Bewegung im Fernbusmarkt Flixbus mit neuer Konkurrenz

Foto: Temsa Deutschland

Die Expansion geht weiter, aber mit mehr Wettbewerb: Nachdem der französische Fernbusanbieter BlaBlaBus den Einstieg in den deutschen Markt verkündete, macht die Meldung von der Übernahme von Eurolines durch Flixbus die Runde.

Erst im letzten Jahr hat sich BlaBlaBus den Konkurrenten Ouibus einverleibt, jetzt wollen die Franzosen einen Angriff auf den europäischen Champion Flixbus auf dessen Heimatmarkt starten: Bis Jahresende 2019 sollen in Deutschland und den Beneluxstaaten vorerst 60 Städte unter dem neuen Namen "BlaBlaBus" angefahren werden, wie CEO Nicolas Brusson dem Handelsblatt sagte. Der 41-jährige Franzose startet die Expansion mit Bedacht in genau dem Land, in dem die grünen Flixbusse den Markt seit dessen Liberalisierung im Jahr 2013 fast vollständig aufgerollt haben.

"Die Menschen wollen ein alternatives Angebot", meint Brusson. BlaBla hat nach eigenen Angaben 65 Millionen Nutzer in 22 Ländern. Durch die Übernahme des Fernbusgeschäfts der französischen Staatsbahn SNCF im vergangenen Herbst kombiniert BlaBla seit einigen Monaten Mitfahrgelegenheiten und Buslinien, bislang aber nur in Frankreich. Die Fernbusmarke „Ouibus" der SNCF beschränkt sich mit 200 Destinationen weitgehend auf das Heimatland und soll im Laufe des Jahres 2019 auf BlaBlaBus umfirmiert werden. Auch in Deutschland gibt es mit IC-Bus einen Bahnableger, der Fernbuslinien betreibt und einer der wenigen verbliebenen deutschen Flixbus-Konkurrenten ist.

Übernahme von Eurolines anvisiert

Fast gleichzeitig kündigten Flixbus und der französische Verkehrsgigant Transdev Verhandlungen über eine Übernahme von Eurolines an. Eurolines fährt mit seinen Bussen Ziele in zahlreichen europäischen Ländern an und ist innerhalb Frankreichs unter der Marke "Isilines" vertreten, die im gleichen Zuge von Flixbus übernommen werden könnte. "Mit dieser Integration hätte Flixbus ein noch umfassenderes und vielfältigeres Angebot, um noch mehr Passagiere zu gewinnen. Wir wollen die erste Wahl für Reisende in ganz Europa sein", erklärte Flixbus-Geschäftsführer Jochen Engert gegenüber dem Handelsblatt.

Der private Verkehrsriese Transdev beschäftigt nach eigenen Angaben 82.000 Mitarbeiter weltweit und ist in 20 Ländern tätig. Das Unternehmen betreibt die zweitgrößte Schienenfahrzeugflotte in Deutschland. "Die Entscheidung, exklusive Verhandlungen mit Flixbus über die mögliche Veräußerung von Eurolines aufzunehmen, steht im Einklang mit dem strategischen Plan von Transdev", erklärte Transdev-Geschäftsführer Thierry Mallet. Der Verkauf würde es dem Unternehmen ermöglichen, die Ressourcen auf den Kern des Geschäfts – wie etwa den öffentlichen Nahverkehr – zu konzentrieren.

Neuer Lieferant für Flixbus-Buspartner

Neuheiten gibt es auch beim Thema "Rolling Stock". Temsa Deutschland darf künftig die Buspartner von Flixbus beliefern und dokumentiert dies mit der ersten Lieferung von vier HD-Modellen an den neuen Partner Tholen Reisen im niedersächsischen Friesoythe. Temsa Deutschland baut darüber hinaus sein Kundendienstnetz in Deutschland mit den ersten Lieferungen an Tholen Reisen weiter aus. Im Rahmen seiner neuen Partnerschaft wird Tholen Reisen die Kundendienstleistungen von Temsa unterstützen.

Nach der kompletten Umstrukturierung des deutschen Temsa-Standorts im Jahr 2014 konnte das Unternehmen erste erkennbare Fortschritte auf dem Weg zu verbesserter Kundenzufriedenheit und Markenwahrnehmung erzielen, was 2017 zum Verkauf 60 neuer Fahrzeuge in Deutschland führte. Mittelfristig sollen auch weitere Modelle wie der Schulbus LD SB (siehe auch Fahrbericht in lastauto omnibus 4/2019) oder der Mittelmotor-Minibus Prestij verkauft werden. Erste Gehversuche sollen auch mit Niederflurstadtbussen mit Diesel- oder Elektroantrieb erfolgen.

Der neue Temsa-Buspartner Tholen wurde 1959 vom Vater des Geschäftsführers Ewald Tholen gegründet und kann so 2019 auf 60 Jahre erfolgreiche Tätigkeit verweisen. Der Fuhrpark des seit 2012 in einem neu errichteten, modernen Betriebsgelände auf 10.000 Quadratmeter Fläche residierenden Busunternehmens mit Reisebüro und angeschlossener Fahrschule besteht derzeit aus rund 70 Fahrzeugen. Dazu gehört seit Juli 2018 erstmals ein Temsa HD 13, der auf Fernlinie eingesetzt wird. Seit rund fünf Jahren bedient Tholen sieben Linien für den Fernbuspionier Flixbus, jeder der Busse legt dabei rund 250.000 Kilometer im Jahr zurück.

Temsa will Expansion fortsetzen

Herr Hakan Koralp, Chief Sales Officer bei Temsa, erläutert, dass sich das türkische Unternehmen in Zukunft noch stärker auf Europa konzentrieren wird: "Bei Temsa verfolgen wir das Ziel, unsere Expansion auf dem europäischen Markt fortzusetzen und unseren Umsatz in Deutschland mittelfristig zu verdoppeln. Dank unserer neuen Partnerschaft mit Tholen Reisen unternehmen wir einen weiteren großen Schritt in Deutschland, insbesondere im Norden. Wir sind davon überzeugt, dass Tholen Reisen unseren Kunden in Deutschland im Hinblick auf Reiseveranstaltung und Kundendienst besten Service bereitstellen wird. Unsere Investitionen werden mit dem Ziel fortgesetzt, unsere Wachstumsziele in Europa zu erreichen." Ein Grund dafür könnte am Rande auch der weitgehende Zusammenbruch des türkischen Marktes sein.

Ewald Tholen, CEO bei Tholen Reisen, kommentiert die neue Partnerschaft wie folgt: "Unser erster Temsa-Markenbus wurde 2018 geliefert und nach 170.000 Kilometern können wir sagen, dass Fehlfunktionen für diese Busmarke ein Fremdwort sind. Der Temsa HD funktioniert perfekt. Der Bus hat mich und meinen Bruder, der unsere eigene Werkstatt leitet, mit seiner überlegenen Qualität, Zuverlässigkeit und einem um rund zehn Prozent reduzierten Kraftstoffverbrauch im Vergleich zur Konkurrenz überzeugt."

Mittelklasse in Fernlinienausstattung

Gerade der Mittelklasse-Reisewagen Temsa HD 13 erweist sich als preiswerter Allzweck-Reisebus und bietet nach dem letzten Facelift 2016 neue Xenon-Blockscheinwerfer und verbesserte Ergonomie am Fahrerarbeitsplatz. Unter dem Blech kommt bewährte Technik zum Einsatz: Der kraftvolle und gleichzeitig sprichwörtlich sparsame DAF MX-11-Motor leistet satte 435 PS und 2.100 Nm an maximalem Drehmoment – zur Busworld in Brüssel folgen neue Motoren und Getriebe. ZF wiederum liefert die lang übersetzte Hinterachse (i = 2,93) sowie das automatisierte 12-Gang-Getriebe AS-Tronic. An Bord sind alle verfügbaren Sicherheitssysteme verbaut wie ESP, ACC, LGS sowie ein moderner Notbremsassistent. Neu ist der Aufmerksamkeitsassistent, der die Augenbewegungen des Fahrers mittels Kamera analysiert und bei Sekundenschlaf Alarm schlägt. Zur besonderen Fernbusausstattung gehören ebenso der D'Hollandia-Hublift mit 350 Kilo Tragkraft hinter der Vorderachse wie die zusätzliche Schlagtüre sowie verschiebbare Sitzreihen auf Airline-Schienen, so dass im Bedarfsfall keine Sitze ausgebaut werden müssen.

WLAN und USB-Stecker sind heute Standard an Bord und gehören ebenso zum Flixbus-Lastenheft wie die einheitliche Farbgebung der hochwertigen Kiel-Sitze des Typs Avance 1020 im Innenraum. Für eine stabile Anbindung ans Internet sorgt das Icomera-System von Flixbus, das für die Fahrgästen eine stabile LTE-Verbindung ermöglicht. Auch die sanitären Einbauten sind optimal auf den Fernreiseverkehr ausgelegt: Heavy Duty-Armaturen, Desinfektionsspender, Lufthandtrockner und ein großer 150-Liter-Wassertank haben sich hier als Standard etabliert. Für den optimalen Korrosionsschutz setzt Temsa seit einigen Jahren bereits auf die kataphoretische Tauchlackierung (KTL) sowie weitere Versiegelungstechniken. Temsa bietet seine Reisebusse für Europa nur als Zweiachser an, nur in dem wichtigen Markt USA werden "45-Füßer" als Dreiachser angeboten.

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