Bosch Connected World 2018 Aus Autos werden intelligente fahrende Roboter

Foto: Bosch

Was die Zukunft des Automobils und der Lieferketten auf der letzten Meile angeht, haben die Experten auf der Bosch Connected World 2018 eine klare Vision: elektrisch, autonom und hochintelligent. 

Zumindest den ersten Aspekt, die Elektromobilität, nimmt Deutsche Post DHL Chef Dr. Frank Appel direkt in seiner Keynote auf und verknüpft dies im selben Zuge mit einem Appell. "Wer auch immer das erste CO2-freie Flugzeug entwickelt, macht den Deal." Gleiches gelte auch für schwere E-Lkw. Eine Klasse darunter ist die Post schließlich mit ihrem Streetscooter, seit August ja auch als XL mit 20 Kubikmetern Laderaum, ganz passabel aufgestellt. Das genügt aber nicht, dann schließlich wolle man bis 2050 komplett CO2-frei unterwegs sein.

Batterien mit Mega-Reichweite sind nicht die Lösung

Professor Günther Schuh von der RWTH Aachen und CEO von e.Go Mobile schränkt diesen Wunsch allerdings in seinem Vortrag ein Stück weit ein. Primär sei nicht das CO2 der große Feind in Innenstädten, sondern Stickoxide (NOx). Dazu rechnet er vor, dass weder ein Pferd (ca. 25 Gramm CO2 pro Kilometer), noch jedes andere Tier inklusive Mensch komplett CO2-frei unterwegs sei. Dennoch bietet die Elektromobilität eben diesen Vorteil, dass NOx in den Innenstädten nicht mehr anfällt. Gleichzeitig hält er allerdings die Reichweitenstreberei von Tesla und Co. für den falschen Weg. Um eine wirkliche Marktdurchdringung zu erreichen, müssten die Kosten pro Kilometer sinken. Beim Carsharing liege diese Grenze, so Schuh, bei 15 Cent pro Personenkilometer. Ein aktueller Renault Zoe koste das Doppelte. Um die Kosten zu senken, sei aber ein Umdenken nötig. Batterien sind grundsätzlich teuer und werden dies, so die Ansicht von Schuh, auch in den nächsten zehn Jahren noch sein. Darum habe sein Unternehmen e.Go Mobile den gleichnamigen Stadtflitzer entwickelt. 

City-Stromer e.Go

Die Reichweite ist dank kleiner günstiger Batterie gering, doch weit genug für die Innenstadt. Die Kosten für den Personenkilometer liegen bei 14 Cent. Man habe bereits volle Auftragsbücher: 2.500 an Privatpersonen und rund 4.000 Einheiten an Großkunden, darunter mit einem hohen Anteil die Caritas. Entsprechend sei die Produktion bis weit ins Jahr 2019 komplett ausgelastet. Ein großes Argument für den e.Go ist der Preis von 15.900 Euro und der spritzig ausgelegte Motor. Zudem biete das Konzept eine hohe Crashsicherheit. Die Zukunft der Mobilität liegt also mittelfristig nicht im Tesla mit einer Reichweite von 500 Kilometern und riesiger Batterie, sondern in Kurzstrecken-Stromern und Plug-in-Hybriden oder Stromern mit Range Extender. In Innenstädten könnten die Fahrzeuge also elektrisch fahren, für lange Strecken aber noch den Verbrennungsmotor benutzen.

Nutzern die Reichweiten-Angst nehmen

Auch Carolin Reichert von Bosch Mobility Solutions adressiert das Thema Reichweite. Den Nutzer müsse vor allem die Angst vor einer zu geringen Batteriekapazität genommen werden. Dazu bietet Bosch zum Beispiel verschiedene Bausteine wie den Advanced Range Assist, der elektrische Verbraucher an Bord überwacht oder den Charge Point Access Manager an. Letzterer schlägt zur Route passende Ladestationen vor und reserviert diese dann für den Nutzer. Davor sei aber noch eine entsprechende Übereinkunft mit den Betreibern notwendig. Denn aktuell sind Ladesäulen nicht reservierbar und sind im schlimmsten Fall sowieso von irgendeinem Diesel-SUV belegt. 

Vier-Punkte-Plan für die Reform der letzten Meile

Für die Zustellung auf der letzten Meile empfiehlt Reichert einen Vier-Punkte-Plan. Zunächst müssten nahe den Innenstädten, also am Rande der Zero-Emission-Zones, Micro-Hubs entstehen. Im selben Zuge muss der KEP-Dienstleister sein Lieferkonzept auf ein zweistufiges System umstellen, also gesammelt die Hubs beliefern und die Pakete von dort mit Zero-Emission-Lösungen auf die letzte Meile schicken, seien es Lastenräder oder sonstige kompakte von Menschenhand oder autonom gesteuerte Elektrofahrzeuge. Um den Kreis zu schließen brauche es dann eine offene Connectivity Plattform, um alle Parteien zusammenzubringen. 

AI ist wichtiger Teil der Entwicklung

Spätestens hier ist auch die künstliche Intelligenz (AI) gefragt. Ein kurzer Einspieler skizziert, wie in Zukunft all diese Technologien zusammenspielen: Lieschen Müller ist in ihrem Elektroauto auf dem Weg in die Stadt. Die Reichweite neigt sich dem Ende zu, das Fahrzeug schlägt selbständig eine Reihe von Ladesäulen in der Nähe des Ziels vor und fragt an, wie lange Lieschen dort parken und laden möchte. Sie wählt die Säule aus und lässt sich autonom dorthin chauffieren. Währenddessen checkt sie via Internet of Things den aktuellen Füllstand des Kühlschranks und bestellt per App ein paar Lebensmittel. Während das Auto lädt, bringt ein Bote vom Micro-Hub – natürlich elektrisch – die Lieferung vorbei und deponiert sie direkt im Kofferraum des Fahrzeugs, für das er vorher einen virtuellen Schlüssel aus der Cloud erhalten hat. 

Alle Bausteine sind schon da

All diese Systeme sind allerdings keinen Zukunftsmusik mehr, sondern eigentlich schon funktionsfähig, wie auch Prof. Schuh mit einem leichten Seitenhieb bemerkt: "Der Streetscooter ist schon fast so alt wie das iPhone." Dank Blockchain-Technologie können Autos selbständig für Parken und Strom bezahlen. Elektrotransporter sind seit Jahren im Einsatz. Automatisiertes Valet-Parking klappt ebenso gut, wie beispielsweise der chinesische Konzern Baidu – das mit relativ einfachen Mitteln - oder auch Bosch live auf der Bosch Connected World gezeigt haben. Und jüngst hat Daimler im Intelligent World Drive gezeigt, dass die aktuelle Serientechnik schon fit ist, um vollautonom um die Welt zu fahren. VW wiederum zeigt seit 2016 im Crafter, dass es dafür nicht eine S-Klasse braucht, sondern dass das eigentlich schon ein Transporter ganz gut hinkriegt, wenn auch qua Gesetz nur mit Hand am Lenkrad. Jetzt ist es also an allen Teilnehmern des Diskurses vom Fahrzeughersteller über Zulieferer bis zu den staatlichen Behörden, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und die Mobilität im Personen- wie im Güterverkehr auf die nächste Stufe zu heben.

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