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Denkfabrik zur Verkehrswende Kommunen müssen Güter steuern

Foto: Thomas Küppers

Städte und Gemeinden müssen Strategien entwickeln, um den weiterwachsenden Güterverkehr in den Kommunen gezielt zu steuern. Darauf weist die Denkfabrik Agora Verkehrswende hin.

Mehr Verkehr und höhere Emissionen, mehr Konflikte um knappen Platz, mehr Unfälle und höhere Kosten sind zu erwarten, wenn Kommunen nicht aktiv das Thema Güterverkehr angehen. In ihrem Leitfaden „Liefern ohne Lasten. Wie Kommunen und Logistikwirtschaft den städtischen Güterverkehr zukunftsfähig gestalten können“ schlägt die Denkfabrik vor, Ladezonen sowie Niedrig- und Nullemissionszonen einzurichten. Auch zentrumsnahe Mikrodepots, neue Konzepte für Fußgängerzonen und die mittelfristige Einführung von Straßennutzungsgebühren seien sinnvoll. Damit könnten Kommunen Anreize schaffen für Speditionen, Liefer- und Kundendienste sowie Handwerksbetriebe, Fahrten zu bündeln und auf Elektrofahrzeuge umzustellen

Konkurrenz um knappe Flächen

„Es ist Zeit, dass Städte und Gemeinden den urbanen Güterverkehr in den Blick nehmen“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Corona habe gezeigt, wie wichtig die Versorgung der Städte mit Waren und Dienstleistungen sei. „Wenn Kommunen dies nicht als Gestaltungsaufgabe angehen, werden die Konflikte zunehmen“, betonte er. Der unter der Leitung von Prof. Bert Leerkamp von der Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag von Agora Verkehrswende erstellte Leitfaden skizziert mehrere Trends, die den städtischen Güterverkehr in den kommenden Jahren prägen werden. So wird die Flächenkonkurrenz in Städten mit wachsender Bevölkerung zunehmen und der Güterverkehr mehr Menschen auf gleicher Fläche versorgen müssen, von Handel und Gastronomie über Handwerks- und Kundendienste bis zur Abfallentsorgung.

Paketstationen verringern Verkehre

Digital gestützte Vertriebsformen werden der Untersuchung zufolge an Bedeutung gewinnen und die Zusammenarbeit von Handel und Logistik erleichtern, Paketzusteller setzen stärker auf Paketstationen, um Zustellungen an die Haustür zu reduzieren. Fahrzeugflotten werden auf elektrische Lkw und Lastenräder umgestellt. Das Potenzial von Zustellungen mit vollautonomen Fahrzeugen wird in dichten Stadträumen hingegen als begrenzt eingeschätzt.

Kommunaler Fachmann für Güterverkehr

Ab einer Größe von 200.000 Einwohnern, sollten Städte nach Einschätzung der Forscher mindestens eine Vollzeitstelle in der Verwaltung für den Güterverkehr einrichten. Hier sollten alle Fäden zu Strategieentwicklung, Datenerhebung, Planung und Dialog zusammenlaufen. Als Praxisbeispiele für die Entwicklung von Güterverkehrskonzepten verweist der Leitfaden auf Erfahrungen aus Städten wie London, Stockholm, Basel und Wien. Amsterdam dient als Vorbild für die Einrichtung von Nullemissionszonen. Nach dem dort verabschiedeten „Aktionsplan für saubere Luft“ soll bereits bis 2025 der gesamte Güterverkehr innerhalb des Autobahnrings emissionsfrei sein. Die CO2-Emissionen in der Stadt sollen allein dadurch um über vierzig Prozent sinken.

Null Emissionen durch Güterverkehr

Ein Fahrplan für Niedrig- und Nullemissionszonen würde der Logistikwirtschaft den Weg weisen zum Umstieg auf elektrisch betriebene Fahrzeuge, die lokal keine Emissionen verursachen. Mit extra ausgewiesenen Ladezonen, aber auch mit höheren Sanktionen, zum Beispiel für unrechtmäßiges Halten in zweiter Reihe, könnten Kommunen dafür sorgen, dass die Branche ihr Fahrtenaufkommen reduziert, Lieferungen bündelt und platzsparende Verfahren entwickelt.

Einheitliche Citymaut sinnvoll

Bund und Ländern legt Agora Verkehrswende nahe, die Kommunen bei der nachhaltigen Gestaltung des städtischen Güterverkehrs zu stärken und einen regulatorischen Flickenteppich zu verhindern, zum Beispiel bei der Einführung von Gebühren für die Nutzung von Straßen in der Innerstadt (Citymaut). „Der Bund sollte mit einem nationalen Mautsystem, aufbauend auf der Lkw-Maut, den Rahmen vorgeben“, sagt Wolfgang Aichinger, Projektleiter Städtische Mobilität bei Agora Verkehrswende. Auch bei der Einrichtung von Nullemissionszonen könne der Bund für mehr Klarheit sorgen. Für die Ausweisung von Ladezonen sollte er über die Straßenverkehrsordnung ein eigenes Verkehrszeichen einführen.

Der Leitfaden kann unter www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/liefern-ohne-lasten/ heruntergeladen werden

Wichtige Ergebnisse

  • Städtischer Güterverkehr benötigt zentral gelegene Flächen: Kommunen sollten Ladezonen einrichten und sie von falsch geparkten Fahrzeugen freihalten. Regelwidriges Be- und Entladen in zweiter Reihe ist im Gegenzug konsequent mit einem Bußgeld von mindestens 55 Euro zu ahnden. Städte und Gemeinden sollten darüber hinaus für Umschlagpunkte sorgen – vom Mikrodepot über Cityterminals bis hin zum regionalen Verteilzentrum.
  • Klimaschutz und Luftreinhaltung sollten zusammengehen:Treibhausgase und Luftschadstoffe lassen sich reduzieren, wenn Umweltzonen zu Nullemissionszonen weiterentwickelt werden. Ein gemeinsam mit der Logistikwirtschaft erarbeiteter Fahrplan macht die Umstellung von Unternehmensflotten planbar und unterstützt Innovationen.
  • Preisinstrumente bewirken eine Bündelung und machen die Nutzung der Infrastruktur effizienter: Eine Bepreisung der knappen Infrastruktur in den Kernstädten reduziert Autoverkehr und ermöglicht den effizienteren Einsatz von Lieferfahrzeugen. Zudem werden Anreize für die Bündelung von Fahrten und den Umstieg auf Lastenräder geschaffen, indem Dienstleistern dadurch Kostenvorteile entstehen.
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