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Berufskraftfahrer Start in die Zukunft

Auszubildende, Spedition Pabst Foto: Pabst

Die Ausbildungsbereitschaft steigt. Die Zahl der neuen Verträge hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. Ein regelrechter Boom ist bei der Beschleunigten Grundqualifikation zu erkennen.

Wie ist es um die Ausbildungsbereitschaft der hiesigen Speditionen bestellt? Jedes Jahr bis Mitte Februar sammelt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Meldungen seiner angeschlossenen 80 lokalen IHKs, wie viele junge Leute im jeweiligen Kalenderjahr die dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer begonnen haben. Entsprechend gespannt warten die Unternehmer auf diese Zahl. Sie ist erfreulich: 3.254 neue Ausbildungsverträge bedeuten sechs mehr als im Jahr zuvor.

Plus 1.600 Teilnehmer für Beschleunigte Grundqualifikation

Die Steigerung bei der Beschleunigten Grundqualifikation fällt deutlicher aus. Die Zahlen werden fast zeitgleich von der DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung publiziert. Sie ist um 1.600 Teilnehmer gestiegen. Nimmt man die 1.770 jungen Fahrer, die 2012 ihre Prüfung bestanden haben, und rechnet sie mit den 10.782 erfolgreich beschleunigt qualifizierten Fahrern aus dem vorigen Jahr zusammen, verliert die demografische Falle ein wenig ihren Schrecken. Demnach scheiden in den nächsten 15 Jahren im Mittel pro Jahr etwa 17.000 Fahrer altersbedingt aus dem Beruf aus. Zudem hat die aktuelle wirtschaftliche Delle den Fahrermangel etwas relativiert.

Bewerber stehen auf der Warteliste

Das zeigt ein Beispiel eines Spediteurs aus Nordhessen, bei dem sich auf eine Stellenanzeige 31 deutsche, 14 polnische und 148 spanische Fahrer bewarben. Auch andere gut organisierte mittelständische Unternehmen, vor allem die Betriebe, die seit Jahren ausbilden, verweisen derzeit eher auf eine Warteliste an Bewerbern als auf einen Notstand. Leider, so der Tenor, scheidet eine Einstellung oft an der mangelnden Qualifikation oder Motivation.

Betriebe erkennen den Wert des dualen Systems

"Wir nehmen eine wesentlich höhere Sensibilität der Unternehmen für das Thema Ausbildung wahr", sagt Jörg Mannsperger, Vorstandsmitglied bei Dekra und Geschäftsführer der Dekra Akademie. "Viele Betriebe erkennen wieder den Wert unseres dualen Systems auch für die Ausbildung von Kraftfahrern." So wie die Spedition Paul Berners in Mechernich. Das Unternehmen hat bereits in den 80er-Jahren Fahrer ausgebildet und im Jahr 2000 nach längerer Pause einen neuen Anlauf unternommen. "Derzeit haben wir elf Auszubildende, und wir hoffen, dass wir am Ende die Mehrheit von ihnen bis zur Prüfung durchbringen", so Firmenchef Berners.

Im Norden, so scheint es, tut sich die Branche aktuell etwas schwerer. Laut Andreas Jedamzik, Vorstand der Initiative Pro Lkw, hat der Ansturm auf die Lehrstellen merklich nachgelassen. Allzu viel Zuversicht verbreitet er auch für das kommende Lehrjahr nicht. "Nach meiner Einschätzung wird die Zahl der neuen Berufskraftfahrer-Auszubildenden für 2013 stark zurückgehen, aufgrund sehr geringer Bewerbungen und der vielen schlechten Ausbildungsverhältnisse in Deutschland", sagt er.

Im Süden lassen sich Azubis leichter finden

Im Süden scheint es etwas leichter zu sein, geeignete Azubis zu finden – auch weil sich immer öfter Transporteure zusammenschließen. "Die Verbundausbildung ist interessant für kleinere Unternehmen, die nicht alle Bestandteile des Lehrplans im Unternehmen abbilden können", sagt Mannsperger. "Dekra unterstützt deshalb trans aktuell bei einer Initiative zur Vernetzung unterschiedlichster Aktionen und Projekte zur Gewinnung von Fachkräften in der Transportlogistik", sagt er. Unter dem Motto "Ausbildung vernetzt" führt trans aktuell am 11. März alle am Thema Ausbildung interessierten Akteure zusammen, Schirmherr ist der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Dr. An­dreas Scheuer.
Das größte Problem bleibt die Abbrecherquote.

Von den 2.133 Azubis, die im Ausbildungsjahr 2009/2010 begonnen haben, sind nur 1.770 durch die Prüfung gekommen. Ein mühsamer Weg, wie die Spedition Pabst aus Gochsheim bestätigen kann. Sie bildet seit 1997 Fahrer aus, aktuell sind es 29 in allen drei Jahrgängen. "Insgesamt haben wir knapp 100 Ausbildungsverträge abgeschlossen", sagt Geschäftsführer Hans Pabst. "Da wir vor Ausbildungsbeginn immer ein Praktikum mit den künftigen Azubis vereinbaren, machen bei uns etwa drei Viertel die Ausbildung zu Ende", sagt er. Mehr als die Hälfte bleibe im Unternehmen. Das zeigt deutlich: Ausbilden lohnt sich.

Beste Quote

Auch bei der Beschleunigten Grundqualifikation wächst die Zahl der Absolventen. 2010 waren es laut DIHK 11.537 Teilnehmer mit einer Bestehensquote von 81,93 Prozent, 2011 sank die Zahl auf 11.212, um im vergangenen Jahr mit 12.828 Teilnehmern die bisherige Höchstzahl und mit 84,05 Prozent die beste Bestehensquote zu erreichen. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) sank zwar die direkte Förderung der lokalen Agenturen von 6.400 auf 5.600 Personen im vorigen Jahr. Ein BA-Sprecher sieht darin aber auch eine positive Entwicklung, dass "seitens der Transportunternehmer dem Fachkräftemangel entgegengesteuert wird".

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