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Containerschiffe unpünktlich Schwerste Krise seit vielen Jahren – Export bedroht

Containerschiff, schiff, msc, Diana, hafen, antwerpen Foto: Picasa

Die Containerschifffahrt befindet sich nach Einschätzung von Hapag-Lloyd derzeit in der schwersten operativen Krise seit vielen Jahren. Für die deutsche Wirtschaft ist das fatal. Sie hat einen Brandbrief an die Bundesregierung geschickt.

Es gibt weltweit überfüllte Häfen, Schiffsverspätungen und Infrastrukturengpässe als Folge von hoher Nachfrage und massiver Einschränkungen durch die Pandemie, hinzukommt die Blockade des Suezkanals im April und jüngst die teilweise Sperrung chinesischer und vietnamesischer Häfen aufgrund neuer Coronaausbrüche. Hapag-Lloyd spricht von „erheblichen operativen Herausforderungen“ und hat eine Initiative zur transparenten Fahrplanzuverlässigkeit gestartet.

Lieferkette soll zuverlässiger werden

„Indem die Pünktlichkeit der Schiffe erhöht werden soll, beabsichtigt die Reederei, die Zuverlässigkeit der Lieferkette für ihre Kunden zu optimieren“, heißt es. Hapag-Lloyd nehme „deutliche Änderungen an vielen operativen Prozessen vor, unter anderem durch eine verbesserte Zusammenarbeit mit Terminals, Häfen und allen landseitigen Partnern“. Klares Ziel sei, dass die Schiffe am oder innerhalb eines Tages nach der in der Buchungsbestätigung angegebenen Ankunftszeit (ETA) eintreffen. Die Reederei künftig intensiver informieren, „letztlich bis auf die Ebene des einzelnen Containers“.

Deutsche Exporte bedroht

Die deutsche Industrie jedenfalls ist höchst besorgt. „Zuverlässige robuste internationale Lieferketten im Container-Seeverkehr sind für die exportorientierte Industrie von fundamentaler Bedeutung“, heißt es in einem Brief an die Bundesminister für Wirtschaft, Peter Altmaier (CDU), und Verkehr, Andreas Scheuer (CSU). Es müsse unbedingt vermieden werden, durch künstliche Engpässe der Transportkapazitäten in den maritimen Lieferketten den Hochlauf der Industrie ins Stottern zu bringen.

Bundesregierung muss in Brüssel intervenieren

Altmaier und Scheuer sollen in Brüssel vorstellig werden und bei der EU-Kommission auf eine Überarbeitung der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) dringen, die den konkurrierenden Container-Linienreedereien den Zusammenschluss zu Konsortien, die gemeinsame Nutzung von Schiffen und die Abstimmung von Fahrplänen untereinander ermöglicht. Nur durch Ergänzungen könnten Qualität und Zuverlässigkeit gesichert werden, appellieren die Schwergewichte Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Verband der Automobilindustrie (VDA), Verband der Chemischen Industrie (VCI), Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), Verband der Kali- und Salzindustrie (VKS), Verband Deutscher Papierfabriken (VDP), die Wirtschaftsvereinigung Metalle und die Wirtschaftsvereinigung Stahl an beide Minister.

Verletzung des Wettbewerbsrechts prüfen

Während der deutschen Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte 2020 wurde das Thema nicht entsprechend nach vorn gebracht. Die Briefschreiber sind aber der Ansicht, dass die GVO in bestehender Form einen massiven Verlust für den Schutz der Verlader und Kunden nach europäischem Wettbewerbsrecht darstellt und es einer solideren Bewertung ihrer Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette bedarf. Dies habe die EU-Kommission bislang immer abgewiesen.

Die seeverladende Industrie leidet demnach seit langem unter einer rapiden Verschlechterung der Zuverlässigkeit und Qualität der Transportdienstleistungen, insbesondere auf den Strecken zwischen Asien, Nordamerika und Europa. Mangelnde Containerverfügbarkeit, fehlende Transportkapazitäten und Unpünktlichkeit der Schiffsankünfte sowie Qualitätsdefizite bei stark ansteigenden Transportkosten beeinträchtigten sektorenübergreifend die Lieferketten und in der Folge teilweise auch die Produktionsabläufe.

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