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Bitcoin-Lösung für Digitalisierung Blockchain zwischen Revolution und Mythos

IBM Blockchain in der Lebensmittellogistik Foto: IBM

Es gibt immer mehr Blockchain-Projekte in der Logistik. Doch bei allen Vorzügen bringt die Technologie auch Probleme mit sich.

Das Forschungsministeri­um fördert das Blockchain-Projekt Hansebloc der Logistik-Initiative Hamburg mit 1,9 Millionen Euro. Und ein Projektteam von 30 Unternehmen, darunter der Standardisierer GSL, starteten erst Mitte Oktober eine Blockchain-Lösung für den Palettentausch. Mit Meldungen wie diesen hat es die Bitcoin-Technologie bis in die Logistik geschafft – und wird dort bisweilen als wichtiger Baustein der digitalen Revolu­tion gefeiert.

Dabei lohnt es sich, die Blockchain einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Zwar ist das Ganze ein technologischer Durchbruch – allerdings kauft sich der Nutzer in einem Atemzug auch einige nicht zu unterschätzende Nachteile ein. Zeit, dem Mythos Blockchain einige Fakten gegenüberzustellen.

Das dezentrale Speichern bringt nicht mehr Effizienz

So entsteht bisweilen der Eindruck, dass das dezentrale Speichern in einem Netzwerk aus Computern zu einem Effizienzgewinn führe. Das ist ein Irrtum. Jeder Rechner überprüft dieselben Transaktionen nach denselben Regeln und führt identische Vorgänge aus. Zu guter Letzt speichert jeder denselben Verlauf. Das wiederum hat zur Folge, dass enorme Datenmengen angehäuft werden. So umfasst ein Bitcoin-Netzwerk rund 100 GB. Und je mehr Transaktionen erfolgen, desto schneller wächst dieses Netzwerk.

Hinzu kommt noch ein anderes Performanceproblem: Das Bitcoin-Netzwerk kann lediglich bis zu sieben Transaktionen pro Sekunde verarbeiten. Bei Millionen von Kunden eignet sich das nicht gerade für eine schnelle Zahlung an der Tankstelle. Gleiches gilt für Echtzeitdaten in der Logistik.

Aufgrund der riesigen Daten­mengen kommen bei Blockchain-Lösungen Mining Pools zum Ein­satz. Sie bestehen, so die Grund­idee, jeweils aus einer Gruppe gleich gesinnter Miner, die Ressourcen zusammenbringen und die sich erhaltene Belohnungen entsprechend der zum Netzwerk beigetragenen Hash-Stärke teilen. Als Hash bezeichnet man eine mathematische Streuwertfunk­tion, die zur Integritätsprüfung dient.

Vier Mining Pools kontrollieren Blockchains

Problem: Von der Idee, dass hier Hobby-Miner am Werk sind, kann man sich verabschieden. Zudem kontrollieren allein die vier größten Mining Pools weltweit mehr als die Hälfte der Rechen­leistung. Die Möglichkeit, die Mehrheit von 51 Prozent einer gespeicherten „Wahrheit“ herzustellen, ist also durchaus real. Mit Blick auf Bitcoin wiederum liegen rund 80 Prozent der Rechenleistung in China. Ein Umstand, dessen sich der Nutzer zumindest bewusst sein sollte.

Bleibt die viel gelobte Transparenz der Blockchain. Was allerdings unmittelbar zur folgenden Frage führt: Wie gläsern möchte ich – vor allem mit Blick auf den Wettbewerb – tatsächlich sein? Denn tatsächlich bietet die Blockchain keine wirkliche Anonymität. Wer möchte, kann sich folglich relativ einfach Zugang zu (eventuell) neuralgischen Informationen beschaffen. Oder in die klassische Lebenswelt übertragen: Würden Sie jedem Einblick in Ihre Kreditkartenabrechnung geben? Die verschiedenen Blockchain-Anbieter arbeiten natürlich daran, diese Probleme zu lösen. Aber bei aller Goldgräberstimmung im Hinblick auf die Blockchain sollte die Logistik diese Randbedingungen zumindest im Hinterkopf haben.

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