Der Wandel steckt im Detail Addvolt rüstet Kühlmaschinen auf E-Antrieb

Addvolt, Bruno Azevedo, IAA 2018 Foto: Franziska Nieß

Das portugiesische Start-up Addvolt nimmt speziell Transportkältemaschinen in den Blick und stattet diese mit einem Elektroantrieb aus.

Beim Thema Elektromobilität denken viele zuerst an den Fahrzeugantrieb. Verständlich, ist er doch maßgeblich für die hohen Emissionswerte verantwortlich. Doch auch über den Fahrzeugantrieb hinaus gibt es Optimierungspotenzial. Das portugiesische Start-up Addvolt nimmt daher speziell Transportkältemaschinen in den Blick und hat eine Lösung entwickelt, mit der sich diese von Diesel- auf Elektroantrieb umrüsten lassen.

Batterie und Controller-Einheit sitzen dabei in einer Box, die Fahrzeugbauer am Fahrzeug- oder Trailerchassis montieren und mit der Kältemaschine verbinden. Bei den deutschen Kunden übernimmt das der Kühlaufbau-Hersteller Kiesling. „Alter und Hersteller der Kühleinheit spielen dabei keine Rolle“, erklärt Addvolt-Geschäftsführer Bruno Azevedo im Gespräch mit trans aktuell. Auch der Einsatz an Containern sei möglich.

Neben Kiesling hat Azevedo noch ein weiteres erfahrenes Unternehmen im Bereich Kühlmaschinen für die deutschen Kunden an Bord geholt. Service und Wartung der Batterie-Systeme übernimmt der Transport-Kälte-Vertrieb (TKV). Mit den „großen“ Namen im Rücken will der 28-Jährige sein Ziel vorantreiben: „Die Entwicklung des Systems ist abgeschlossen. Nun müssen wir den Markt durchdringen.“

Die Idee kam bei der Master-Thesis

Mit „wir“ meint er vor allem das Addvolt-Gründerteam: Miguel Sousa, Rodrigo Pires, Ricardo Soares und Azevedo studierten gemeinsam an der Universität Porto Elektrotechnik, als ihnen vor vier Jahren die Idee zu der Umrüsteinheit kam. Azevedo schrieb 2014 seine Master-Thesis zum Thema Elektromobilität und nahm in diesem Zusammenhang Kontakt mit Transporteuren in Porto auf. „Während einer Mitfahrt fiel mir auf, welchen Lärm das Kühlgerät macht und dass es keinen Elektroantrieb dafür gibt“, erklärt der Gründer.

In einem Langzeit-Test ermittelte das Start-up schließlich den Verbrauch und CO2-Ausstoß von Kühlmaschinen. Das Ergebnis: Diesel-Kühlaggregate verbrauchen zwischen drei und fünf Litern Treibstoff pro Betriebsstunde. Je nach Auslastung entspreche das pro Fahrzeug einem zusätzlichen Verbrauch von etwa 500 Litern im Monat. Der jährliche CO2-Ausstoß belaufe sich auf 13 Tonnen. Diese Mehrverbräuche und Emissionen lassen sich laut Addvolt mit dem selbst entwickelten Antrieb einsparen.

Daten lassen sich in jede Software-Lösung integrieren

Die Idee der jungen Ingenieure, die sie zuvor bei portugiesischen Spediteuren getestet hatten, kam an: Europaweit sammelten sie Geld zur Finanzierung bei sogenannten Venture Capital-Gesellschaften ein. Innerhalb von zwei Jahren mauserte sich die Addvolt-Lösung von der Idee zum fertigen Produkt, das laut Azevedo auch die Fahrer loben. „Der Lärm verringert sich durch den Elektro-Betrieb deutlich“, erklärt der Gründer. Das Fahren werde dadurch angenehmer. Zudem können die Fahrer die elektrische Kühlung mithilfe einer Fernbedienung vom Fahrerhaus aus steuern. Dank der in der Addvolt-Box verbauten Telematik-Lösung können zudem alle Verbrauchsdaten der Kühlmaschine zentral überwacht werden. „Die Daten lassen sich in jede Software-Lösung für Logistiker integrieren“, sagt Azevedo. Per GPS lasse sich zudem der aktuelle Standort der Einheit verfolgen – egal, ob sie an einem Lkw oder einem Container angebracht sei.

Bei den Kunden komme das System daher ebenfalls gut an. Denn die Umrüstung dauere maximal einen Tag, das Aufladen der Batterie könne auch während der Fahrt durch Rekuperation erfolgen. „Die Lösung ist unkompliziert und die Transporteure wollen eine Veränderung hin zu alternativen Antrieben. Das ist unsere Chance“, erklärt Azevedo. Er selbst brennt nicht nur aus beruflichem Interesse für die Elektromobilität. Doch genauso wichtig ist für ihn der wirtschaftliche Aspekt und damit die Etablierung im europäischen Markt. Bisher ist das System bei 13 Kunden in Portugal und Spanien im Einsatz, darunter beim Logistikdienstleister Havi. „Wir wollen als Alternative wahrgenommen werden“, erklärt Azevedo.

Ein erster Schritt in diese Richtung war vor wenigen Wochen die Teilnahme an der IAA Nutzfahrzeuge. Das Start-up präsentierte sein montiertes System auf dem eigenen Stand und auf dem des Fahrzeugbauers Kiesling. Die jungen Gründer freuten sich nicht nur über reges Interesse, sondern auch über den dritten Platz bei den anlässlich der IAA verliehenen Trailer Innovation Awards. Der Preis dürfte dem jungen Team einen weiteren Auftrieb verleihen, um international durchzustarten.

Das Unternehmen

  • 2014 an der Universität Porto gegründet
  • Sitz in Porto
  • 12 Mitarbeiter
  • In Deutschland übernehmen das Umrüsten sowie Service und Wartung Kiesling und der Transport Kälte Vertrieb (TKV). In Portugal und Spanien arbeitet Addvolt zu diesem Zweck mit Reta und Thermo-Europ zusammen
  • Telematik-Software optional
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