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BGL-Umfrage Fahrer fordern mehr Wertschätzung

Foto: Jan Bergrath
Meinung

Vor der entscheidenden Abstimmung des Europäischen Parlaments zum Mobilitätspaket will der BGL von den Lkw-Fahrern wissen, wie sich die Arbeitsbedingungen verbessern lassen. Die Online-Umfrage ist noch bis zum 5. Juni aktiv.

Raststätte Frechen-Nord an der A4 bei Köln in der prallen Mittagssonne: Auch einige deutsche Fahrer machen hier Pause. Die Überraschung ist groß, als plötzlich eine Gruppe leger gekleideter Männer an die Lkw herantritt, Stift und Schreibunterlage in der Hand. Es sind Professor Dirk Engelhardt, Hauptgeschäftsführer des BGL, die beiden BGL-Vertreter in Berlin und Brüssel, Jens Pawlowski und Dirk Saile, sowie als Beobachter der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner, Mitglied im Verkehrsausschuss, der sich schon seit Jahren für die Belange der Fahrer einsetzt. Sein Wahlkreis ist Viersen.

Bisher gute Beteiligung an der Umfrage

Am 18. April hat der BGL seine Online-Umfrage unter Lkw-Fahrern gestartet. Mit bislang 1.400 Teilnehmern sei der Rücklauf sehr hoch, berichtet Engelhardt. Noch bis zum 5. Juni haben die Fahrer die Chance, sich an der Umfrage zu beteiligen.

Der Grund für diese Aktion: Nun wohl am 7. Juni stimmt das Europäische Parlament in Brüssel über das hoch umstrittene Mobilitätspaket ab: „Wir möchten gemeinsam mit unseren Unterstützern von anderen Verbänden, aber auch aus der Politik in Brüssel Einfluss nehmen“, sagt Engelhardt, „damit die Belange der Fahrer bei der zukünftigen Ausgestaltung des Mobilitätspaktes wie auch in der nationalen Umsetzung Berücksichtigung finden.“

Wertschätzung in allen Bereichen gewünscht

Es gibt offenbar bereits eine Tendenz. „Die bisherige Auswertung der Fragebögen ist für uns kein neues Bild“, so Engelhardt weiter. „Sie zeigt ganz eindeutig auf, dass neben der Entlohnung, die natürlich einen wichtigen Aspekt darstellt, die Fahrer beim schlechten Image der Transportbranche in der Gesellschaft den größten Handlungsbedarf sehen. Auch muss an der Parkplatzsituation und am Umgang mit den Fahrern an den Abladestellen dringend gearbeitet werden.“

Das bestätigen auch die acht deutschsprachigen Fahrer, die das BGL-Team in Frechen angetroffen hat. Engelhardts Fazit: „Vor allem die oft mangelnde Wertschätzung der Fahrer in allen Bereichen der Logistikkette, aber eben auch in der Bevölkerung macht den Fahrern sehr zu schaffen.“

Freier Marktzugang, aber keine Narrenfreiheit

Ein großes Spannungsfeld bei den aktuellen Diskussionen in Brüssel und Berlin sieht auch Udo Schiefner. Der schwelende Interessenskonflikt zwischen den Ländern des Südostens und des Nordwestens bereitet ihm Sorgen: „Der freie Marktzugang darf nicht verwechselt werden mit, überspitzt gesagt, grenzenlosen Wild-West-Manieren. Sondern ein freier Marktzugang muss bestimmte Regeln haben. Die muss man auf europäischer Ebene schaffen. Deshalb bin ich dankbar, dass der BGL durch die Umfrage einen wichtigen Beitrag für die anstehenden Diskussionen und Verhandlungen liefert.“ 

Schiefners Eindruck nach der Befragung vor Ort: „Das schlechte Image steht in der Tat an erste Stelle, gefolgt von der Behandlung an den Rampen. Allerdings sind einige Fahrer der Meinung, dass sich das Thema der schlechten Entlohnung durch den Fahrermangel fast von selbst lösen würde. Was mich persönlich erfreut hat, war die Aussage einiger Fahrer, dass sich auch mal ein Politiker zu den Fahrern auf einen Rastplatz begibt, um ihre Meinung kennenzulernen. Ich hoffe sehr, dass man in Brüssel die Ergebnisse der Umfrage dann auch ernst nimmt.“

Hoffnung eines Fahrers

Das erhofft sich auch der zweifache Familienvater Pierre Glissmann aus Hiddenhausen, hier im Bild. Seit 2009 arbeitet er als Berufskraftfahrer. Zwar ist er jedes Wochenende bei der Familie daheim, aber allein unter der Woche bereitet ihm der Parkplatzmangel große Sorgen. Für ihn sind angesichts dieser Thematik die Lenkzeiten nicht flexibel genug, denn am Ende müssten es die Fahrer immer ausbaden. Auch ihn belastet der schlechte Umgang vieler Kunden sehr. „Ich persönlich finde es toll, dass der BGL diese Umfrage gestartet hat und dass ich mitmachen konnte. Nun hoffe ich nur, dass sie auch etwas bewirkt.“

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