Die Parkplatzsuche ist einer der Stressfaktoren für Kraftfahrer. Das ergab eine Umfrage der Hochschule Furtwangen, die deswegen eine neue App entwickeln will.
Professor Jochen Baier ist ehrlich besorgt. "Die Menschen auf dem platten Land sind abhängig von der Versorgung auf der Straße", sagt Baier, der an der Hochschule Furtwangen den Lehrstuhl Logistik und Supply Chain Management innehat. Doch wie soll die Versorgung künftig gewährleistet sein, wenn es doch bald einen massiven Mangel an Berufskraftfahrern gibt?
Baier und seine Studenten befragten mehr als 1.100 Fahrer
Damit er weiß, woran es eigentlich hapert, hat Baier zusammen mit seinen Studenten mehr als 1.100 Fahrer in persönlichen Interviews befragt. Die Hälfte der Befragten hatte 15 bis 25 Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel, die durchschnittliche Wochenarbeitszeit liegt bei 56 Stunden. Erschreckend: Jeder dritte gab an, sehr häufig übermüdet am Steuer zu sitzen.
Auch die schlechte Entlohnung der Berufskraftfahrer wird oft erwähnt. Tatsächlich verdienen die meisten zwischen 1.500 und 2.000 Euro im Monat. Nicht viel, dennoch ist vielen Unternehmen eine bessere Bezahlung bei sinkenden Transportraten, steigenden Treibstoffkosten und Mautzahlungen nicht möglich. "Dabei kann Logistik nicht kostenlos sein", wirbt Baier für einen Mentalitätswechsel.
Bei der Befragung kam auch heraus, dass 46 Prozent der Berufskraftfahrer keinen oder nicht mehr Spaß an ihrem Beruf haben. Nur noch 87 Prozent würden den Beruf bei der Berufswahl empfehlen. Die Gründe: mangelnde Schlafmöglichkeiten, hohe physische und psychische Belastungen, die Sozialvorschriften oder auch ein angespanntes Verhältnis untereinander. Auch der Parkplatzmangel stresst die Fahrer. "Wir wissen, dass die Fahrer manchmal schon ein, zwei Stunden vor Ende der Lenkzeit rausfahren, um einen Platz zu suchen".
Eine Smartphone-App für Kraftfahrer
Als Lösung dieses Problems schwebt dem Hochschulprofessor ein Parkplatzreservierungssystem (www.parkmytruck.de) für Lkw vor. Baier hat einen entsprechenden Forschungsantrag beim baden-württembergischen Forschungsministerium gestellt, der "hoffentlich noch in diesem Jahr positiv beschieden wird". Partner des Forschungsvorhabens sind Dekra als Überwachungsorgan und Systemparken.de, eine Plattform für Disponenten zur Reservierung von Parkplätzen an Autohöfen.
Der Plan: Mit einer Smartphone-App soll der Fahrer künftig direkt vom Lkw aus einen Parkplatz reservieren können. Die App ist mit einem Backend-System verbunden und sollte dann von der jeweiligen geografischen Position des Fahrers und seiner verbleibenden Lenkzeit entsprechend Parkmöglichkeiten in der Nähe vorschlagen. "Die Herausforderung ist, dass das System auch plötzliche Situationen wie beispielsweise einen Stau auf der Strecke berücksichtigt und dem Fahrer ständig neue Alternativen nennt", sagt Baier. Mindestens während eines Feldversuchs, der nach Bewilligung der Mittel im nächsten Jahr starten kann, soll die App kostenlos sein. "Wir wollen die Lkw-Fahrer im Arbeitsalltag unterstützen", betont Baier. Schließlich müsse die Attraktivität des Berufes gesteigert werden, damit auch langfristig die Versorgung der Bevölkerung per Lkw gewährleistet ist.