MAN TGS 18.500 4x4 BLS Agro-Truck im Feld-Versuch

Agrotruck Reiner Kunz Landtechnik Foto: Thomas Kueppers 10 Bilder

Mit der jüngsten Generation des Agro-Trucks verspricht MAN Lohnunternehmern eine wirtschaftliche Alternative zum Traktor. Wir waren beim buchstäblichen Feld-Versuch dabei.

Einen erfahrenen schwäbischen Lohn- und Transportunternehmer mit einem stattlichen Fuhrpark an Traktoren, Mähdreschern und Feldhäckslern von den Vorzügen eines Agro-Trucks zu überzeugen – dieser Herausforderung hat sich Timo Albietz aus der MAN-Niederlassung in Winterbach gestellt. Zur Erntezeit, die dieses Jahr wegen der langen Hitzeperiode gut einen Monat vorverlegt werden musste, hat er Reiner Kunz den neuen TGS 18.500 4x4 BLS aus der Flotte der MAN-Trucknology-Roadshow auf den Hof in Ruppertshofen gestellt.

Verwandlung bei Toni Maurer

Seine Verwandlung von der "normalen" Allrad-Zugmaschine mit langem Radstand in einen Agro-Truck hat der MAN bei Umbauspezialist Toni Maurer in Türkheim erfahren. Die Geländebereifung der Dimensionen 445/65 R 22,5 vorne und 600/50 R 22,5 hinten, LED-Strahler sowie die "Load-Sensing"-Hydraulikanlage für Anbaugeräte machen die Sattelzugmaschine fit für den Einsatz in der Landwirtschaft. Auch eine Zapfwelle ist erhältlich, in diesem Fall aber nicht verbaut.

Seine wahren Stärken spielt ein Agro-Truck ohnehin weniger in der Feldarbeit als im Transport von Agrarprodukten aller Art aus. Und für ein zweites Standbein des Lohnunternehmers außerhalb der Erntesaison findet sich bereits ab Werk eine Frontanbauplatte samt Winterdienstbeleuchtung am Fahrzeug. Mit dem aufgesattelten Alu-Kippsattel KS 950 von Krampe bringt es das Gespann auf 38 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Überlegenswert also für Großbauern oder Lohnunternehmer, die viel zwischen Feld und Straße pendeln.

Mona Kunz, die im väterlichen Betrieb arbeitet, erklärt uns: "Wir haben zwei Sparten – ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen und einen Fuhrbetrieb. Das heißt, wir haben reguläre Kippsattel, aber noch keinen Agro-Truck. Idealerweise könnten wir den in der Erntezeit landwirtschaftlich einsetzen, im Winter für den Winterdienst und, wenn man die Räder wechselt, auch für den Baustelleneinsatz."

Dann wäre da noch die finanzielle Seite: "Es ist auf jeden Fall ein interessantes Auto. Ob ich Verwendung dafür habe, entscheidet aber die Auftragslage", sagt Reiner Kunz. "Und dann kommt es auch darauf an, wo der Kaufpreis im Vergleich zum Schlepper liegt." Mit Schlepper samt angehängtem Abschieber und Agro-Truck mit Kippsattel geht es jetzt auf ein nahe gelegenes Feld, wo noch Mais steht. Kunz-Mitarbeiter Markus Geiger erläutert, dass es sich bei dieser Sorte um "Biomasse" zur Energiegewinnung und nicht um Futtermais handelt.

Schon geht es los: Der Claas-Häcksler entfaltet sein Mähwerk, und Mona setzt sich mit dem Agro-Truck daneben. In beeindruckendem Tempo frisst sich das Duo durch die Maisstauden. Mona fährt mit ca. 10 km/h, etwas nach vorne versetzt, parallel zum Häcksler, den Blick aufmerksam in den linken Außenspiegel gerichtet. Häcksler-Maschinist Felix wiederum achtet darauf, dass der Auswurfturm die Biomasse immer akkurat in den Krampe-Auflieger prasseln lässt. Trotz des starken Regens der letzten Tage ist der Boden von der langen Hitze noch wie festgebacken. Keine Herausforderung also für den MAN-Offroader. "Ich fahre nur mit Untersetzung, ohne Sperren", sagt Mona.

Agrotruck Reiner Kunz Landtechnik Foto: Thomas Küppers
Abgekippt wird die Biomasse per Funkfernbedienung. Aus dem stattlichen Berg frisch gehäckseltem Mais entsteht in der Biogasanlage durch Vergärung Gas, das vor Ort zur Stromerzeugung verbrannt wird.

Abgekippt wird per Funkfernbedienung

Auch den Gelände-Modus der automatisierten Schaltung benötigt sie heute nicht. Als Felix das Signal gibt, dass der Auflieger voll ist – hier per Freisprecheinrichtung, da im Vorführ-Truck kein CB-Funk installiert ist –, macht sich Mona vom Acker, und der Traktor löst sie ab. Für Mona geht es jetzt zu einer Biogasanlage ein paar Dörfer weiter. Zeit, das Fahrgefühl im Agro-Truck näher zu beschreiben: Den Pritarder findet sie etwas gewöhnungsbedürftig, lobt aber, dass er im Gegensatz zum Retarder des schwäbischen Wettbewerbers beim Gasgeben komplett deaktiviert wird. Auch die Bremsomatfunktion gefällt ihr. Problemlos meistert der beladene Agro-Truck den steilen Anstieg kurz vor der Abladestelle in Horn. "Da sind schon Schlepper stehen geblieben", zeigt sich Maschinist Felix beeindruckt. 27 Tonnen wiegen Ladung und Auflieger laut der am Rahmen angebrachten Waage – mehr Mais hätte auch nicht in die große Kastenmulde gepasst.

Vor dem Abladen gilt es, den Sattelzug gerade zu ziehen, damit die Achslenkung des Kippaufliegers sperrt, bevor Mona zurücksetzt. "Sonst fliegt er beim Abkippen um." Bedient wird die Hydraulik aus der Kabine oder von außen per Funkfernbedienung. Das kleine Gebirge an Biomasse füllt der Betreiber dann per Telelader in den Trichter seiner Anlage. Nach ihrem Beitrag zur Energiewende geht es für Mona zurück zum Betriebshof in Ruppertshofen. Bis zur nächsten Erntesaison wird sich zeigen, ob der Agro-Truck dort ein neues Zuhause findet.

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