Abt elektrisiert den VW Transporter Abt e-Transporter 6.1 im Fahrbericht

Abt e-Transporter 6.1 VW Foto: Stefan Lindloff 18 Bilder

Zusammen mit Abt hat VW die Elektro-Variante des T 6.1 an den Start gebracht. Der neue Transporter ist ganz auf den urbanen Einsatz zugeschnitten.

Während VW bei seinem großen Nutzfahrzeug Crafter selbst für die Elektrifizierung sorgt, setzen die Niedersachen bei Caddy und Transporter auf die Abt Gruppe aus Kempten. Neuester Spross dieser Partnerschaft ist der Abt e-Transporter 6.1. Der rollt wahlweise als Caravelle, Kastenwagen oder Kombi (M1-Zulassung) vor, jeweils mit Normaldach und langem Radstand.

Diesel raus, E-Maschine rein

Die Produktion der Stromer erinnert ein Stück weit an Manufakturarbeit. Anders als beispielsweise beim Streetscooter XL bezieht Abt nämlich keine leeren Chassis. Vielmehr laufen die Transporter als an sich vollwertige Fahrzeuge vom Band – inklusive Diesel-Antriebstrang. Der wird erst bei Abt entfernt und durch den elektrischen Triebstrang ersetzt. Dieser wiederum stammt aus dem VW e-Golf. Entsprechend stellt die Batterie 37,3 kWh Energie zur Verfügung. Für Vortrieb sorgt eine 83 kW starke E-Maschine. Diese Kombination bringt den T 6.1 gemäß WLTP je nach Konfiguration zwischen 105 und 138 Kilometer weit. Für die Produktion ist Abt eine Kooperation mit Alko eingegangen. Pro Jahr könnten theoretisch 10.000 Stromer von den gemeinsamen Linien rollen. Bei der Batterieproduktion setzt man auf den Partner Handtmann aus Biberach, der Motor stammt von Bosch. Dazu kommt ein komplett neues Steuergerät, entwickelt zusammen mit Schaeffler. Aktuell betrage die Umrüstzeit zwei Wochen. Zunächst ist geplant, den T 6.1 als e-Transporter bis Ende 2021 zu bauen. Bis dahin sollen 5.500 Einheiten entstehen.

Mindestens 100 Kilometer Reichweite

Wichtig war laut Abt, unter allen Bedingungen eine Reichweite von mindestens 100 Kilometer zu garantieren. Das ist geglückt. Gleichzeitig definiert es aber auch eindeutig den Einsatzzweck des Transporters, nämlich den urbanen Raum. In der Vergangenheit wurde ja schon oft diskutiert, wo das durchschnittliche Tagespensums eines Lieferfahrers liegt. Und auch ein Handwerker kommt in der Regel mit 100 Kilometer Reichweite locker zurecht. Ein Extrembeispiel ist ein T5-Stromer im Dienste der Post aus dem Abt-Portfolio, der täglich gerade einmal sieben Kilometer zurücklegen muss. Im Winter zieht also eher der elektrische Zuheizer die Batterie leer als die Antriebsmaschine.

Entsprechend bieten die Kemptener den VW nicht nur mit 120 km/h Spitze sondern auch als sparsame Variante mit nur maximal Tempo 90 an. Dabei geht es laut Abt aber tatsächlich nur um die höheren Widerstände bei höheren Geschwindigkeiten und nicht um weitere technische Eingriffe, um den Wagen stärker auf Sparsamkeit zu trimmen. Wer seinen 120er nur mit maximal 90 km/h bewegt, profitiert natürlich ebenso von der dann höheren Reichweite.

Eine Tonne muss er schultern

Neben der Reichweite stand auch die Nutzlast im Lastenheft. Eine Tonne sollte es bei 3,2 Tonnen Gesamtgewicht schon sein. Beim Kastenwagen stehen gar 1.096 Kilogramm auf der Uhr. Der Kombi und die Caravelle kommen immerhin auf 977 Kilo. Einen gehörigen Anteil daran, dies einzuhalten, hat die Batterie. Die wiegt nämlich trotz einer massigen zusätzlichen Crashstruktur – die zusätzlichen Stahlrahmen kommen allein auf 42 Kilogramm – nur 333 Kilo. Der Blick unter den Transporter verblüfft zunächst. Der Batteriepack fällt recht schlank aus. Vorne und hinten ist richtig viel Platz und auch seitlich ist noch Luft. Allerdings ist dieser Platz nötig. Er entspricht exakt dem gewünschten Schutzraum, sollte es zu einem Unfall kommen. Beim Standardaufprall wird der Vorderwagen bis zum Batterierahmen zusammengeschoben. Ähnlich sieht es am Heck und seitlich bei einem Pfahlcrash aus. Perspektivisch wäre aber tatsächlich auch eine größere Batterie denkbar. Diese würde vor allem breiter bauen. Um dennoch beim Pfahlaufprall alle gewünschten Parameter zu erfüllen, hat Abt dafür eine Aluminium-Struktur erdacht. Noch ist diese Variante aber nicht auf dem Weg in die Serie.

Abt e-Transporter 6.1 VW Foto: Markus Bauer
Zwischen Batterie und Vorderwagen ist genug Platz. Der Raum dient als Crash-Puffer.

Stromer mit DSG

Einen etwas ungewöhnlichen Weg geht Abt bei der Kraftübertragung. Anders als bei einem Großteil der Stromer üblich, verfügt der T 6.1 nämlich über VWs DSG. Abt hat das Getriebe allerdings auf die ersten drei Gangstufen begrenzt. Auf diese Weise bekommt der Stromer vor allem für so manchen Handwerker einen entscheidenden Vorteil: Er kann bis zu 1,5 gebremste Tonnen ziehen. Ungebremst sind die üblichen 750 Kilogramm drin.

Im Fahrbetrieb macht sich das Getriebe praktisch nicht bemerkbar. Die Schaltvorgänge sind kaum wahrnehmbar. Einzig beim Kickdown aus dem langsamen Rollen heraus hört man beim Kastenwagen minimal, wie das Getriebe arbeitet. Im besser gedämmten Kombi oder Caravelle ist aber auch dieser kleine Hinweis aufs DSG passé. Und da ist es auch schon wieder, dieses Gefühl, das sich bei den aktuellen Stromern einstellt: Man vergisst, dass hier eine besondere neue Technik am Werk ist. Das dürfte auch kritischen Nutzern enorm helfen. Ja, die Fuhre ist herrlich ruhig unterwegs. Gleichzeitig hat VW es aber vor allem bei den Passagierversionen geschafft, dass im stillen Stromer kein Scheppern oder Dröhnen hörbar wird, das ansonsten vom Diesel übertönt würde.

Entspannter Antrieb, gute Lenkung

Abt e-Transporter 6.1 VW Foto: Stefan Lindloff
Im Innenraum erinnert vor allem das Kombiinstrument an den alternativen Antrieb.

Hinzu kommen die Vorzüge des Basisfahrzeugs T 6.1. Die elektromechanische Lenkung macht es nicht nur Abt einfacher, von Öl auf Strom umzurüsten, sondern vermittelt auch auf der Straße ein sicheres Gefühl für den Wagen. Gleichzeitig wirkt sie nie von der Antriebskraft beeinflusst. Gut. 83 kW zerren auch nicht über Gebühr an den Vorderrädern. So ist der e-Transporter in den Hügeln rund um Kempten auch relativ gemächlich unterwegs – gut 19 Sekunden gibt Abt für den Standardsprint an. Allerdings fehlt ihm als 120er-Caravelle auch nicht die Kraft, um locker das Landstraßentempo zu übertreffen. Ausgewogen abgestimmt ist er eben, der T 6.1. Dabei ist er weder Sportler noch Wanderdüne.

Zumindest ganz leise Kritik muss sich Abt beim Soundgenerator gefallen lassen. Hier ist noch ein wenig Abstimmungsarbeit nötig. Der wabernde Ton ist Geschmackssache. Das geht schon in Ordnung. Allerdings setzt er beim Anbremsen vor einem Stopp relativ abrupt ein und irritiert zunächst. Mit einem kleinen Software-Update ließe sich der Ton sicherlich sanfter ein- und ausfaden. Geschmackssache ist auch eine weitere Stromer-Eigenart. Selbstredend nutzt auch der e-Transporter die Rekuperation im Schubbetrieb oder beim Bremsen, um Energie zurück in die Batterie zu speisen. Gerade angesichts der Prämisse, dass sich die Spielwiese des Abt eher in Städten befindet, könnte die Rekuperation einen Tick stärker ausfallen. Marktbegleiter lassen sich bei entsprechend vorausschauender Fahrweise fast komplett übers Gaspedal be- und entschleunigen. Beim T 6.1 muss dann doch noch relativ oft die Betriebsbremse herhalten. Allerdings gibt sich der Antrieb dennoch sparsam, sparsamer als es die elektronische Anzeige vermuten lässt. Bei etwa 50 Kilometer Fahrstrecke büßt die angesagte Restreichweite gerade einmal gut 30 Kilometer ein.

Schnelladen in 45 Minuten

Doch selbst wenn die Batterie einmal leer ist, hält sich der nötige Ladestopp in Grenzen. An einer CCS-Schnellladestation ist die Batterie bei 50 kW Ladeleistung in 45 Minuten wieder zu 80 Prozent befüllt. An der Wechselstrom-Wallbox mit 7,2 kW dauert es 5,5 Stunden, bis die Batterie wieder komplett voll ist.

Die Nettopreise für den Abt e-Transporter 6.1 beginnen bei 44.900 Euro für den Kastenwagen. Für den Kombi werden mindestens 49.623 Euro fällig. Der Caravelle Comfortline kostet ab 56.475 Euro. Zudem bietet Abt die Fahrzeuge im Leasing an. Los geht’s beim Kastenwagen mit 459 Euro pro Monat. Der Kunde hat im ganzen Prozess nur ein Gesicht vor sich: VW. Volkswagen wickelt neben dem Vertrieb auch den Service ab. Dennoch kauft er den e-Transporter im Zweirechnungsgeschäft. Zum rabattierten Basisfahrzeug von VW kommt eine zweite Umbaurechnung von Abt.

Sportvariante mit Vierfach-"Auspuffanlage"

Dabei ist Abt ursprünglich ja weniger für besonders grüne Fahrzeuge bekannt, sondern vor allem für die Veredelung verschiedener potenter Fahrzeuge von VW und Audi. Da darf selbstredend auch der Abt e-Transporter 6.1 nicht fehlen. Abt Sportsline bietet für den Stromer ein extrovertiertes Aerodynamikpaket an. Dazu gehören neben einer sportlichen Front- und Heckschürze und passenden Seitenleisten auch üppig dimensionierte 20-Zoll-Felgen in Glanz- oder Mattschwarz. Fraglich ist dabei allerdings, wie sich die breiten Schlappen auf die Reichweite auswirken. Dazu kommt ein selbstbewusster Heckflügel. Schärfstes Anbauteil ist allerdings der Diffusor in der Heckschürze. Er trägt gleich vier Auspuffrohrattrappen. Mit einem gehörigen Augenzwinkern hat Abt auf jedes „Rohr“ einen Elektro-Blitz lackiert. Damit ist also klar: Elektro ist gewiss nicht langweilig!

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