CO2-Messverfahren Vecto soll es richten

Co2-Messverfahren Vecto Foto: Iveco

Nach den Euro-Abgasnormen kommt eine CO2-Gesetzgebung. Das CO2-Messverfahren Vecto soll dabei dafür sorgen, dass der Verbrauch von schweren Nutzfahrzeugen und Omnibussen so realitätsnahe wie möglich gemessen wird.

Lkw gelten mit Einführung der Abgasnorm Euro 6 zum Jahreswechsel als nahezu schadstoffrein. Dr. Dirk Bergmann, Geschäftsführer von Fiat Powertrain Technologies, der Motorenschmiede des Fiat-Konzerns, fordert daher einen Paradigmenwechsel – hin zu einer kompromisslosen Verbrauchsreduzierung statt weiteren Auflagen fürs Abgas.

Ein Gesetzesprojekt der EU kommt dieser Forderung entgegen. Experten rechnen damit, dass eine CO2-Gesetzgebung für Nutzfahrzeuge und Omnibusse ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ab 2018, spätestens 2022 greift.

Realitätsnahe Verbrauchswerte sorgen für Akzeptanz

Grundlage für sinnvolle CO2- und damit Verbrauchsgrenzen ist eine Erfassung der Verbräuche. Für eine breite Akzeptanz sorgen allein realitätsnahe Verbrauchswerte. Darin sind sich der europäische Gesetzgeber und die Fahrzeugindustrie einig. Doch das Segment der Nutzfahrzeuge ist immens vielfältig. Hierzu zählen Transporter genauso wie Sattelzugmaschinen für Zuggewichte bis 44 Tonnen, Sonderfahrzeuge und Omnibusse aller Art. Für zusätz­liche Komplexität sorgen so unterschiedliche Einsätze wie Stadt- und Regionalverkehr, Müllsammel­betrieb oder Fernverkehr.

Die Lösung dieses Problems hat die zuständige Generaldirektion Klima (DG Climate Action) in der EU-Kommission nun vorgestellt – unter anderem auf dem 2. lastauto omnibus-Zukunftskongress. Dort präsentierte der Leiter der Abteilung Transport and Ozone, Philip Owen, das Simulationsverfahren Vecto (Vehicle Energy Consumption Calculation Tool, zu Deutsch: Fahrzeug-Energieverbrauch-Berechnungswerkzeug). Vecto greift neben Modellstrecken, also typischen Einsatzprofilen, auf gemessene Inputfaktoren zurück. Gemessen und geliefert werden sie von den Fahrzeugherstellern. Daraus errechnet die Software den Verbrauch.

Vecto berücksichtigt Aerodynamik

Dabei berücksichtigt Vecto laut EU-Experte Owen unter anderem die aerodynamische Beschaffenheit eines Fahrzeugs sowie anhand von Kennfeldern die Effizienz von Motor- und Antriebsstrang, Nebenverbrauchern und den Rollwiderstand. Es erfasst – kurz gesagt – alle wesentlichen Verbraucher und Verlustleistungen.

Mit einbezogen ins Berechnungsmodell wird auch der Anhänger beziehungsweise Auflieger. Am Ende erhält der Nutzer einen CO2-Ausstoß. In welcher Form, über welche Kanäle und in welcher Einheit das Reporting erfolgt, ist noch nicht entschieden.

EU-Gremien müssen Vecto annehmen

Vecto muss nun von EU-Kommission, EU-Parlament und dem EU-Ministerrat angenommen werden. Die Industrie scheint mit der Software einverstanden, sie war jedenfalls von Anfang an genauso in die Entwicklung eingebunden wie wissenschaftliche Gremien.

Umstritten ist, welche Konsequenzen aus der Erfassung des Verbrauchs erwachsen. Die Nutzfahrzeugindustrie würde jedenfalls gern auf verbindliche Grenzwerte verzichten.

EU: Fahrzeuge sollen transparent werden

Die EU drängt vor allem auf Transparenz für die Kunden. Diese könnten anhand der im Internet verfügbaren Werte, Fahrzeuge direkt miteinander vergleichen und ihr Kaufverhalten entsprechend ausrichten. „Allein die Ausweisung des Verbrauchs wird zu genügend Wettbewerb unter den Herstellern und damit zum gewünschten Innovationsdruck führen“, sagt Dr. Manfred Schuckert, Mitglied des EU-Beratungskonsortiums und bei Daimler zuständig für die Abgasstrategie.

Bestes Beispiel dafür sei der NCAP-Crashtest, für den es ebenfalls keine verbindlichen Grenzwerte gebe, bei einem schlecht abschneidenden Fahrzeug-Modell dessen Verkauf aber beträchtlich behindert werde. Zudem spricht sich die Industrie, stellvertretend der Lkw-Hersteller Scania, für eine Ausweisung des CO2-Ausstoßes in Tonnenkilometer oder je transportiertem Kubikmeter Volumen aus.

Owen jedenfalls hat schon eine gute Botschaft. Erste Probeberechnungen mit Vecto seien sehr erfolgreich verlaufen und hätten nur minimale Abweichungen in Höhe von drei Prozent vom Testverbrauch ergeben. Die Weichen für einen Paradigmenwechsel scheinen also gestellt zu sein.

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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
Rechtsanwalt Matthias Pfitzenmaier Matthias Pfitzenmaier Fachanwalt für Verkehrsrecht
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