Masken können in der Coronakrise vor Infektionen schützen, aber sie sind mehr als knapp. Deshalb hat der Bremerhavener Containertrucker Glomb jetzt zur Selbsthilfe gegriffen und stattet nicht nur Fahrer aus.
„Wir stellen unseren Mitarbeitern Mundschutzmasken zur Verfügung“, sagt Geschäftsführer Sigward Glomb. „Wie das vom Präsidenten der Bundesärztekammer empfohlen wird, wenn man sich in der Öffentlichkeit bewegt.“ Dabei war der Markt war wie leergefegt, zu kaufen gab es längst nichts mehr, nicht einmal für Personal in Kliniken - Kreativität war gefragt. Schnell fand sich eine Nähanleitung im Internet, im Freundeskreis ein Nähstübchen, und da werden jetzt die Masken genäht.
200 Masken für die Mitarbeiter
„Wir müssen doch etwas tun“, sagt der Unternehmer, der ursprünglich daran dachte, seine Fahrer zu versorgen. Aber nach Umfragen im Büro stellte sich heraus, dass es auch hier eine große Nachfrage gab. Insgesamt 200 waschbare Masken hat Glomb nun für seine 150 Mitarbeiter in Auftrag gegeben, die ersten sind bereits ausgeliefert. Und das Beispiel macht Schule. „Meine Frau hat auf dem Wochenmarkt am Samstag eine Maske getragen, und das Interesse der Standbetreiber war groß“, berichtet Glomb. Viele wollten sich jetzt auch selbst organisieren.
Maske mit Unternehmenslogo
Die Glombschen Masken sind dabei auch noch ein Hingucker, denn Nase und Mund der Träger verbergen sich hinter den Unternehmensfarben Pink oder Schwarz, mit jeweils kontrastierendem Firmenlogo. „Ein bisschen Spaß muss auch jetzt noch sein“, freut sich Glomb über das kleine Produkt. „Bei den pinkfarbenen Masken haben die Damen im Büro mit dem Finger geschnippt, die Fahrer stehen eher auf schwarz“, sagt er und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
Desinfektionsmittel nach Vorgaben der WHO
Aber bei Masken allein sollte es nicht bleiben. Glomb suchte außerdem dringend nach einem Desinfektionsmittel für seine Fahrer, die sich beispielsweise an Terminals in Holland weiterhin mit ihrem Fingerabdruck identifizieren müssen, ohne dass die Geräte zwischendurch gereinigt werden. „Sie glauben gar nicht, was ich hinter Handdesinfektion hinterher gerannt bin“, berichtet er. Auch hier half der private Einsatz: Der Unternehmer mischte aus einem Vorrat an Ethanol für den Gartenkamin im eigenen Keller Desinfektionsmittel nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation.
Maske heißt auch: Nähe unerwünscht
Alle Apotheken vor Ort hat er abgeklappert, um das ebenfalls notwendige Wasserstoffperoxid aufzutreiben, suchte danach lange im Internet, um noch Sprühflaschen aus Plastik zu ergattern, denn mit einem Liefertermin im Mai war ihm nicht gedient. Jetzt hat er seine Fahrer auch damit versorgt. Das Bewusstsein in Zeiten der Gesundheitskrise zu schärfen, ist für Glomb ein wichtiger Schritt. „Eine Mundschutzmaske vermeidet vorwiegend die Infektion anderer, aber sie signalisiert auch: Komm mir nicht zu nah.“
Maskenpflicht
In Österreich soll ein Mund- und Nasenschutz mittelfristig überall getragen werden, wo sich Menschen begegnen, auch die thüringische Stadt Jena plant ab der kommenden Woche eine Maskenpflicht zur Eindämmung der Corona-Krise. Nase und Mund dürfen hier auch mit Tüchern oder Schals abgedeckt werden.
Notfallproduktion gefordert
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat unterdessen eine „nationale Notfallproduktion“ von Schutzmasken gefordert. Ein Maskenpflicht strebt er derzeit nicht an. Die Wirtschaft aber soll sich auf die Maskenproduktion umstellen und zahlreiche Textilproduzenten tun das auch schon. So versucht Trigema-Chef Wolfgang Grupp aus Burladingen im Zollernalbkreis, mit dem Nähen von Masken Kurzarbeit zu vermeiden. Auch Mey Bodywear und Maute + Renz Textil aus Albstadt oder der Kindermode-Hersteller Sanetta aus Meßstetten stellen auf Schutzmasken um.
Anleitungen für Masken
Der Präsident der Deutschen Ärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte geraten, Schutzmasken notfalls selber zu basteln. Auch wenn sie nicht perfekt seien, wäre das „besser als nichts“. Anleitungen aus dem Internet ohne zu Nähen hier.
Wer eine Nähmaschine hat wird hier fündig.
Wie der Mittelständler sich abseits der Masken für die Corona-Krise aufgestellt hat und wie das Geschäft für Glomb außerhalb der Pandemie aussieht, lesen Sie ab 4. April in Ausgabe 5/2020 des FERNFAHRER.
