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29. Logistik-Kongress Rekordjahr ist in Sicht

Bundesverkehrsminister, Peter Ramsauer, Raimund Klinkner, Thomas Wimmer Foto: Ralf Guenther

Die Logistik steuert auf einen Jahresumsatz von bis zu 228 Milliarden Euro zu. Auf dem 29. Logistik-Kongress wurde allerdings klar, dass die Infrastruktur Grenzen setzt.

Der Wirtschaftsbereich Logistik steuert in Deutschland auch 2012 wieder auf ein Rekordjahr zu und erwartet einen Jahresumsatz von zwischen 223 und 228 Milliarden Euro. So lautet die Botschaft der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin auf dem 29. Deutschen Logistik-Kongress. Dennoch erhielt die Veranstaltung etwas weniger Zuspruch als im Vorjahr. Mit 3.300 Teilnehmern waren es rund 100 weniger Besucher. Und statt 200 machten sich dieses Mal nur 190 Aussteller den Weg nach Berlin.

Stimmung war gut

Die Stimmung war dennoch ungebrochen. Schließlich erwartet die Logistik für 2012 einen Jahresumsatz zwischen 223 und 228 Milliarden Euro – ein neuer Rekord. Das heißt allerdings nicht, dass es keinerlei Klärungsbedarf gibt. Das verdeutlichte die Diskussion zwischen Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer mit dem BVL-Vorstandsvorsitzendes Dr. Raimund Klinkner und Thomas Wimmer, dem Vorsitzenden der BVL-Geschäftsführung. Lautete das Motto des diesjährigen Kongresses doch nicht zufällig Exzellent vernetzt. Neben allen technischen Helfern zum Steuern der Wertschöpfungskette spielt hier eben auch die Infrastruktur eine wesentliche Rolle.

Klinkner verwies dabei auf eine Studie des Unternehmensberater-Verbunds Price Waterhouse Coopers. Diese besagt, dass die künftige Geschäftsentwicklung nach Meinung der befragten Unternehmen zu rund 90 Prozent direkt von der Qualität der Infrastruktur abhängt. Die bislang von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mittel von zehn Milliarden Euro seien da viel zu wenig. Daher forderte Klinkner eine Verdopplung der Investitionen in diesem Bereich. Eine zweckgebundene und zielgerichtete Nutzerfinanzierung sei dabei unabdingbar. Dennoch müsse Mobilität sowohl für die Wirtschaft als auch die Bürger bezahlbar bleiben. Außerdem gelte es, die Intermodalität zu verbessern.

Ramsauer geriet ins Stocken

Ein Forderungskatalog, bei dem Verkehrsminister Ramsauer kurz ins Stocken geriet, ehe er sich in der Lage sah zu antworten. "Ich habe mich für die Zusatz-Milliarde stark gemacht", sagte er mit Hinweis auf das sogenannte Infrastrukturbeschleunigungsprogramm. Damit steht ab 2012 eine zusätzliche Milliarde Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen (600 Millionen), Schiene (100 Millionen) und Wasserstraße (300 Millionen) bereit. Dass etwas bewegt werde "sieht man an der Rekordzahl an Baustellen in diesem Jahr", sagte Ramsauer. Klinkner hingegen verwies auf die rund 450.000 Kilometer Stau im Vorjahr – und den damit einhergehenden Schaden für die Volkswirtschaft. Vor dem Hintergrund der Güterverkehrsprognose und dem damit einhergehenden steigenden Transportvolumen sei es Zeit zu handeln. "Vor allem wenn man bedenkt, dass bereits heute 14 Prozent der Brücken so marode sind, dass sie nur noch mit gedrosselter Geschwindigkeit befahren werden können – oder sogar ganz gesperrt werden müssen", erläuterte Klinkner.

Von einer gewaltigen Finanzierungslücke sprach auch Ramsauer. "In Anbetracht der Realität sind wir von dieser Forderung aber weit weg", sagte er. Dennoch gebe es voraussichtlich auch 2013 wieder die besagte Extra-Milliarde. Der Minister geht sogar davon aus, dass diese dauerhaft zur Verfügung stehen könnte. Das Geld könne allerdings nicht nur in den Erhalt und den Ausbau gesteckt werden. Verkehrstelematik sowie lärmärmere Technik seien ebenfalls vonnöten. Ebenso eine besser Anbindung der verschiedenen Verkehrsträger miteinander. "Wir müssen scharf priorisieren", sagte Ramsauer.

Ramsauer: ÖPP sind kein Allheilmittel

Trotzdem warnte er davor sogenannte Öffentlich-Private-Partnerschaften (ÖPP) als Allheilmittel anzusehen. Darunter ist die Mobilisierung privaten Kapitals und Fachwissens zur Erfüllung staatlicher Aufgaben gemeint – etwa für den Straßenbau. "Tatsache ist, dass man mit einer ÖPP schneller zum Bauen kommt, als mit einer herkömmlichen Finanzierung", erläuterte Ramsauer.

Als erfolgreiches Beispiel nannte er den Ausbau der A 1 zwischen Hamburg und Bremen. Genauer gesagt geht es um die Strecke vom Autobahndreieck Buchholz (A 261) bis Bremer Kreuz (A 27), die nicht nur nicht nur sechsstreifig ausgebaut, sondern auch grundlegend erneuert und verbreitert wurde. Aber dennoch gebe es bei ÖPP-Projekten nicht zuletzt innerhalb des Bundestags erhebliche Widerstände, so Ramsauer.

Mit Entsetzen nahm er den vorübergehenden Stopp bei der Elbvertiefung zur Kenntnis: "Ohne Richterschelte betreiben zu wollen – aber manchmal wissen sie nicht was sie tun", sagte Ramsauer. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte kurz zuvor dem Eilantrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) und des Naturschutzbundes (Nabu) gegen den Planfeststellungsbeschluss der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord in Kiel stattgegeben.

Ähnliches Unverständnis äußerte der Verkehrsminister gegenüber den Querelen rund um den Lang-Lkw. Trotz aller Widrigkeiten und der bislang mäßigen Beteiligung von Transportunternehmen lasse er sich nicht beirren. Der Lang-Lkw sei auf jeden Fall ein wichtiger Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Auf jeden Fall aber auch dazu, die steigenden Gütermengen gemeinsam mit den anderen Verkehrsträgern zu bewältigen.

Der Kongress

Seit 1983 veranstaltet der Bundesverband Logistik jedes Jahr den Deutschen Logistik-Kongress in den Hotels  Intercontinental und Schweizerhof in Berlin. Seit 1985 wird der Kongress von einer Fachausstellung begleitet. Ein Grundgedanke hinter dem Deutschen Logistik-Kongress ist laut BVL mit entsprechender Öffentlichkeitswirkung logistisches Wissen unter den Fachleuten zu verbreiten und mittelbar auch ins breite Publikum zu tragen.

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