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Alles schaut in Richtung RIO MAN präsentiert Cloud-Plattform für Logistik

Joachim Drees, Vorstandsvorsitzender von MAN Foto: Gudrun Muschalla

Wenn die Verantwortlichen des Lkw-Herstellers MAN in diesen Tagen von RIO sprechen, ist mitnichten vom Lateinamerika-Geschäft die Rede. Vielmehr stehen die drei Buchstaben für eine Cloud-Lösung in der Logistik – oder genauer gesagt: für alle, die in irgendeiner Weise in die Wertschöpfungskette eingebunden sind. Und da in der Logistik alles im Fluss ist, haben die Münchner ihre Lösung RIO getauft – denn "río" heißt im Spanischen nichts anderes als Fluss.

Als "einen Meilenstein für Transport und Logistik", bezeichnet das Ganze der MAN-Vorstandsvorsitzende Joachim Drees am Vorabend der IAA Nutzfahreuge 2016. Kritiker würden immer unken, dass die drittgrößte Branche in Deutschland wenig innovativ sei. Das soll sich nun ändern. Denn RIO bindet alle ein: vom Lieferanten über den Hersteller, alle am Transport Beteiligten bis zum Endkunden. "Die Kunden haben heute andere Ansprüche. Das bedeutet einen Wandel in der Logistik", erklärt Drees. Das bedeute aber auch, dass es künftig keine Datensilos mehr geben dürfe. Vielmehr müsse alles in die Wertschöpfungskette integriert werden. Ein paar Dinge gebe es dabei zu beachten: Da ist zum einen die Kompatibilität. "Alle relevanten Systeme müssen miteinander vernetzt werden, daher hat RIO auch nur Freunde", erklärt Drees. Jeder kann mitmachen und Daten zur Verfügung stellen.

Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Endlichkeit von Ressourcen. "So lassen sich auch nicht beliebig viele Straßen bauen", erklärt Drees. Schon gar nicht mit Blick auf die vielen Bürgerinitiativen, die nach dem Nimby-Prinzip vorgehen. Nimby steht für "Not In My Back Yard" (Nicht in meinem Hinterhof). Es geht dabei um die Verhaltensweise, Probleme einfach auf andere zu verschieben.

RIO soll dabei helfen, Margen in der Logistik zu steigern

Nicht zu vergessen sei auch das Profitabilitätswachstum. De facto sind die Margen in der Logistik sehr gering. An den Kosten für den Fahrer und den Kraftstoff, die zusammen rund zwei Drittel  der Gesamtkosten ausmachen, lässt sich nichts ändern. Auch Maut, Versicherungen oder Zölle sind nicht beeinflussbare Faktoren. "Wir müssen stattdessen die Auslastung verbessern, indem wir die Standzeiten und Leerfahrten minimieren", erklärt Drees. Es gehe also letztlich darum, bei gleichen Kosten höhere Erträge zu erzielen.

Erschwerend hinzu kommt, dass eine stetige Urbanisierung zu beobachten ist. Schon bald leben drei Viertel aller Menschen in Städten – auch in Deutschland. In diesen Metropolregionen erwarten die Menschen aber zunehmend eine Sofort-Lieferung, was die Logistik noch feinmaschiger und anspruchsvoller macht. Der Weg dorthin geht über Industrie 4.0. In dem Kontext soll RIO laut MAN eine wichtige Position einnehmen. Denn das Portal sei nach allen Seiten offen. Jeder Lkw- oder Trailer-Hersteller, Telematik- oder TMS-Anbieter könne eingebunden werden (siehe: Die Partner).

Im Fokus stehen alle Verkehrsträger

Für Markus Lipinsky, Chief Digital Officer bei MAN und zugleich CEO von RIO, ist die Marschrichtung jedenfalls klar. Mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent in Europa und etwa 200.000 vernetzen Lkw will er mit gutem Beispiel vorangehen. Im Fokus nicht natürlich nicht nur die ziehenden, sondern auch die gezogenen Einheiten. Und da der Transport nicht nur über die Straße funktioniert, gelte es, multimodal zu vernetzen.

Doch nicht nur das große Ganze hat Lipinsky im Blick. Letztlich gehe es auch darum, dem Lkw-Fahrer zu helfen. "Wenn dieser eine Panne hat oder nicht alle bereitgestellten Waren mitnehmen kann, weil sich der Auftrag zwischenzeitlich geändert hat, ist keiner der am Prozess Beteiligten glücklich", erklärt Lipinsky. Werde er hingegen schon vor Fahrtbeginn auf eine mögliche Störung hingewiesen und diese dann in der Werkstatt behoben, die bereits alles für die Reparatur vorbereitet hat, stehe der Abwicklung des Auftrags nichts mehr im Weg.

Ladungsüberhang wird in Loadfox weiter vergeben

"Der Ladungsüberhang wiederum geht in Loadfox, einem der Module von RIO, in dem die Teilladung weitervermittelt wird", berichtet Lipinsky. Dabei sei Loadfox aber keine Frachtenbörse im herkömmlichen Sinn. Vielmehr gleicht das Ganze einer geschlossenen Benutzergruppe innerhalb einer Frachtenbörse, in der Teilladungen sinnvoll verteilt werden. Modular präsentiert sich auch die Oberfläche des RIO-Portals. Dem "Plattform as a Service-Gedanken" (PaaS) folgend, kann sich jeder das Dashboard zusammenstellen, das er benötigt. Richtig starten wird RIO auf der IAA allerdings noch nicht. Die Markteinführung ist für das Frühjahr 2017 geplant.

Die Partner

  • Neben MAN sind auch VW und Scania dabei
  • Mit Krone und Schmitz Cargobull sind die beiden großen Trailer-Hersteller mit an Bord
  • Der Aufbauten-Hersteller Meiller macht mit
  • Continental bringt mit seiner Marke VDO die Daten des Digitachos ein
  • Die BPW-Tochter Idem ist als Telematik-Nachrüster für Lkw und Auflieger mit an Bord
  • BNS und LIS stellen ihr Know-how als TMS-Anbieter zur Verfügung
  • Außerdem sind Park Here (Parken und Rampenbelegung), Synfioo (Transportüberwachung), Loadfox (Frachtenbörse) sowie TomTom und Microlise (Flottenmanagment) dabei
Unsere Experten
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David Keil, Berater und Projektmanager Logistiksoftware und Telematiksysteme David Keil Berater Logistiksoftware und Telematiksysteme
Aktuelle Fragen Digitacho (Nachrüstpflicht) Gibt es eine Digitaltacho-Nachrüstpflicht für alte Lkw? Fahrerkarte (falsche Daten nach Auswurf) Meine Fahrerkarte zeigt nach dem Auswurf während der Fahrt falsche Werte an. Was tun? Digitacho und Geschwindigkeit über 90 km/h Ab wann werden Geschwindigkeiten über 90 km/h aufgezeichnet?
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