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CO2-Standards Klima retten als Ziel

Chrom Truck mit Spiegelung Landschaft Foto: milos muller - fotolia

Spediteure und Verlader wollen Lkw-Hersteller in die Pflicht nehmen. Sie verlangen strenge CO2-Emissionswerte.

Die Transportbranche und Verlader fordern von den Lkw-Herstellern strenge CO2-Emissionswerte: "Die Spedition hat ein hohes Interesse daran, dass CO2-arme oder CO2-freie Nutzfahrzeuge auf den Markt kommen", sagt Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV), gegenüber trans aktuell. Die EU-Kommission wollte in dieser Woche ihren Gesetzentwurf zu künftigen CO2-Standards vorlegen. In einem Brief an die Brüsseler Behörde hatten zuvor zahlreiche Unternehmen und Logistiker bis 2025 eine Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen und damit des Kraftstoffverbrauchs um 24 Prozent gefordert. Die EU-Behörde werde es wohl dabei bewenden lassen, dass der Kraftstoffverbrauch von neu zugelassenen Lkw 2025 lediglich zehn bis 15 Prozent sinken muss.

Verlader fordern mehr

Auch eine weitergehende Regelung bis zum Jahr 2030 blieb zunächst ungewiss. Irland, Litauen, Luxemburg und die Niederlande hatten einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ebenfalls eine Minderung des CO2-Ausstoßes von mindestens 24 Prozent für 2025 und von 35 bis 45 Prozent für 2030 verlangt. Frankreich machte sich demzufolge für "ehrgeizige Ziele für 2025, 2030 und 2050" stark. Die Autobauer hatten über ihren europäischen Verband ACEA eine Verringerung um sieben Prozent als realistisch bezeichnet und für den Zeitraum von 2019 bis 2030 ein CO2-Minus von 16 Prozent als "herausfordernd, aber möglich" eingestuft. Das geht Verladern wie Nestlé, Ikea, Unilever oder Tchibo, aber auch DB Schenker, Geodis, Hermes und mittelständischen Speditionen wie Bartkowiak aus Hildesheim, Bode aus Reinfeld in Holstein oder Große-Vehne aus Stuttgart längst nicht weit genug.

Sie befürchten, dass Klimaziele nicht erreicht werden, und haben darauf hingewiesen, dass der Transport dabei mit Emissionen in Höhe von 27 Prozent weiterhin Europas größtes Problem ist und die Emissionen des Sektors das dritte Jahr in Folge gestiegen sind. "Studien zeigen, dass die Kraftstoffeffizienz von Lkw bis 2030 kosteneffektiv um 43 Prozent verbessert werden kann", betonen sie. In ihrer "Strategie für emissionsarme Mobilität" hatte die Kommission 2016 darauf verwiesen, dass es in anderen Teilen der Welt, unter anderem in den USA, China, Japan und Kanada, bereits entsprechende Normen gibt. "Auch einige europäische Hersteller nehmen an diesen Programmen teil", hielt sie damals fest.

Vorgeschriebene Emissionswerte können nicht streng genug sein

Im Jahr 2014 formulierte die Brüsseler Behörde bereits, dass sich die CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge "allein durch den Einsatz der neuesten Fahrzeugtechnologien um rund 35 Prozent verringern lassen". Niedrigere laufende Kosten im Güterverkehr und kraftstoffeffizientere Fahrzeuge kämen der gesamten Wirtschaft und letztlich auch den Verbrauchern zugute. "Als Logistiker, als Nutzer, würden wir am liebsten morgen emissionsfrei fahren, um die Belastung für die Öffentlichkeit und die Umwelt so gering wie möglich zu halten", sagt Frank Huster. Deshalb könnten die vorgeschriebenen Emissionswerte nicht streng genug sein. "Es ist ein ausdrücklicher Kundenwunsch von Seiten der Logistiker an die Hersteller, hier schnell zu signifikanten Ergebnissen zu kommen."

Wenn der Spritverbrauch den Forderungen gemäß um fast ein Viertel sinken würde, hätte das auch einen weiteren positiven Effekt: Pro Lkw würden im Jahr etwa 7.700 Euro an Kosten eingespart. Eine Obergrenze für den CO2-Ausstoß hat es in der EU bislang nur für Pkw gegeben. Nutzfahrzeuge werden oft sehr unterschiedlich konfiguriert und eingesetzt, was einen Vergleich erschwert. Um die gesamten Emissionen eines Lkw inklusive aller relevanten Fahrzeugkomponenten einzuschätzen, wurde von Kommission und Autobauern das Simulationsprogramm Vecto, das Vehicle Energy Consumption Tool, entwickelt. Das soll ab 2019 transparent Daten zu Spritverbrauch und CO2-Emissionen liefern. Der Vorschlag zu CO2-Obergrenzen für Lkw muss noch die Zustimmung von Parlament und Rat finden. Die Internationale Straßentransport Union (IRU) hatte genau wie die Autobauer vor zu strengen Regelungen gewarnt. Würden die Fahrzeuge deshalb viel teurer, fehle den Transportunternehmen das Geld für andere Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß reduzieren.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
TA 11 2018 Titel
trans aktuell 11 / 2018
18. Mai 2018
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