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BVL zur Corona-Krise Stückgut wird teurer

Foto: Star

Die Logistik insgesamt und die Kontraktlogistik sollten nach Ansicht des BVL eine Unterstützung erhalten. Zudem wird Stückgut teurer.

Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) betont, im Bereich der Gütermengen, der Kapazitäten sowie der logistischen Infrastruktur gebe es derzeit etliche Herausforderungen. Die schwierige Lage hat der Verband in zwölf Punkten zusammengefasst.

Fehlende Margen im Landverkehr

So fehlten Mengen im europäischen Landverkehr, weil deutlich weniger produziert und folglich auch transportiert werde. Gleichzeitig müssten die Hauptläufe zwischen den regionalen Umschlagbetrieben und den europäischen Destinationen aufrecht erhalten werden, damit sich die Laufzeiten nicht extrem verlängerten. Dadurch steige der Fixkostenanteil pro Sendung und Stückgut werde nicht nur in Europa, sondern auch in Deutschland selbst teurer.

Auch Spezialnetze beispielsweise für empfindliche Waren, Pharmazeutika und IT-Geräte meldeten weniger Volumen bei einer fixen Anzahl von Hauptläufen und problematischen Ablieferungen, was die Logistikdienstleistung ebenfalls verteuere.

Paketdienstleister gemeinsam betrachten

Die einseitige Unterstützung einzelner Paketdienstleister müsse ausgeschlossen werden, wenn die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet werden soll. Alle gemeinsam seien für die universelle Paketversorgung zuständig und damit auch für die zuverlässige Zustellung, die in einer Krisensituation essenziell für die gesamte Volkswirtschaft sei.

Schiene schützen und unterstützen

Die Schiene sei entscheidend, um logistische Abläufe sicherzustellen und die Systeme am Laufen zu halten, wird betont. Zurzeit gebe es grenzüberschreitend kaum Beeinträchtigungen, aber auch hier brächen Verkehre weg durch die europweiten Werksschließungen der Automobilindustrie sowie umfangreiche Produktionsstopps in Italien.

Über die Hälfte der Leistungen im Schienengüterverkehr würden in Deutschland von mittelständischen Unternehmen erbracht. Sie seien bei geringen Margen auf eine sehr hohe Auslastung angewiesen, da umfangreiche Infrastruktur und Anlagen vorgehalten werden müssten. Die Lage könne sich für viele Firmen als existenzbedrohend erweisen und notwendige Investitionen in die Digitalisierung des Systems Bahn verhindern. Eine spürbare Entlastung könnte eine Reduzierung der Kosten für Trassen und die Abstellung von Lokomotiven und Wagenparks bringen, ebenso der Wegfall der EEG-Umlage.

Europa fehlen Leercontainer

Problematisch sei das Fehlen von Containern im Wirtschaftskreislauf. „In China liegen sechs Millionen TEU Leerkapazität, die fehlen hier in Europa“, heißt es weiter. Das Wiederherstellen der Parität werde Milliarden kosten. In der Luftfracht fallen die Kapazitäten der Passagiermaschinen aus, so dass separate Transportmaschinen zum Einsatz kämen. Auch die schwierige Lage im Landverkehr schlage sich auf die Luftfracht nieder und mache sie deutlich teurer, während in den Häfen in den nächsten Wochen halbleere bis leere Schiffe erwartet werden, was ein Ungleichgewicht und Mehrkosten verursache.

Kontraktlogistik mit diversen Problemen

Auch die Kontraktlogistik habe mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Während etwa der Online-Handel hohe Mengenzuwächse verzeichne, stellten andere Kunden die Produktion komplett ein. Für die Dienstleister bedeute dies erhöhte Auslastung an manchen Standorten, drastische Rückgänge an anderen. In der Pharmalogistik würden Fahrern Schreiben mitgegeben, damit kontrollierende Behörden die Wichtigkeit der Fracht einschätzen könnten und die Auslieferung lebenswichtiger Medizinprodukte sichergestellt sei. Unterschiedliche Maßnahmen in verschiedenen Bundesländern und erst recht in den EU-Mitgliedsstaaten erzeugten einen erhöhten Organisationsaufwand.

Osteuropäisches Personal bleibt zu Hause

Nach der Schließung der Grenzen bleibt Personal aus Osteuropa häufig dort, was dazu führt, dass Logistikdienstleister in Lagern und Warenumschlagzentren mit ungeübten und ungelernten Mitarbeitern arbeiten müssen. Die Personalkosten stiegen auch durch viele Krankmeldungen aus den Nachbarländern, die Effizienz sinke im operativen und administrativen Bereich und die Leistung werde teurer.

Auch im Lebensmittelhandel fehlten die Mitarbeiter aus Osteuropa. Hier biete es sich an, mit Logistikdienstleistern zu arbeiten, die derzeit in anderen Branchen nicht ausgelastet seien. Die Effizienz sinke aber trotzdem.

Logistikmitarbeiter ohne Kinderbetreuung

Während für andere Bereiche eine Notbetreuung von Kindern in Schulen und Kindertagesstätten vorgesehen ist, gilt dies für Logistikmitarbeiter – mit Ausnahme der als kritische Infrastruktur eingestuften Lebensmittelbranche - nicht. Auch hier müssen Ersatzarbeitskräfte gefunden werden, was die Kosten steigen lasse.

Vereinfachte Anträge nötig

Viele kleine und mittelständische Transportbetriebe hätten noch nie mit einer Bank über einen Kredit verhandelt. Das gelte insbesondere für Unternehmer mit Migrationshintergrund. Sie seien mit den Formalitäten oft überfordert. „Es gilt, die Anträge jetzt zu vereinfachen sowie schnell und unkompliziert zu bearbeiten“, schreibt der BVL.

Allgemein vorrangige Themen

In einer Telefonkonferenz zwischen Entscheidern großer Logistikdienstleister, Verbandsvertretern und dem Bundesverkehrsministerium wurden einige Themen als vorrangig identifiziert:

• Sicherung von Post- und Paketstationen: entsprechende Geschäfte offenhalten

• Grenzen sollen für den Güterverkehr geöffnet bleiben, Grenzkontrollen behindern

den Güterverkehr als Nebeneffekt

• Beweisdokumentation des Reisezwecks für den grenzüberschreitenden

Güterverkehr

• flexibler Einsatz von Arbeitskräften

• Sicherung der Liquidität, zum Beispiel durch Kurzarbeit

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