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Beschäftigung in Deutschland Speditions- und KEP-Kaufleute sind gefragt

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Speditions- und KEP-Kaufleute sind begehrt. Allerdings könnte die Digitalisierung Jobs kosten.

Die verbesserte wirtschaftliche Lage hat sich in den vergangenen Jahren "überwiegend positiv" auf die Beschäftigungsentwicklung bei den Speditions- und KEP-Kaufleuten ausgewirkt. Das hebt das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in seiner jüngsten Marktbeobachtung über die „Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik 2016“ hervor. In beiden Bereichen gab es jedoch im August 2016 – zum Zeitpunkt der Erhebung – mehr Arbeitssuchende als offene Stellen. Gleichwohl entwickelte sich die Höhe der Vergütung positiv. Die Gehaltssteigerungen lagen jeweils über dem Anstieg der Verbraucherpreise.


Konkret stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung von 2014 um jährlich knapp drei Prozent auf rund 146.000 bis Ende 2015. Dabei sind Frauen mit einem Anteil von rund 37 Prozent im Vergleich zu allen anderen Berufsgruppen mit 46,5 Prozent unterdurchschnittlich repräsentiert. Der Anteil der ausländischen Beschäftigten nahm um mehr als neun Prozent auf über 12.500 überproportional zu.

Nur wenig Teilzeitstellen


Eine Beschäftigung in Teilzeit ist bei den Speditionskaufleuten mit neun Prozent relativ selten. Im Durchschnitt aller Berufe beträgt die Teilzeitquote 26,8 Prozent. Der Anteil befristeter Verträge ist seit 2013 rückläufig. Home-Office ist trotz der digitalen Möglichkeiten nur gering verbreitet.
Knapp 70 Prozent der Speditionskaufleute weisen einen Berufsabschluss auf. Dabei steigt der Anteil der Akademiker kontinuierlich an. Zurzeit liegt er bei neun Prozent. Laut einem von der Expertenorganisation Dekra veröffentlichten Arbeitsmarktreport, auf den sich der BAG-Bericht bezieht, werden bei Speditionskaufleuten oft spezielle Zertifikate oder Fachwissen verlangt, etwa hinsichtlich Ladungssicherung, Gefahrguttransporten oder Zollabwicklung.


Bezüglich der Digitalisierung sind die Anforderungen an die kaufmännischen Fachkräfte gestiegen. So erwarten die Arbeitgeber von ihren kaufmännischen Angestellten "einen sicheren Umgang mit gängigen Programmen". Für die Nutzung betriebsinterner beziehungsweise spezifischer kaufmännischer Software sind in der Regel Inhouse-Schulungen beziehungsweise Multiplikatoren- Schulungen üblich.


Als Kehrseite der Digitalisierung wird in dem BAG-Bericht auf die Gefahr der Automatisierung hingewiesen: Einer amerikanischen Studie zufolge sind rund 47 Prozent der Arbeitsplätze, besonders im Transport- und Logistikbereich, gefährdet. Im Rahmen der BAG-Studie sahen rund 18 Prozent der befragten Unternehmen "eine Automatisierung des Berufsbildes und die daraus resultierende Wegrationalisierung der Arbeitsplätze künftig als wahrscheinlich an".


Auch die Arbeitszeiten unterscheiden sich oft: Etliche Unternehmen bieten ihren Kunden eine 24-Stunden-Betreuung an, sodass Mitarbeiter hier im Schichtdienst eingesetzt werden. Ansonsten gilt auch hier: In kleineren Betrieben, in denen Kaufleuten eine Vielzahl von Aufgaben zeitgleich übertragen wird, treten unregelmäßige Arbeitszeiten eher häufig auf.
Die Zahl der Ausbildungsverträge der Speditionskaufleute nimmt seit gut zehn Jahren tendenziell zu. Ende 2015 lag die Zahl bei über 14.100, rund zehn Prozent mehr als 2005. 60 Prozent der Ausbildungsverträge entfallen auf Männer. Zurzeit werden jährlich mehr als 5.500 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Dabei besitzen 56 Prozent der Auszubildenden eine Hochschul- beziehungsweise Fachhochschulberechtigung, 37 Prozent einen Realschul- und fünf Prozent einen Hauptschulabschluss. Insgesamt gibt es für die Berufsgruppe mehr Ausbildungsstellen als Bewerber, 2015 blieben am Ende mehr als 200 Ausbildungsstellen unbesetzt.


Etwa 1.000 Ausbildungsverträge werden während der dreijährigen Ausbildung vorzeitig aufgelöst. Und das, obwohl nach Erkenntnissen des BAG für die frischgebackenen Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen "gute Chancen bestehen, unmittelbar nach der Abschlussprüfung in den Arbeitsmarkt integriert zu werden".

Bedarf an KEP-Kaufleuten


Auch für KEP-Kaufleute entwickelte sich die Arbeitsmarktsituation positiv. Vor allem wegen des gestiegenen Onlinehandels haben die Aufträge, besonders im Endkundengeschäft, mächtig zugelegt. Laut Bundesagentur für Arbeit waren Ende 2015 in Deutschland 7.800 sozialversicherungspflichtige KEP-Kaufleute beschäftigt. 60 Prozent davon waren Frauen. Die Teilzeitquote liegt bei rund 20 Prozent.

Wie bei den Speditionskaufleuten dauert die Ausbildung drei Jahre. Die Lehrinhalte der ersten zwei Jahre decken sich weitgehend mit den Inhalten der Ausbildung zur Fachkraft für KEP-Dienstleistungen. Nach dem Erwerb der Qualifikation zur Fachkraft besteht die Möglichkeit, nach einem zusätzlichen Ausbildungsjahr zum Kaufmann für KEP-Dienstleistungen aufzusteigen. Die Zahl der Ausbildungsverträge ist mit rund 260 relativ gering; 2015 wurden 135 neu abgeschlossen.





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