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Arbeitsbedingungen in der KEP-Branche BAG berichtet über hohe Krankenstände

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Die Krankenstände sowohl in den Berufen der Lagerwirtschaft als auch in denen der Post- und Zustelldienste sind überdurchschnittlich hoch. Das geht aus einem BAG-Bericht hervor.

Die Beschäftigten in der Lager­wirtschaft und in der KEP-Branche sind zum Teil extremen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Was in der Vorweihnachtszeit von den Medien regelmäßig thematisiert wurde, wird von dem jüngsten Markt­beob­ach­tungs­bericht des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) weitgehend bestätigt.

So seien die Krankenstände sowohl in den Berufen der Lagerwirtschaft als auch in denen der Post- und Zustelldienste überdurchschnittlich hoch, heißt es. Besonders Muskel- und Ske­lett­erkran­kun­gen sowie Arbeitsunfälle führten häufig zur Arbeitsunfähigkeit. Bei den Zustellern kämen in jüngster Zeit vermehrt noch psychische Erkrankungen hinzu.
Gleichwohl hat sich der Arbeitsmarkt in beiden Berufsgruppen erneut positiv entwickelt.

Im Bereich der Lagerwirtschaft waren Ende 2016 mehr als 1,3 Millionen Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt – ein Anstieg um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zurückzuführen ist das Plus sowohl auf die weiterhin rasante Entwicklung des Versandhandels als auch auf die stabile wirtschaftliche Lage. Dabei wuchs der Anteil der Helfer auf 68,5 Prozent und damit stärker als der der Fachkräfte. Bei ihnen gestaltet sich die Suche zunehmend schwieriger, heißt es.

Hohe Vakanzzeiten

So gab es bereits seit 2015 einen deutlichen Anstieg an offenen Stellen: Im September 2017 waren deutschlandweit fast 20.000 für Fachkräfte in der Lagerwirtschaft gemeldet. Ihnen standen allerdings gut 25.000 als arbeitslos und mehr als 45.000 als arbeitssuchend gemeldete Personen gegenüber. Kaum zu verstehen ist vor diesem Hintergrund, dass die Vakanzzeit, also die Zeit bis zur Besetzung einer neuen Stelle, im August 2017 bei durchschnittlich 76 Tagen lag.

Im August 2015 waren dies nur 67 Tage. Der Frauenanteil bei den Beschäftigten in der Lagerwirtschaft lag erneut bei 25 Prozent. Zugenommen hat die Teilzeitbeschäftigung. Sie stieg 2016 auf 17,8 Prozent, gut ein Prozentpunkt mehr als 2014.

Der Anteil ausländischer Beschäftigter erreichte mit mehr als 280.000 (21 Prozent) auch hier, wie etwa bei den Lkw-Fahrern, einen neuen Höchststand. Ein Jahr zuvor  waren es noch rund 40.000 weniger (18,8 Prozent). Der Zuwachs rekrutierte sich hauptsächlich aus den EU-Ländern. Ihr Anteil hat sich seit 2012 verdoppelt. Die höchsten prozentualen Steigerungen erreichten Rumänen und Bulgaren, die zahlenmäßig meisten kamen aus Polen. Ende 2016 waren es knapp 49.000.

Aber auch aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern gehen immer mehr Personen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Lagerwirtschaft nach, überwiegend als Helfer und Auszubildende. Aus den acht zugangsstärksten Ländern waren es Ende 2016 rund 15.000. Sie kamen vor allem aus Somalia (29 Prozent), Nigeria (25 Prozent), Eritrea (17 Prozent), dem Irak (zwölf Prozent) und Syrien (elf Prozent).

Fehlende Sprachkenntnisse sind Hürde

Hingewiesen wird aber darauf, dass diese Statistik nicht nur vor Kurzem Eingewanderte enthält, sondern auch solche, die sich schon länger in Deutschland aufhalten. Wie bei den Fahrern sind auch in der Lagerwirtschaft die größten Hindernisse für eine Beschäftigung von Migranten geringe Sprachkenntnisse sowie fehlende Qualifikationsnachweise (siehe auch trans aktuell 1/2018).

Deutlich geringere Zahlen stehen für die KEP-Branche zu Buche. Eine Analyse der Berufe für Post- und Zustelldienste ergab, dass dort Ende 2016 nur etwa 1.500 Personen aus den zugangsstärksten nichteuropäischen Asylherkunftsländern  sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren.

Das entspricht von allen Migranten lediglich einem Anteil von 1,2 Prozent. Im Gegensatz zur Lagerwirtschaft kamen hier die meisten aus Syrien, gefolgt von Somalia, Pakistan sowie Nigeria, weitere aus Iran, Irak und Afghanistan. Insgesamt aber betrug der Anteil der mehr als 28.000 ausländischen Beschäftigten in den Post- und Zustelldiensten nahezu 13 Prozent, die meisten von ihnen kamen aus einem EU-Land.

Wie stark der Onlinehandel auch die KEP-Branche beeinflusst hat, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Beschäftigten-Statistik. Danach wurden zum Stichtag 31. Dezember 2016 gut 222.000 Personen gezählt, die sozialversicherungspflichtig in den Post- und Zustelldiensten beschäftigt waren – rund 10.000 oder 4,5 Prozent mehr als in dem Jahr zuvor. 112.000 von ihnen arbeiteten in Vollzeit, 110.000 in Teilzeit. Freilich waren hier, anders als in der Lagerwirtschaft, mit 128.000 (57,9 Prozent) mehr Personen als Fachkräfte beschäftigt. Die Zahl der Helfer  betrug 94.000 (42,1 Prozent).

Hohe Zahl geringfügig Beschäftigter

Auffällig bei den Berufen der Post- und Zustelldienste ist die noch immer sehr hohe Zahl der geringfügig Beschäftigten. Sie lag Ende 2013 bei über 465.000, reduzierte sich allerdings bis Ende 2016 auf 387.000, was einem Rückgang um 16,8 Prozent entspricht. Damit ist die Zahl der geringfügig Beschäftigten in dieser Branche aber immer noch  um rund 75 Prozent höher als die Zahl der in Teil- und Vollzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Und damit zählt diese Berufsgruppe zu den wenigen Branchen, bei denen die Gesamtzahl der geringfügig Beschäftigten die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten übersteigt. 106.000 der 387.000 sind übrigens nur nebenberuflich tätig. Oft sind das Aushilfen, mit denen flexibel auf erhöhte Auftragsspitzen reagiert wird.

Durch das Einführen des Mindestlohns aber sind zunehmend geringfügige durch sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit höherer Stundenbasis ersetzt worden. In einer Studie wird belegt, dass sich das für die Unternehmen gleichwohl rechnet, weil die Verwaltungskosten für die Dokumentation des Mindestlohnes die geringfügige Beschäftigung betriebswirtschaftlich zunehmend unrentabel macht.

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