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Bahn setzt auf Qualität und Digitalisierung Sanierung von DB Cargo braucht noch Zeit

Alexander Doll Foto: DB AG/Max Lautenschläger

Der Finanz- und Logistikvorstand der Deutschen Bahn, Alexander Doll, bittet bei der Sanierung der defizitären Schienengütertochter DB Cargo noch um Geduld. Gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell nimmt er auch zu Platooning und Lang-Lkw Stellung.

Herr Doll, die Bahn hat mit Ihnen seit einem Jahr wieder einen eigenen Logistikvorstand. Welche Möglichkeiten bietet das neue Vorstandsressort?

Doll: Seit Januar dieses Jahres bin ich zusätzlich Finanzvorstand und bekomme dadurch einen sehr guten Überblick über den Konzern. Ich finde das eine gute Mischung. In meiner operativen Rolle wiederum kann ich in das tagtägliche Geschäft tiefer einsteigen, was ich sowohl bei DB Cargo als auch bei DB Schenker mache.

Welches sind Ihre Schwerpunkte für die Logistik?

DB Schenker steht im globalen Wettbewerb mit Kühne + Nagel, Panalpina, DHL und Co. Und das Tag für Tag. Daher konzentrieren wir uns darauf, die Marktposition und den Unternehmenswert zu stärken. Wir treiben die Digitalisierung aktiv voran und setzen auf innovative Technologien, wobei wir gleichzeitig auch immer die Kundenbrille aufhaben – alles muss einen Mehrwert für den Kunden haben. Wir prüfen ganz genau, welche der Digitalisierungsthemen wirklich skalierbar sind, Kundennutzen bringen und damit für das Unternehmen auch wirtschaftlich sind

Inwiefern lassen sich der defizitäre Schienengüterverkehr und DB Schenker noch intelligenter verknüpfen?

Ich glaube fest an eine gute Zukunft des Güterverkehrs. Es wird noch einige Zeit dauern, bis schwarze Zahlen geschrieben werden. Wir konzentrieren uns bei DB Cargo in diesem Jahr auf Qualität und wollen endlich wieder auf einen Wachstumskurs zurückkehren. Das erfordert zum einen Investitionen in die Flotte, unterstützt durch Maßnahmen zur stärkeren Automatisierung und Digitalisierung. Zum anderen brauchen wir ein attraktives und qualitativ hochwertiges Angebot. Dass das auch im Zusammenspiel beider Bereiche funktionieren kann, zeigen unsere erfolgreichen Verkehre von und nach China.

Daimler nimmt Abstand vom Platooning. Welche Chancen sehen Sie?

Unser Pilotprojekt hat gezeigt: Platooning ist sicher, funktioniert technisch zuverlässig und lässt sich gut im praktischen Logistik-Alltag einsetzen. Digital vernetzte Lkw können auf unseren Autobahnen für weniger Staus und mehr Verkehrssicherheit sorgen. Außerdem sinkt durch das Fahren im Windschatten der Kraftstoffverbrauch. Wir sind der Überzeugung, dass die Forschungsarbeit in jedem Fall nicht umsonst war, selbst wenn es kurzfristig noch nicht zu größeren Platooning-Einsätzen kommt. Wir sehen Platooning als wichtigen Schritt zum autonomen Fahren. Der Platooning-Ansatz schließt übrigens die unterschiedlichen Automatisierungs-stufen und Techniken untereinander nicht aus. Insbesondere Fahrzeuge mit höherem Automatisierungslevel werden auf der Autobahn im Platoon fahren.

Wann und inwiefern kann DB Schenker das Thema zur Serienreife verhelfen?

Nach 35.000 Testkilometern im realen Logistikbetrieb sehen die Forscher des Pilotprojekts insgesamt große Potenziale für Platooning in der Logistik. Bevor in größerem Stil Lkw-Platoons in Deutschland fahren können, müssten viele Voraussetzungen erfüllt sein. Nötig wären zum Beispiel serienreife Fahrzeuge, weitere Test und länderübergreifende Straßenfreigaben. Aber auch Mautvergünstigungen für die Platooning-Lkw, eine Flexibilisierung der Lenk- und Ruhezeiten für Lkw-Fahrer oder Anschubfinanzierungen können einer Marktdurchdringung der Technologie helfen. Praxisreif in Serie gehen könnte das Platooning etwa Mitte oder Ende der 2020er-Jahre.

Schenker hat auch den einen oder anderen Lang-Lkw im Netzwerk, wie bewerten Sie den Vorstoß der ACEA in Richtung 32-Meter-Lkw?

Wir wollen uns Innovationen auch im Straßengüterverkehr nicht generell verschließen. Uns ist aber wichtig, dass dabei in der konkreten Umsetzung zusätzliche Wettbewerbsnachteile für den Güterverkehr auf der Schiene so weit wie möglich vermieden werden. So hat sich DB Schenker an dem Feldversuch des Bundes zu Lang-Lkw nur auf wenigen ausgewählten Strecken in Deutschland beteiligt. Konkrete Planungen für den Ausbau der Lang-Lkw-Flotte gibt es derzeit nicht. Grundsätzlich bleibt es dabei, dass wir eine europaweite Zulassung grenzüberschreitender Verkehre mit längeren und schwereren Lkw ablehnen.

Zur Person

  • Alexander Doll ist seit April 2018 Vorstand für Güterverkehr und Logistik und seit Januar 2019 zusätzlich Vorstand für Finanzen der Deutschen Bahn
  • Doll studierte BWL in Frankfurt und war in verschiedenen leitenden Positionen bei unterschiedlichen Banken tätig, zuletzt als Vorstandsvorsitzender Deutschland der Barclays Bank
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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
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