Bauma 2013 Kipper werden klinisch rein

Foto: MAN 9 Bilder

Nach den Straßenfahrzeugen kommen zur Bauma auch die Offroad-Modelle in den Genuss von Euro-6-Antrieben und renovierten Kabinen. Die Fahrzeugbauer indes präsentieren im Segment der Baumaschinentransporte möglichst flexible Lösungen. Bei den Kippern heißt es: Pfunde runter, Betriebssicherheit rauf.

Nachdem die Straßenfahrzeuge der meisten Lkw-Marken bereits mit Euro-6-Motoren zu haben sind, setzt sich die Erneuerung der Antriebe bei den Offroad-Modellen fort. Auch wenn hier mögliche finanzielle Vorteile durch die Maut nicht so schwer ins Gewicht fallen wie im Falle der Fernverkehrsbrüder, müssen sich Bauunternehmer immer öfter damit abfinden, dass die Anfahrten zum Einsatzort weiter ausfallen und Offroad-Trucks weite Strecken auf mautpflichtigen Straßen unterwegs sind. Das könnte die Nachfrage nach Euro-6-Antrieben zumindest anregen. Während Mercedes mit dem Arocs (Halle B4, Stand 104/204) eine komplett neue Baustellefamilie auf die Achsen gestellt hat, hat es MAN (Halle B4, Stand 209/307) im Falle der schweren Baureihen TGX und TGS bei einem dezenten Facelift der Kabine belassen.

MAN: 200 Kilo mehr Gewicht durch Euro 6

Zu erkennen sind die Euro-6-Baulöwen am vergrößerten Kühllufteinlass an der Fahrzeugfront. Darüber thront auf der Chromzierleiste das neu gezeichnete Markenzeichen. Der Löwe mit entblößten Fangzähnen soll den Biss der Profis vom Bau darstellen. Von 320 bis 480 PS und 1.600 bis 2.300 Newtonmeter reicht aktuell das Leistungsangebot in Euro 6. Dabei liegt das maximale Drehmoment schon bei einer niedrigeren Drehzahl und über einen breiteren Bereich zur Verfügung im Vergleich zu den Euro-5-Ausführungen. Das führe zu mehr Souveränität auf schwerem Grund und zu größerer Sparsamkeit auf der Straße, verspricht der Hersteller. Das Mehrgewicht der Abgasreinigung geben die Münchner im Falle der Sechszylinder mit rund 200 Kilo an.

Hinzu kommt bei den neuen Fahrzeugen ein dreiteiliger Stahlstoßfänger. Der Kühlerschutz schließt nun bündig mit dem Stoßfänger ab, das Kupplungsmaul versteckt sich vor Schmutz hinter dem Kennzeichenträger. An einem TGS 6x4 demonstriert MAN den Nutzen der Lenkbremse, die durch ein gezieltes Abbremsen der Hinterräder gleichzeitig zum Lenkeinschlag die Kurvenläufigkeit erhöht. Bis zu zehn Prozent weniger soll der Wendekreis messen. Das System ist je nach Fahrzeugtyp teils optional, teils serienmäßig verfügbar.

Im neuen Look und mit Euro-6-Aggregaten ausgerüstet, präsentieren sich auch die leichten und mittelschweren TGL beziehungsweise TGM-Baureihen. Brandneu ist die entsprechende Doppelkabine für bis zu sieben Mann. Hier gibt es weitere sinnvolle Änderungen im Innenraum wie der veränderten Formgebung der Armaturentafel, so dass der Beifahrer auf dem Mittelsitz die Beine komfortabler verstauen können soll.

Scania bringt V8 in Euro 6

Wer bei MAN nach Euro-6-Motoren mit Leistungen jenseits 480 PS sucht, etwa für den Schwerlastbereich, muss sich allerdings noch bis nächstes Jahr gedulden. Fündig wird er wohl bei Scania (Halle B4, Stand 102/202). Dem Vernehmen nach werden die Schweden den V8 in Euro 6 vorstellen. Erst vor etwa 1,5 Jahren hat der Hersteller seine Baufahrzeuge umfassend überarbeitet, neben den branchengerecht überholten Kabinen profitierten die Kunden vor allem von den verstärkten Steckachsen, einem leistungsfähigere Retarder und dem Opticruise-Getriebe mit Geländemodus.

DAF tritt nicht zur Bauma an, die in diesem Segment geschätzten Baureihen CF und LF feiern nämlich am 9. April auf der Commercial Vehicle Show in Birmingham Weltpremiere. Volvo Trucks (Halle C4, Stand 319/719) hält sich ebenfalls mit Informationen zurück, es ist aber davon auszugehen, dass die FH-Bauarbeiter ebenfalls im neuen Trimm und dem neuen Motorenangebot daher kommen.

Trakker im Look des Stralis

Zur IAA stand der neue Iveco Trakker noch etwas verschämt im Hintergrund. Bei all dem Trubel um die Truck-of-the-Year-Auszeichnung für den Bruder Stralis Hi-Way, gingen Trakker Hi-Land (kurze Kabine mit Flachdach) und Hi-Track (lange Kabine mit Flach- oder Hochdach) etwas unter. Die Bauma bietet ihnen nun einen Platz in der ersten Reihe (Halle B5, Stand 205/306). Hier präsentieren sie sich im Look des neuen Stralis mit weicheren Kanten, markanter Kühlerpartie und dem dreiteiligen Stahlstoßfänger. Unterm Blech werkeln die Cursor 8 und 13 Motoren mit 310 bis 500 PS sowie 1.300 bis 2.300 Newtonmeter Drehmoment. Letztere sind wie schon beim Straßenfahrzeug als Euro-6-Ausführungen zu haben, die ausschließlich mit SCR-Technik die scharfen Grenzwerte unterschreiten. Besonders stolz verweisen die Iveco-Mannen aufs neue Interieur, das deutlich mehr Komfort und Ergonomie als zuvor bieten soll. Kunden der leichten Eurocargo-Baureihe müssen sich noch bis 2014 gedulden. Erst dann folgen hier Euro-6-Motoren und die optische Aufwertung.

Bei den gezogenen Einheiten gibt der Marktführer im Bereich Kipper, Schmitz Cargobull (SCB) (Halle B4, Stand 207/304) zwei wesentliche Trends an: mehr Nutzlast und höhere Arbeitssicherheit. Beides demonstriert SCB an einem Sattelkipper mit Stahlrundmulde aus der Baureihe S.KI Light (laut Hersteller ab fünf Tonnen Eigengewicht). Um die Betriebssicherheit weiter zu erhöhen, haucht SCB dem Kipper künstliche Intelligenz ein. Dazu zählt, dass eine Applikation für Smartphones (App) den Fahrer warnt, sollte der Sattelzug beim Abkippen eingeknickt stehen, der zulässige Neigungswinkel überschritten oder die Kippbrücke beim Anfahren nicht vollständig abgesenkt sein. Zudem sind ein elektrisches Schiebeverdeck und ein klappbarer Unterfahrschutz zu haben, die sich ebenfalls per iPhone und Co. bedienen lassen. Zudem überwacht eine Kamera den Raum hinter dem Lkw und gibt das Bild auf dem Handy wieder.

Automatische Traktionsunterstützung

Weitere neue Sicherheitsmerkmale sind die automatische Traktionsunterstützung, die Traktionsprobleme erkennt und durch Betätigung der Liftachse beziehungsweise der Balgentlüftung der ersten Achse bekämpft sowie eine ausziehbare Bedienkonsole auf der die Licht- und Luftanschlüsse versammelt sind. Sie soll sich von der Fahrbahn aus bedienen lassen. Und dass der Flottenbetreiber schnell ans Geld kommt, ermöglicht ein eichfähiges Wiegesystem als Teil des EBS. Der Fahrer kann darüber den Lieferschein vor Ort ausdrucken. Das System ermittelt dazu das Beladungsgewicht durch den Abgleich vor und nach Entladung.

Für den schweren Baustellenverkehr hat der Fahrzeugbauer den Zweiachs-Sattelkipper mit Stahlrundmulde (S.KI 18) für dreiachsige Zugmaschinen weiter entwickelt. Hierbei wurde unter anderem die Ladungsverteilung soweit optimiert, dass die Aufliegeachslast nicht überschritten wird und die Traktion der Zugmaschine möglichst günstig ausfällt.

Kögel kehrt zurück zur Bauma

Kögel (Halle B4, Stand 310) ist erstmals seit 2004 wieder Aussteller auf der Bauma und will mit Sattelkipper, Tieflader (ehemals Teil der Marke Humbaur) und dem Baustoffauflieger der Baureihe Multi vor allem demonstrieren, dass man wieder ein umfassendes Angebot für die Baubranche hat. Beim Kipper komponiert der Hersteller je nach Einsatzart unterschiedliche Wandstärken für den besten Kompromiss zwischen Nutzlast und Solidität. Den Plateauauflieger der Baureihe Multi verstärkt Kögel gegenüber der herkömmlichen Pritschenbauweise im Fahrwerk, so dass er auch Ausflügen in loses Geläuf Stand hält. Hinzu kommt ein variabel einsetzbares Ladungssicherungsystem, mit dem sich palettiertes Transportgut ebenso fixieren lässt wie Betonteile.

Geht es um den Transport von Baumaschinen um die 23 Tonnen setzt Manfred Zandt, Firmenchef von Zandt Cargo (Freigelände N, Stand 825/1), unter anderem auf die vierachsigen Tieflader der ATP-400-Serie. Hier hält der Fahrzeugbauer nun auch eine Ausführung ohne Hochbett vor. Kettenbagger können also weit vorne positioniert werden, so dass die Achslasten gleichmäßig verteilt sind. Dabei helfen optische Schwerpunkterkennung und Achslastanzeige per Manomter sowie in der Anzeige der Bremssteuerung. Hinzu kommen Vierachser mit Radmulden. Hier verwendet Zandt Cargo teleskopisch ausschiebbare Radmuldenabdeckungen, die ergonomisch günstig zu bedienen sein sollen und zugleich Kettenbaggern ein Überfahren der Radmulden ermöglichen. „Wer in diesem Segment aktiv ist, muss sehr kundenorientiert arbeiten. Die Fahrzeuge müssen möglichst vielseitig einsetzbar sein, über effektive Mittel zur Ladungssicherung verfügen und die zulässigen Achslasten einhalten“, erklärt Zandt.

Viele Varianten sind der Schlüssel zum Erfolg

Diese Meinung teilt Thomas Obermaier von Taxo-Obermaier (Freigelände N 1020/8), Spezialist für das Nutzlastsegment zwischen 2 und 15 Tonnen für Mini- und Midibaggertransport sowie mit Kippaufbauten. „Das Fahrzeug von der Stange genüge nicht mehr“, sagt der Firmenchef. Beratungsqualität und Variantentiefe seien vielmehr die Schlüssel zum Erfolg. Davon zeugen laut Obermaier die Tieflader mit Luftfederung und Zwillingsbereifung für eine möglichst niedrige Auffahrhöhe sowie multifunktionale Kipper. Neu ist auch eine Zugeinrichtung mit horizontaler Höhenverstellung. Sie soll das Überfahren vom Anhänger auf den Lkw ermöglichen. Dabei werden die Kräfte ins Zugrohr und nicht auf das Getriebe übertragen, wie es bei einer senkrechten Höhenverstellung der Fall sein soll.
 
Zudem stellt sich der Fahrzeugbauer darauf ein, dass die Inhaber der alten Führerscheinklassen 3, die noch 7,5-Tonner fahren dürfen, weniger werden. Es brauche daher Transportlösungen für Transporter mit maximal 3,5 Tonnen Gewicht, sagt Obermaier. Die entsprechenden Anhänger müssten ein günstiges Verhältnis von Eigengewicht zu Nutzlast aufweisen sowie robust und flexibel einsetzbar sein. Auch das sind Lösungen für die Baubranche, die auf den ersten Blick zwar zwischen den Giganten am Bau verschwinden, aber durch technische Raffinesse ebenso auffallen.


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