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Meyer & Meyer Mit dem Gespür für Mode und Sauberkeit

Nachhaltigkeit: Der Logistikdienstleister Meyer & Meyer
Foto: Meyer & Meyer

Der Logistikdienstleister Meyer & Meyer hat neue Umweltziele verabschiedet. Bis zum Jahr 2020 soll der CO2-Ausstoß um ein Fünftel sinken. Dabei setzt Firmenchef Rolf Meyer auf eine höhere Auslastung und alternative Antriebe, etwa in Form von Elektro-Lkw.

Nanu, was ist denn das? Nanu, das ist ein Forschungsprojekt in Berlin, an dem sich auch der Logistikdienstleister Meyer & Meyer aus Osnabrück beteiligt. Ziel ist die Nachtbelieferung mit elektrischen Nutzfahrzeugen. Hier sieht der geschäftsführende Gesellschafter Rolf Meyer noch viel Potenzial – sei es, um die Umwelt vor CO2-Emissionen oder die Anwohner vor Lärm zu schützen. Er sehe den Einsatz der elektrisch betriebenen Verteiler-Lkw in Berlin als Pionierarbeit an, sagt er im Gespräch mit trans aktuell-Redakteur Matthias Rathmann.

trans aktuell: Herr Meyer, kann Logistik überhaupt grün sein?

Meyer: Die meisten CO2-Emissionen vermeiden wir, wenn wir nicht fahren. Also kann Logistik streng genommen auch nicht grün sein. Denn zum Wesen einer Spedition gehört es, Waren zu bewegen.  Gerade im Transportbereich tut sich die Branche schwer,  Fortschritte zu erzielen, was das Eindämmen von CO2-Emissionen angeht. In diesem Bereich fallen bei allen Logistikunternehmen die meisten Emissionen an.

Wie grün ist Meyer & Meyer schon?

Wir haben den Ausstoß von Stickoxiden und Partikeln durch unsere Flotte schon erheblich gedrosselt, auch dank der neuen Schadstoffklassen. Die Schattenseite: Euro 5 und 6 sind mit einem höheren Verbrauch und höheren CO2-Emissionen verbunden. Erfolge sehen wir auch bei unseren stationären Anlagen. In Osnabrück ist es uns gelungen, durch Einsatz von Fotovoltaik, Mikrogasturbinen oder Blockheizkraftwerken vieles zu kompensieren. Dank monatlicher Erhebungen sind wir über unseren CO2-Ausstoß immer im Bilde.

Verraten Sie uns die entsprechenden Werte?

Jährlich fallen bei Meyer & Meyer rund 60.000 Tonnen CO2 an. Wir betrachten zum einen unsere rund 150 eigenen Fahrzeuge. Die Lkw unserer Unternehmer sind mit ihren Kilometerleistungen und ihren Fahrzeugtypen als Standardwerte bei uns hinterlegt und fließen ebenfalls in die Betrachtung ein. In Spitzenzeiten sind das bis zu 1.000 Fremdfahrzeuge am Tag. Gemessen werden auch die Gas- und Stromverbräuche in unseren Logistikimmobilien. Wir reden über eine Fläche von rund 450.000 Quadratmetern.

Wer seinen CO2-Fußabdruck kennt, setzt sich normalerweise auch Reduktionsziele. Wie ist das bei Ihnen?

Auch nicht anders. Unser neuestes Projekt heißt 20-20-20. Wir wollen bis zum Jahr 2020 insgesamt 20 Prozent CO2-Emissionen einsparen, bezogen auf die erbrachte Leistung. Im Fuhrpark ist das die Kilometerleistung, im Lager die Zahl der umgeschlagenen Einheiten. Basisjahr ist 2013. Die Vorgabe gilt für jeden Bereich im Unternehmen.

Wo sehen Sie dabei den größten Hebel?

Wir setzen auf ein Konzert unterschiedlicher Instrumente. Das können Fahrerschulungen, der Einsatz von alternativen Fahrzeugtypen und Volumenfahrzeugen sein – wie der Lang-Lkw – oder die Verlagerung auf Schiene oder Wasserstraße. Der Kombinierte Verkehr wird in Teilbereichen schon von uns genutzt. Die Schwierigkeit ist aber, dass wir schwankende Volumina haben, Unpaarigkeiten und Dreiecksverkehre. Das erschwert aktuell die Nutzung der Schiene.

Der Lang-Lkw ist für Sie eigentlich ein alter Hut, oder?

Ja, weil wir Lang-Lkw bereits im Rahmen von Länderprojekten im Einsatz hatten. Die Zwischenbilanz im Rahmen des Feldversuchs ist positiv, was nicht anders zu erwarten war: Wir sparen durch den Einsatz von zwei Lang-Lkw zwischen Peine und Aschaffenburg einen konventionellen Lkw ein. Es gibt keinerlei Schwierigkeiten damit.

Planen Sie, weitere Lang-Lkw auf die Reise zu schicken?

Wir könnten uns vorstellen, weitere Strecken zu befahren – aber ohne die Beteiligung von Nordrhein-Westfalen gibt es für uns kaum Möglichkeiten. In Niedersachsen scheint sich auch nicht mehr viel zu bewegen – die rot-grüne Landesregierung hat angekündigt, das Thema nicht weiter verfolgen zu wollen. Man darf den Lang-Lkw aber auch nicht überbewerten: Nur zehn Prozent unserer Verkehre wären für das Langfahrzeug geeignet.

Dabei wären Sie mit Ihrer Ausrichtung auf Textilien für das Thema ja prädestiniert.

Schon, aber es gibt auch andere Ansätze, die zu einer hohen Auslastung führen. Wir sind die einzige Textilspedition, die mit maximalem Volumen fährt. Meyer & Meyer setzt auf XXL-Equipment, also 7,80- Meter-Wechselbrücken mit 2,90 Meter Innenhöhe, meist kombinieren wir hängende mit verpackter Ware. Die hängende Ware hat etwa eine Höhe von 1,20 Metern, da passt dann noch locker eine Gitterbox mit etwa 1,60 Meter Höhe drunter. Das Unternehmen hat rund 2.000 Pritschen im Einsatz, davon ist bereits etwa die Hälfte auf XXL umgestellt.

Wie groß ist das Potenzial von alternativen Antrieben? Sie haben seit zwei Jahren zwei elektrisch betriebene Verteiler-Lkw in Berlin im Einsatz und können bestimmt schon ein Zwischenfazit ziehen.

Es gab zunächst Probleme, die mit dem Batterie-Management zusammenhängen. Die Platinen waren schnell verrostet, weil sich durch die Wärmeentwicklung der Batterien dort Wasser abgelagert hatte. Wir haben die Lkw daraufhin modifiziert, was richtig viel Geld verschlungen hat. Wie so oft in Forschungsprojekten kann man auf keinerlei Erfahrung zurückgreifen. Die Fahrzeuge sind dauerhaft im Einsatz, auch über die Projektdauer hinaus. Als Nächstes wollen wir sie in das Projekt Nanu integrieren.

Was steckt dahinter?

Es handelt sich um ein Fraunhofer-Forschungsprojekt, das die Nachtbelieferung mit elektrischen Nutzfahrzeugen zum Ziel hat. Lärmemissionen sind ein großes Thema – gerade in Ballungsräumen wie Berlin. Das spricht für den Einsatz von Elektrofahrzeugen. Nun geht es darum, diese auch nachts laufen zu lassen. Das funktioniert bei batteriebetriebenen Lkw aber nur mit Batterie-Wechselsystemen, die man erst entwickeln muss. Das Problem dabei: Kein westeuropäischer Fahrzeugbauer unterstützt solche Projekte.

Harsche Kritik an den hiesigen Fahrzeugbauern …

Die aber berechtigt ist: Alle Fahrzeugbauer lehnen die Elektromobilität in Nutzfahrzeugen ab zwölf Tonnen ab. Es gibt einen engagierten Hersteller aus England, der sich hierzulande aber schwer tut.

Was versprechen Sie sich von der nächtlichen Belieferung in Berlin?

Laufen die Lkw nachts, kann man sie vom Wirtschaftsverkehr entkoppeln. Die Kunden spielen teilweise mit – etwa C&A am Kurfürstendamm, wir brauchen lediglich den Schlüssel. Ganz ohne die Zustellung am Tag geht es aber nicht. Doch auch dafür kann man die Nacht nutzen: Geplant ist, dass wir künftig bei Nacht mit einem großen Lkw oder noch besser mit dem Zug zum Berliner Westhafen fahren. Von dort aus können wir tagsüber die Filialen ansteuern und damit die Zustellzeiten erheblich verkürzen. Bislang fahren wir tagsüber von Fahrland bei Potsdam in die Stadt. Nachts benötigen unsere Fahrer dafür eine halbe Stunde, tagsüber mindestens die doppelte Zeit.

Wird sich Ihr Projekt zur E-Mobilität jemals rechnen?

Wenn man die Anschaffungskosten mitberücksichtigt: nein. Die Fahrzeuge haben eine halbe Million Euro gekostet. Ohne Fördermittel geht das nicht. Wir sehen das Engagement als Pioniertätigkeit an. Für uns ist klar, dass man sich dem Thema frühzeitig stellen muss. Es gibt in der EU-Kommission klare Tendenzen, die Ballungsräume von Fahrzeugen freizumachen, die mit fossilen Energien betrieben werden. Nachzulesen ist das im Weißbuch Verkehr. Ich halte auch die Idee der elektrisch betrieben Oberleitungs-Lkw für sinnvoll, gerade auf Autobahnen. Diesen Ansatz sollte man weiterverfolgen. Wenn man sich dem Ziel von null Emissionen nähern will, kommen wir da nicht drum herum.

Zur Person

Rolf Meyer, Jahrgang 1957, leitet mit seinem Cousin Michael Meyer die Geschicke des Logistikdienstleisters Meyer & Meyer mit Sitz in Osnabrück. Rolf Meyer trat 1983 in das elterliche Unternehmen Josef Meyer ein, das sieben Jahre später mit der Firma Adolf Meyer verschmolzen wurde. Seitdem fungiert er als geschäftsführender Gesellschafter der heute als Meyer & Meyer firmierenden Unternehmensgruppe. Meyer absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Speditionskaufmann und studierte BWL an der Westfälischen Wilhelmsuniversität in Münster. Vor seinem Eintritt ins elterliche Unternehmen sammelte er Praxiserfahrung bei der Spedition Schier, Otten & Co. in Berlin.

Qualitätsprüfung gestärkt

Meyer & Meyer beteiligt sich mit 25 Prozent an dem in Wilsum (im Landkreis Grafschaft Bentheim in Niedersachsen) ansässigen Unternehmen WKS Textilveredelung. Das hat seinen Schwerpunkt ebenfalls im Bereich Textillogistik. Beide Unternehmen arbeiten nach eigenen Angaben bereits seit Jahren zusammen. WKS- Geschäftsführer Dr. Wilfried Holtgrave wird fortan durch Rüdiger Bentrup unterstützt, er ist Chef der Sparte Meyer & Meyer Transport Logistics. "Mit der Beteiligung möchten wir unsere erfolgreiche strategische Partnerschaft mit der WKS ausbauen", erklärt Bentrup. Der Fashion-Spezialist aus Wilsum beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiter, davon ein Fünftel am Stammsitz.

Das Unternehmen

Der Logistikdienstleister Meyer & Meyer beschäftigt an zahlreichen Standorten in Europa, Asien und Nordafrika rund 2.000 Mitarbeiter. Steckenpferd des Unternehmens ist die Textillogistik, die für rund 70 Prozent der Umsätze steht. Das Spektrum reicht nach Firmenangaben von der Rohwaren- und Produktionslogistik über die Lagerung, Aufbereitung und Qualitätssicherung bis zur Distribution an den Einzelhandel. Relativ neue Betätigungsfelder sind Transport und Logistik von sogenannter weißer Ware sowie von Stahl.

Den Grundstein für diese Aktivitäten legte Meyer & Meyer mit der Übernahme der Speditionen Haase aus Garbsen in der Region Hannover sowie Friedrich Koch aus Osnabrück, die beide im vorigen Jahr erfolgten.Das Unternehmen setzt traditionell auch auf eine eigene Flotte. Rund 150 Lkw sind für das Unternehmen unterwegs. Hinzu kommen täglich bis zu 1.000 weitere Fahrzeuge von Subunternehmern. Die Firmengruppe betreibt eine Lager- und Logistikfläche von rund 450.000 Quadratmetern.

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