kanal zur Auftragsvergabe. Wie bereits erwähnt, ist DHL hierbei, ebenso wie auf der Seite der Transportdienstleister, einer von vielen Anbietern. Die Entscheidung, mit wem oder für wen transportiert wird, fällt hierbei der Kunde. Es geht primär darum, dass Versender und Spediteure das jeweils passende Angebot finden, um beispielsweise ihre Kapazitäten bestmöglich auszulasten oder aber kurzfristige Transportbedürfnisse zu decken. 

Welche Rolle spielen Standardisierung und Digitalisierung bei Saloodo?

Wir als digitale Frachtplattform bringen ein hohes Maß an Standardisierung und Digitalisierung mit. Unser Dashboard sowie unsere Fahrer-App sind hierfür zwei sehr gute Beispiele. Unsere Kunden können ihren kompletten Versand- respektive Auftragsprozess, von der Auftragsvergabe beziehungsweise Angebotsabgabe und Auftragsannahme bis hin zur Dokumentation und Rechnungsstellung, zentral über unser Dashboard abwickeln. Mit der Fahrer-App empfangen Transporteure Aufträge und können Statusmeldungen sowie Ablieferbelege versenden. All diese Funktionen und Vorteile stehen allen Kunden gleichermaßen zur Verfügung.

Für wen genau?

Es ist egal, ob Sie ein kleines Handwerksunternehmen sind oder ein mittelständischer Spediteur. Dies macht die Abwicklung zwischen allen Parteien deutlich einfacher und schneller. Unser digitaler Ansatz geht also mit einem hohen Grad an Standardisierung einher und trägt dabei maßgeblich zur Effizienzsteigerung auf beiden Seiten bei.  

Werden Spediteure mit Angeboten wie Saloodo nicht zu reinen Frachtführern degradiert?

Nein. Der Spediteur ist der Meister der Organisation von Transportaufträgen. Diese Sorge ist unberechtigt. Es wird immer Kunden geben, die ihre Aufträge an einen solchen Dienstleister übergeben. Unsere digitale Frachtplattform unterstützt Speditionen und Speditionskaufleute dabei, ihr Unternehmen über unsere Plattform zu vermarkten, Kapazitäten besser auszulasten und dadurch ihr Geschäft noch rentabler zu machen. Mit Saloodo können sie neue Kunden gewinnen und gleichzeitig ihr eigenes Risiko minimieren, da die Plattform unter anderem Zahlungssicherheit sowie ein deutlich früheres Zahlungsziel, als in der Branche sonst üblich, garantiert.

Ein Blick in die Zukunft: Wie sehen die logistischen Abläufe in zehn Jahren aus?

Ich sehe deutliches Potenzial in digitalen Frachtplattformen wie Saloodo, da sie Prozesse viel effizienter gestalten und die Arbeit beider Seiten enorm erleichtern. Allerdings kann ich nicht vorhersagen, wie sich die Logistik bis dahin entwickelt. Wenn es nach mir ginge, würde ich in zehn Jahren Güter hin und her beamen.

Marcel Frings, Chief Commercial Officer, CCO, bei der DHL-Tochter Saloodo Foto: Michael Bliss
Marcel Frings, Saloodo

Zur Person

  • Marcel Frings ist seit Anfang Mai 2017 Chief Commercial Officer (CCO) Germany bei Saloodo
  • Der Diplom-Betriebswirt (BA) verantwortet den Bereich Sales
  • Zuletzt war er rund zehn Jahre bei der Frachtenbörse Timocom, unter anderem als Unternehmenssprecher
  • Davor sammelte Frings mehrjährige internationale Erfahrungen bei ABX Logistics und Dachser
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