Daniela Urban im Porträt Ein leuchtendes Vorbild

Profi Daniela Urban Foto: Jan Bergrath 13 Bilder

Daniela Urban wurde durch eine Umschulung Lkw-Fahrerin. Sechs Jahre arbeitete sie am Limit. Jetzt hat sie einen tollen Chef und fährt einen edlen Lkw.

Der weiße DAF XF steht am Straßenrand in Berlin-Friedrichshain vor der Einfahrt zu einem der vielen Gewerbebetriebe der Hauptstadt. Das Firmenschild macht deutlich: Hier lagern Dämmstoffe. Daniela Urban war schon einmal hier. "Zum Glück muss ich heute nur drei Paletten laden", lacht sie, "denn die Einfahrt ist schon etwas knifflig. Nicht dass ich da nicht rückwärts reinkommen würde, aber es hält einfach auf." Zudem wartet bereits ein Lastzug auf dem Hof.

In ihrer beherzt-charmanten Art kann Daniela den Staplerfahrer überzeugen, die Paletten von der Seite zu beladen. Sie sind Teil einer Ladung, die einer ihrer Kollegen beim Fuhrunternehmen Born aus Koster Lehnin nicht mehr mitnehmen konnte. Sie sollen nun ins Lager der WWI Logistik im Berliner Norden – eine Zwischentour. In der Frühe hat sie pünktlich bei Rewe in Oranienburg ausgeladen. Nach der Sonderfahrt geht es weiter nach Rietz, Getränke für Süddeutschland laden. "Mein Chef hat meinen Zug fest an die Spedition WWI vermietet. Von dort werde ich auch disponiert."

Von der Landwirtin zur Lkw-Fahrerin

Mit wenigen Handgriffen hat Daniela die Seite des Aufliegers geöffnet. Die Reihe der sorgsam über die Bretter hängenden Zurrgurte zeigt auf jeden Fall weibliche Sorgfalt.
Besonders freut sich Daniela über den in den Aufliegerboden eingelassenen Stauraum, der Platz für weitere Zurrmittel bietet. "Allerdings muss man vorher genau wissen, was man tut. Sonst stehen die Paletten drauf und du kommst nicht mehr an die Gurte ran."

Dabei hatte Daniela nie vorgehabt, Lkw zu fahren. Sie kommt aus Oschatz, einer Kreisstadt an der B6 zwischen Leipzig und Dresden, und ist eigentlich Landwirtin. Wegen der Modernisierung des Betriebes wurde sie arbeitslos. Ihr damaliger Freund war Lkw-Fahrer, hatte sie 2006 mal auf eine Tour mitgenommen. Dann wurde ihr kurz danach eine sechsmonatige Umschulung zur Lkw-Fahrerin finanziert, weil sie so eine taffe Frau sei, wie die Arbeitsvermittlerin befand. Sechs Jahre blieb sie dann nach einem Praktikum trotz der Warnung ihres Freundes bei der Spedition. Eine harte Zeit am legalen Limit. Bis dann der Laden im Rahmen einer Großkontrolle aufflog. Daniela hatte Glück, musste nur wenig Strafe zahlen. Es war ihr aber eine Lehre. "Im Oktober 2012 wurde ich über einen Fahrer an Denny Born vermittelt. Der hat mich übernommen. Es war das ­Beste, was mir passieren konnte."

"Weil ich es kann."

Zuerst musste sie sich zwei Jahre auf einem MAN beweisen. Im Oktober 2014 bekam sie den damals neuen DAF. Als sie letztes Jahr im Urlaub war, überraschte sie ihr Chef mit einem neuen Lampenbügel. Den Rest des Zubehörs für innen und außen investierte sie selbst. "Es ist schon komisch", sagt sie, "erst seit ich diese Beleuchtung habe, nehmen mich manche Kollegen überhaupt wahr." Zweimal die Woche pendelt sie in der Regel mit Ladungen aus dem Berliner Umland nach Bayern. Am Freitag nimmt sie den Lkw entweder mit nach Hause oder startet, je nach Lenkzeit, gleich durch bis nach Straubing. Dort fühle sie sich mittlerweile richtig heimisch. "Seither fahre ich auch so oft wie möglich auf Truck-Festivals."

Manchmal spürt sie immer noch die Skepsis der männlichen Kollegen. "Wie kann es sein, dass eine Frau so einen Lkw fahren darf?" Diesen Spruch hört sie immer wieder an den Abladestellen. Ihre Antwort ist ziemlich eindeutig: "Weil ich es kann."

DAF XF

Hersteller: DAF (Eindhoven)
Zugmaschine: DAF XF (4x2) Super Space Cab mit Standklimaanlage, Euro-6-Motor mit 460 PS, Automatikgetriebe, Retarder und Notbremsassistent, Edelstahllampenbügel von Pero
Auflieger: dreiachsiger luftgefederter Planenauflieger von Schmitz Cargobull mit SAF-Achsen, Schiebeplane, Edscha-Schiebeverdeck, beidseitiger Lochleiste zur Ladungssicherung, im Boden integrierter Staukasten mit Platz für 20 Zurrgurte und Ratschen
Leergewichte: Motor­wagen: 8.579 kg, Auflieger: 6.956 kg
Gesamtlänge Zug: 16,5 m

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FERNFAHRER Titel 3/2016
FERNFAHRER 03 / 2016
8. Februar 2016
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