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DB Cargo Güterbahn will Marktanteile zurück

Reger Verkehr aus ein- und ausfahrenden Zügen im Nürnberger Rbf Foto: Uwe Miethe

Intelligente Loks und sensible Güterwagen – DB Cargo setzt auf Digitalisierung, Automatisierung und eine höhere Qualität.

Nach erheblichen Verlusten in den vergangenen Jahren will DB Cargo ab 2018 in Deutschland über dem Markt wachsen. Das Programm „Zukunft Bahn“ zeige bereits erste positive Effekte wie eine deutlich verbesserte Pünktlichkeit und eine Halbierung bei der Zahl stehender Züge, sagte Vorstandschef Dr. Jürgen Wilder auf der Messe Transport Logistic in München. Er hält bis 2021 ein jährliches Wachstum von zwei bis drei Prozent für realistisch, Voraussetzung sei aber eine Änderung der Rahmenbedingungen seitens der Politik. "Dann hat die Güterbahn eine Zukunft in Europa", sagte Wilder auch mit Blick auf die hohen Trassenpreise.


DB Cargo hatte 2016 ein negatives Ergebnis von 81 Millionen Euro (2015: minus 183 Millionen Euro) erzielt. Die Gründe dafür waren nicht nur mangelnde Qualität und zu hohe Preise. DB Cargo leidet auch darunter, dass die Hälfte ihrer Kunden aus rückläufigen Branchen wie der Kohleindustrie kommt. Künftig werde sich im Bereich Intermodal ein höheres Wachstum zeigen, prognostizierte Wilder. Die Verkehrsleistung habe sich insgesamt in Deutschland seit Jahresbeginn stabilisiert.

Investitionskosten verdienen

Die Entwicklung bei Energie- und Wegekosten habe sich aber massiv zugunsten der Straße ausgewirkt, führte er aus. So seien Dieselpreise und Lkw-Maut gesunken, während die EEG-Umlage den Bahnstrom teuer mache und die Trassenentgelte heraufgesetzt wurden. "Wenn es das vorrangige Ziel ist, mehr Güter auf die Schiene zu bringen, müssen wir zumindest unsere Investitionskosten verdienen können", sagte Wilder. 


Und die sind hoch, denn der Vorstandschef will das Unternehmen zu einer "Digitalen Güterbahn" entwickeln. DB Cargo müsse bis 2022 mehr als 1,5 Milliarden Euro in die Zukunft des Schienengüterverkehrs investieren, sagte er. Dabei sollen 500 Millionen Euro für Lokomotiven, 400 Millionen Euro für die digitale Transformation, 400 Millionen Euro für Waggons und 200 Millionen Euro für andere Sachanlagen ausgegeben werden. "Wir müssen mit den neuen Trends auf der Straße mithalten", betonte Wilder und sprach damit auch Entwicklungen wie das Platooning oder den Oberleitungs-Lkw an. Um das in Europa führende Schienengüterverkehrsunternehmen zu sein, müsse nicht nur die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden, es brauche auch innovative Verkehrskonzepte.
Positive Impulse kommen für DB Cargo vor allem auch durch Containerverkehre, es gibt Wachstumspotenziale in Richtung Osteuropa und China. Seit Jahresbeginn verbindet ein schneller Pendel-Zug für konventionelle und intermodale Transporte täglich das belgische Antwerpen mit dem Ruhrgebiet und der Region Rhein/Neckar. DB Cargo hat seit Anfang April seine Produktionszentren von neun auf drei Einheiten reduziert. Während zuvor bis zu neun unterschiedliche Teams verantwortlich waren, wird der Zuglauf jetzt von Anfang bis Ende von einem Team durchgeplant. Dadurch steige die Qualität, denn Störungen könnten zielgerichteter behoben werden.


Digitalisierung und Automatisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette sollen den Schienentransport attraktiver machen. "Es muss einfach sein, mehr Güter auf die Schiene zu bringen", sagte Wilder. Hierfür biete DB Cargo neuerdings die Online-Buchungsplattform "box2rail" für Containertransporte an. Eine stark steigende Tendenz sei auch bei "myRailportal" festzustellen, dem Basisportal für Prozesse zwischen Kunde und DB Cargo.

2020 sollen rund 40.000 intelligente Güterwagen im Einsatz sein

Bis 2020 sollen Wilder zufolge rund 40.000 intelligente Güterwagen im Einsatz sein, die mit Stoß-, Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren ausgestattet sind. Im gleichen Zeitraum würden 2.000 Tech Loks auf die Schiene gesetzt, die über ihre Reparaturbedürftigkeit selbst Auskunft geben. Und schließlich sei geplant, die Zugbildung zu automatisieren. "Das läuft heute im Wesentlichen manuell", sagte der Güterbahnchef. Hier seien aber erhebliche Produktivitätssteigerungen möglich. Angesichts von Kolonnenfahren auf der Straße sei es "absolut notwendig", diese zu nutzen. Langfristig sei automatisiertes Fahren auf der Strecke eine der wesentlichen Innovationen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs in Europa zu verbessern.


Neue Angebote

box2rail

Mit der Online-Buchungsplattform box2rail (www.box2rail.com) für Containertransporte auf der Schiene will DB Cargo kleine und mittlere Unternehmen ansprechen. Mit drei Klicks – Transportanfrage, Angebot und Buchung – gelangt der Container auf die Schiene und von deutschen Seehäfen direkt zum Empfänger im Hinterland oder vom Verlader zu den Seehäfen. Eine Buchungsanfrage erfordert nur vier Angaben: Seehafen, Bestimmungsort, Versanddatum und Containerart. Danach wird der Preis angezeigt. Entwickelt wurde das Ganze von der DB-Tochter TFG Transfracht.

myRailportal

Mit dem Kundenportal myrailportal.dbcargo.com ist DB Cargo für seine Kunden zentral in einem Portal erreichbar. Hier sollen Prozesse im Schienengüterverkehr schnell und individuell abgewickelt werden. Grundsätzlich besteht Zugriff auf Fahrplan oder Güterwagenkatalog, die Ladestellensuche, Transportanfrage oder das Tool EcoTransit. Mit einem Login lassen sich Leerwagen bestellen oder Aufträge erteilen, es gibt ein proaktives Tracking und Tracing für Ganzzüge und Einzelwagen, außerdem bietet das System Rechnungseinsicht und Reports.

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