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DB Intermodal Services Boxenstopp im KV

Rangierbahnhof Maschen bei Hamburg Foto: Volker Emersleben

Container sind weltweit knapp, und ihr Mangel dämpft den wirtschaftlichen Aufschwung. Die von Corona und Wetterextremen verursachte Lage stellt auch DB Intermodal Services vor neue Herausforderungen.

Die Störungen der maritimen Lieferketten haben der Tochtergesellschaft von DB Cargo viele Aufträge, insbesondere bei der Reparatur, Reinigung und Wartung der heiß begehrten Boxen, beschert. „Jeder Container, der bei uns leer ins Depot kommt, soll möglichst schnell repariert werden, damit er für den nächsten Transport zur Verfügung steht“, erläutert Geschäftsführer ­Michael Heinemann. Der Zeitdruck sei enorm. „Die Container werden uns quasi aus den Händen gerissen“, sagt er. „Wer den Container hat, hat das Geschäft.“ Es könne herausfordernd sein, die Aufträge abzuarbeiten, insbesondere, wenn eine Reederei auf einen Schlag 30 oder mehr Container zur Reparatur freigebe.

Hohe Preise stören nicht

Früher hätten sich die Reeder gut überlegt, ob sie ihre Container im hochpreisigen Deutschland reparieren lassen. „Als es 2018 ausreichend Container in Europa gab, wurden Leercontainer mit größeren Schäden durchaus nach Asien zurückgeführt“, berichtet Heinemann. Die Verkehre auf dieser Route seien nicht paarig, die Lohnkosten in Asien wesentlich niedriger. Jetzt aber würden die Container in Deutschland sofort für den Export gebraucht. „Deshalb wird hier jetzt mehr repariert.“ Die Nachfrage nach Containern wird seiner Einschätzung nach auch in Zukunft anhalten, denn in jüngster Zeit haben verschiedene Reeder in neue Mega­schiffe mit Kapazitäten von bis zu 24.000 TEU investiert. Weil die Zahl der Container nicht in gleichem Maße wie die Stellplatz­kapazitäten steige, werde die Verfügbarkeit von Containern eine kritische Größe bleiben.

„In der Reparatur merken wir auch, dass der Arbeitsmarkt anzieht“, sagt der Geschäftsführer. So sei es schwierig, für die Schlosserei Fachkräfte zu finden. DB Intermodal Services arbeite mit etwa 90 Prozent fest angestellten Mitarbeitern, „aber auch der Markt für Leiharbeiter, mit dem wir Schwankungen ausgleichen, ist angespannt“. In Zukunft müsse man über weitere Modelle nachdenken, um Personal zu rekru­tieren. Hierzu gehöre auch die Ausbildung von Fachkräften an den verschiedenen Standorten von DB Intermodal Services.

Gepufferte Lieferketten

Die Zukunft im Sektor sieht Heinemann positiv, denn Transporte im Kombinierten Verkehr würden weiter zunehmen. Transportergänzende Dienstleistungen, wie sie DB Intermodal Services als Teil des maritimen Transports anbiete, spielten eine bedeutende Rolle, denn in den Container­depots würden nicht nur leere, sondern auch beladene Container gelagert.

Dort verzeichne das Unternehmen eine gesteigerte Nachfrage nach Lastabstellungen, quasi als Zwischenpuffer vor der Zustellung an die Kunden, berichtet Heinemann. „Wir lagern volle Container beispielsweise in Ulm oder Nürnberg zwischen, damit wir sie dann im Kundenauftrag direkt im Shuttle an die Rampe stellen können.“ Auf diese Weise könne eine entsprechende Qualität sichergestellt werden. „Das wird sich meiner Ansicht nach verstärken, um Störungen in der Transportkette auszugleichen“, prognostiziert Heinemann. Just in time werde man künftig über lange Lieferketten nicht ohne Puffer hinbekommen.

Depots werden erweitert

DB Intermodal Services sei mit seinen Containerdepots in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Umschlagbahnhöfen gut aufgestellt. Trotzdem werde mehr Platz gebraucht, um weitere Kapazitäten für die Kunden zu schaffen. Noch in diesem Jahr stehen Depoterweiterungen in Großbeeren bei Berlin und in Kornwestheim an, für einen neuen Standort in Regensburg läuft ein Bebauungsplanverfahren. Weitere Investitionen gehen in die Digitalisierung und Automatisierung der Standorte und des Zustellgeschäfts. Unter anderem beteiligt sich das Unternehmen an einem Forschungsprojekt zum autonomen Lkw-Fahren zwischen Umschlagbahnhof und ­Containerdepot.

Doch es werden für die Kunden – darunter alle namhaften Reedereien, Spediteure und Operateure – nicht nur Angebote für Leer- und Lastlager erstellt. Die Depotleistungen würden vielfach mit der Zustellung vom Umschlagterminal zum regionalen Endkunden verbunden, sagt Heinemann. Pro Jahr werden rund 100.000 Fahraufträge abgewickelt, coronabedingt waren es 2020 etwa 20.000 Aufträge weniger. Dabei kommen zu einem kleinen Anteil eigene Lkw mit eigenen Fahrern, ansonsten etwa 150 deutsche und europäische Vertrags­unternehmen zum Einsatz.

Verkehrsverlagerung erreichen

Die 100-prozentige Tochter­gesellschaft von DB Cargo ist auch an Terminals beteiligt. „Daneben betreiben wir noch einen Umschlagbahnhof in Kassel, haben einen Containerhandel sowie Werklogistikaktivitäten in Wolfsburg und Braunschweig“, zählt Heinemann auf. „Wir sind also breit aufgestellt.“ Dieses Leistungsangebot von DB Intermodal Services unterstützt auch die DB-Cargo-Strategie „Starke Cargo“, deren Ziel es unter anderem ist, dem Kunden ein breites Spek­trum logistischer Dienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Auf diese Weise solle es gelingen, in den kommenden Jahren den Schienengüterverkehr einfacher und attraktiver zu gestalten und so die dringend notwendige Verkehrsverlagerung auf die Schiene zu erreichen.

Das Unternehmen hat 2020 mit 371 Mitarbeitern corona­bedingt einen Gesamterlös von 58,6 Millionen Euro (2019: 67,1 Millionen Euro) erzielt. Es verfügt über neun Leer- und Lastdepots mit einer gesamten Lagerkapazität von 37.000 TEU, ein Umschlagterminal, zwei Werklogistikstandorte, sieben Terminalbeteiligungen und vier Trucking-Standorte. Zu den angebotenen Leistungen gehören die Reparatur, Reinigung und Wartung von Containern, der Container­handel sowie Zustelldienstleistungen. In den Jahren 2019 und 2020 wurden rund 64.000 Container repariert und etwa 1.000 Handelscontainer verkauft. Lkw-Transporte werden zwischen Umschlagterminal, Depot und Kunden gefahren, zusätzlich bietet das Unternehmen auch die Querpositionierung zwischen Depots an

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