Eigenen Paketservice gründen: Amazon bietet mit dem Programm „Delivery Service Partner“ Hilfe beim Schritt in die Selbstständigkeit.
In den USA gibt es sie schon seit rund zwei Jahren – Selbstständige, die von Amazon Unterstützung bei der Firmengründung erhalten und dann für den Versandhändler als Zusteller arbeiten. Jetzt wirbt Amazon auch in Deutschland für das Modell.
Gefragt: Führungseigenschaften
„Mit dem Programm ‚Delivery Service Partner‘ (DSP) können Unternehmer/-innen ihr eigenes Paketzustellunternehmen gründen und betreiben.“ So wirbt Amazon etwa auf Karriereportalen wie Xing für das Franchise-ähnliche Modell. „Mit niedrigen Startkosten, kontinuierlicher Auftragslage und Zugriff auf die Technologie- und Logistikerfahrung von Amazon bietet das DSP-Programm den Unternehmern/-innen die Möglichkeit, ein erfolgreiches Paketzustellunternehmen auf- und auszubauen“, heißt es weiter – und dies alles ohne Logistikkenntnisse. Mitzubringen sind ein Eigenkapital ab 15.000 Euro und vor allem Führungseigenschaften, um das eigene Unternehmen voranzubringen.
Zustellkapazitäten ausbauen
Warum wählt der Versandriese diesen Weg? „Wir haben großartige Partner in unseren traditionellen Lieferdiensten und den bestehenden unabhängigen Lieferpartnern, jedoch müssen wir dank der wachsenden Kundennachfrage noch mehr Kapazitäten aufbauen“, schreibt das Unternehmen auf die Anfrage von trans aktuell. „Dieses Programm brauchen wir komplementär zu unseren bestehenden Partnern – großen Paketdiensten sowie kleinen und mittelständischen regionalen Lieferpartnern.“
Flotte von bis zu 20 Fahrzeuge
Die Aussichten sind nicht schlecht: Auf einer Online-Franchiseplattform wird etwa in Aussicht gestellt, dass Interessenten im Rahmen des Amazon-DSP-Programms ein eigenes Paketzustellunternehmen „mit einer Flotte von bis zu 20 Lieferwagen in weniger als sechs Monaten gründen und betreiben“ können – mit Unterstützung von Amazon. Erfolgreiche Partner könnten ein Gewinnpotenzial von rund 60.000 bis 140.000 Euro erwarten.
Wie eine Unternehmenssprecherin aber relativiert, ist die Zeit von der Unternehmensgründung bis zum Geschäftsbeginn doch eher „individuell“ und von mehreren Faktoren abhängig, zum Beispiel davon, „ob man schon eine eigene rechtliche Einheit hat, ob man eine eigene Flotte mitbringt oder noch bestellen muss“. Zugangsvoraussetzung für das Programm sei zudem, dass man zur Gründung eines Unternehmens in Deutschland berechtigt ist.
Fahrzeug plus Vollkasko
Die genannten Anlaufkosten umfassen demnach alles, was die Gründer voraussichtlich für ihr Unternehmen ausgeben müssen, bevor sie den Betrieb aufnehmen können. „Amazon ist dazu da, den Gründern praktische Unterstützung beim Aufbau ihres Unternehmens zu geben, einschließlich Lieferfahrzeugen, Vollkaskoversicherung und mehr“, heißt es. Zur Verfügung gestellt werden eine Reihe von Werkzeugen und Technologien wie Buchhaltungsdienste, rechtliche Unterstützung und auch die intelligente Routenplanung von Amazon. Auch ein mehrwöchiges praktisches Schulungsprogramm für Geschäftsinhaber, das alle wichtigen Themen abdecke, die mit der Führung eines eigenen Lieferdienstes zu tun haben, steht auf der Liste. Dieses Programm beinhalte auch den Austausch mit anderen, erfahrenen Lieferpartnern und Fahrern.
Hilfestellung durch Amazon
Die Einstellung und Organisation der Mitarbeiter sei wiederum Aufgabe der Gründer, die ihr Unternehmen so aufbauen und betreiben können, „wie sie es für richtig halten“. Amazon hält daher das DSP-Programm auch nicht für vergleichbar mit einem Franchise-System: „Das Programm bietet Einzelpersonen die Flexibilität, ihr Geschäft aufzubauen, ohne dass für die Teilnahme Gebühren anfallen.“ Gründer könnten sich weiter „auf ein geregeltes Zustellvolumen von Amazon verlassen“. Und die Lieferpartner können demnach selbst entscheiden, ob sie die bereitgestellten Lieferfahrzeuge und Arbeitskleider mit Amazon-Logo nutzen möchten oder nicht. Und es sei ihnen auch möglich, für Dritte zu arbeiten.
Das Programm beschränkt sich aber nicht auf Deutschland: Neben den USA, wo DSP Mitte 2018 gestartet ist, werden derzeit auch Gründer in Großbritannien, Spanien und Italien gesucht. Laut der US-Website des Konzerns gibt es aktuell rund 1.300 Partnerunternehmen in den USA, Kanada, Spanien und Deutschland, die insgesamt 85.000 Mitarbeiter beschäftigen und mit 40.000 Fahrzeugen mit dem Prime-Logo unterwegs sind.
In Deutschland bewirbt Amazon das DSP-Programm nach eigenen Angaben erst seit Juni und hat „schon einige neue Partner, die in unterschiedlichen Regionen Deutschlands ausliefern“. Die Resonanz sei gut – Amazon habe bis dato mehr als 1.000 Bewerbungen erhalten.