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Chefs von Instafreight und Elvis im Dialog Potenziale und Grenzen der Digitalspeditionen

Foto: Thomas Küppers

Ein Logistik-Talk beim trans aktuell-Symposium zur Digitalisierung suchte die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten von Digitalspeditionen und etablierten Unternehmen.

Als Vertreter der neueren Generation stand Maximilian Schäfer Rede und Antwort, Co-Gründer und Managing Director von Instafreight aus Berlin, das 2016 als Start-up ins Leben gerufen wurde und mittlerweile über Transportkapazitäten von etwa 25.000 Unternehmen verfügt. Jochen Eschborn, der Vorstandsvorsitzende der Ladungskooperation Elvis aus Alzenau, diskutierte aus der Warte seiner 240 zumeist mittelständischen Partner, die zusammen rund 17.000 Lkw bewegen. Gegründet worden war das Netzwerk 2006.

Problematische Marktsituation

Unterschiedliche Geschäftsmodelle zwar, aber derzeit die gleichen Probleme: Laut Eschborn ist der deutsche Logistikmarkt aktuell stark überfrachtet, und das quer durch alle Transportsegmente – „diese Volatilität und die starren Lkw-Kapazitäten passen nicht zusammen“. Auch Instafreight spürt die Situation, wenngleich das Unternehmen keine eigenen Lkw besitzt, sondern über feste Partner und One-Way-Charter agiert. „Die Preise für Transportkapazitäten steigen exorbitant, auch wir müssen mit unseren Kunden reden, um Preiserhöhungen durchzusetzen“, sagte Schäfer. Das Berliner Unternehmen vermittelt aber nicht nur Transportdienstleistungen, sondern bietet Verladern inzwischen auch Transportmanagement as a Service an. „Ziel ist, ein digitaler 4PL-Anbieter zu werden“, sagte Schäfer.

Eschborn in Sorge

Laut Eschborn hat dies mit dem klassischen Speditionskonzept nichts mehr gemein; den Elvis-Vorstandschef trägt die Sorge, dass auf diesem Wege der Spediteur ausgeschaltet wird. „Davor müssen wir vor allem die kleinen Frachtführer schützen. Der Spediteur hält mit seiner Arbeit den Frachtmarkt und auch die Preise im Gleichgewicht“, sagte er. Eine Digitalspedition, die nur den Investoren verpflichtet sei, habe das nicht als Ziel.

Digitalspeditionen unter Druck

Ein weitverbreitetes Missverständnis, erklärte Schäfer. „Unsere Investoren schauen genau hin, wie sich das Unternehmen entwickelt, wie die Kennzahlen sind, etwa die Kosten der Neukundenakquise (CAC) oder der Kundenlebenszyklus (CLC). Hier geht es durchaus um nachhaltiges Wirtschaften.“ Tatsächlich spüre jede Digitalspedition großen Druck. „Aus diesem Grund haben wir eine IT-Abteilung, in der 80 von unseren 100 Mitarbeitern arbeiten, denn die Investoren erwarten einen Return on Investment von 50 Prozent in einem Jahr.“

Gibt es nur die Wahl zwischen analog oder digital? „Der Markt ist groß genug für alle“, sagte Schäfer. Etablierte Unternehmen müssten sich aber Gedanken machen, ob nur Transportlogistik künftig ausreiche. Man müsse sich im Klaren sein, dass die Großflotten den Straßentransport künftig bestimmten. „Bei einer Flotte mit 100 Lkw und einer Profitmarge von zwei Prozent wird ein Unternehmen nicht mehr in der Lage sein, die künftig notwendigen Aufwendungen für die IT zu leisten.“

Speditionen sind aufgewacht

Immerhin – „die Start-ups haben den schlafenden Markt aufgerüttelt, dafür sind wir dankbar“, sagte Eschborn. Gerade die Mittelständler hätten dies als Zeichen gesehen, sich besser untereinander zu vernetzen und ihre Prozesse zu digitalisieren und damit zu vereinfachen. Ein Problem sei dabei aber der zeitliche Druck, dem sich viele Unternehmen ausgesetzt sähen.

Wer sich nicht vernetzen mag oder kann, so Eschborn, dem bleibe es überlassen, sich in eine Marktnische zurückzuziehen. „Was wir auf keinen Fall wollen, sind aber lauter Inselsituationen in der Branche, eine Abschottungspolitik angesichts der Digitalisierung“, sagte Eschborn. Nur zusammen könne man Herausforderungen wie die Digitalisierung meistern.

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