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BWVL-Hauptgeschäftsführer Christian Labrot Dienstleister für unsere Mitglieder

Jahrestagung des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL ). 14.11.2013. Maritim Hotel proArte, Berlin. Foto: Sebastian Bolesch

Der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik wird 60 Jahre alt. Hauptgeschäftsführer Christian Labrot spricht im Interview über die Herausforderungen.

trans aktuell: Herr Labrot, Sie feiern in diesem Jahr den 60. Geburtstag Ihres Verbands. Ist Ihnen angesichts der großen verkehrs- und branchenpolitischen Herausforderungen überhaupt nach Feiern zumute?

Labrot: Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, und der 60. ist bestimmt kein schlechter Grund. 60 Jahre Querschnitt durch die deutsche Verkehrspolitik und Verkehrswirtschaft, da ist schon einiges passiert. Vieles davon konnte der BWVL positiv beeinflussen und nach vorne treiben. Denken Sie etwa an die Liberalisierung der Marktordnung im Straßengüterverkehr. Darauf kann man schon einmal ein Glas trinken. Aber die Feier steht ja nicht im Vordergrund unserer Jahrestagung, hauptsächlich beschäftigen wir uns damit, Antworten auf die von Ihnen erwähnten Herausforderungen in Transport und Logistik zu finden. Herausforderungen übrigens, die die Notwendigkeit von Verbänden und ihre Existenzberechtigung auch in der Zukunft vor Augen führen. Auch das kann man feiern.

Ist der Verband im Jubiläumsjahr gut und zukunftssicher aufgestellt oder planen Sie strukturelle Veränderungen?

Wir sehen uns derzeit gut für die Zukunft gerüstet. Aber Sie haben völlig recht, Stillstand ist Rückschritt. Auch Verbände müssen sich genau wie die Mitgliedsunternehmen ständig flexibel anpassen und neuen Anforderungen stellen. Ich bin ja nun schon ein paar Jährchen dabei und kann im Rückblick sagen, dass der BWVL genau das tut. Zwischen unserem Leistungsportfolio damals und heute liegen Welten. Gute Lobbyarbeit allein genügt im Übrigen schon lange nicht mehr, wir sehen uns als Dienstleister für unsere Mitgliedsunternehmen, von eben der Lobbyarbeit über Information und Kommunikation bis zur ganz individuellen Beratung. Hierfür haben wir unser Team gerade personell verstärkt.

Welches sind die drängendsten Probleme, von denen Sie sich auf Ihrer Tagung auch Antworten von der Logistikkoordinatorin Dorothee Bär erhoffen?

Es bewegt sich ja einiges in der Verkehrspolitik, wenn auch nicht immer in die Richtung, die wir uns wünschen. Aber Verkehrspolitik ist kein Wunschkonzert. Und auch nicht alle drängenden Probleme, wie etwa bei der Umsetzung des Mindestlohns, fallen in das Ressort von Frau Bär und des BMVI. Im jetzt aktualisierten Aktionsplan Güterverkehr und Logistik sind die anzugehenden Arbeitsfelder klar abgesteckt, die gilt es konsequent anzugehen. Zu den vorrangigen Punkten gehören für mich, neben der Standortstärkung allgemein, der Erhalt und die Leistungsfähigkeit unserer Infrastruktur, die Effizienzsteigerung im Gütertransport und die Nachwuchssicherung. Bei der Infrastrukturbereitstellung müssen wir neue Wege gehen, Geld ist genug da, wir müssen es aber auch volkswirtschaftlich optimal verbauen.

Geld genug ist da. Trotzdem: Eine der Herausforderungen ist die Finanzierung der Infra-struktur. Was bedeutet die zum Oktober in Kraft getretene Mautpflicht für 7,5-Tonner, die den Werkverkehr stark trifft?

Zunächst einmal natürlich eine Kostensteigerung für die Unternehmen, egal ob im gewerblichen Verkehr oder beim Eigentransport der Wirtschaft. Man muss abwarten, inwieweit diese in die nächste Handelsstufe oder an den Verbraucher weitergegeben werden kann. Aber der Weg an sich ist konsequent und wird in der Branche mehrheitlich auch akzeptiert, wenn die zusätzlichen Einnahmen wirklich 1 : 1 in die Straße zurückfließen und durch verbesserte Infrastruktur sowie weniger Staus die Effizienz verbessert wird. Dazu gehört für mich aber auch eine Bemautung der Busse. Problematischer sehe ich da schon die geplante Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen, insbesondere aus standortpolitischer Sicht.

Wird dieser Kostenschub manche Unternehmen aus Ihren Reihen dazu veranlassen, den eigenen Fuhrpark erneut auf den Prüfstand zu stellen?

Die Aufteilung beziehungsweise richtige Relation zwischen Eigentransport und Fremdvergabe ist in den Unternehmen ein ständiger Evaluierungsprozess. Die reinen Kosten sind nur einer der Gesichtspunkte. Auch fällt die Maut ja auf der Dienstleisterseite an und wird an den Verlader weitergegeben. Einen besonderen Auslöser sehe ich daher darin nicht.

Zum Thema Eigentransport bieten Sie bei Ihrer Tagung einen eigenen Workshop an. Welche Trends sehen Sie hier?

Ich kenne selbst noch nicht alle Ergebnisse der Untersuchung, die die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin durchgeführt hat und die Prof. Harald Gleißner präsentieren wird. Ich bin gespannt, ob sich daraus neue Gesichtspunkte ergeben. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass sich die Professionalisierung der Eigenfuhrparks und die Durchmischung von Werkverkehr und gewerblichem Verkehr durch Ausgliederung in eigene Speditionen fortsetzen werden. Die Unternehmen behalten so den Zugriff auf die Logistik und deren Qualität, können aber gleichzeitig Effizienzvorteile nutzen. In bestimmten Branchen ist der eigene Fuhrpark durchaus ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb.

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