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5G, Bluetooth und Telematik Digitalisierung clever in der Logistik nutzen

Foto: LSU Schäberle 7 Bilder

Die Unternehmen LSU Schäberle, Allsafe und Schmitz Cargobull setzen in Sachen Digitalisierung neue Standards und erschließen sich damit neue Potenziale.

Wer die Daten hat, hat die Macht. Das hat schon der ehemalige EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) mantraartig betont. Wer Zugriff auf die richtigen Daten hat, und das zum richtigen Zeitpunkt, ist auch in der Logistikbranche im Vorteil und dem Marktbegleiter eine Nasenlänge voraus. Die Macht der Daten machen sich unterschiedliche Anbieter zu eigen, wie das trans aktuell-Symposium zum Thema Digitalisierung kürzlich bei Schwarz Logistik zeigte, um damit ihren eigenen Organisationen und natürlich auch ihren Kunden einen Vorsprung zu verschaffen.

LSU Schäberle: erstes Logistikunternehmen mit 5G

Geht es um den Mobilfunkstandard 5G und die damit verbundenen Möglichkeiten, hat sich das Unternehmen LSU Schäberle aus Stuttgart schon mal deutlich von seinem Verfolgerfeld abgesetzt. Der Spezialist für Gefahrstoff-Logistik ist der erste Logistikdienstleister, dem die Bundesnetzagentur voriges Jahr ein 5G-Campusnetz genehmigte. Es ermöglicht die Echtzeitkommunikation und -steuerung aller vernetzten Geräte – und das auf einem völlig neuen Level. „5G ist zehnmal schneller als LTE und bietet die Grundlage für Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz“, erklärte der Geschäftsführende Gesellschafter Thomas Schäberle. Zum Campus-Netzwerk gehören alle Gebäude auf dem Stuttgarter Firmenareal, inklusive des Neubaus, der Mitte nächsten Jahres vollendet werden soll. Insgesamt verfügt LSU Schäberle dann über 100.000 Palettenstellplätze, die alle eine Gefahrstoffeignung haben.

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Wer für das Thema wirklich brenne, könne nachts kaum mehr schlafen, sagt Schäberle scherzhaft im Nachgang zur Veranstaltung. Der Phantasie seien mit dem neuen Standard nämlich keine Grenzen gesetzt, entsprechend „galoppiere der Geist des Unternehmers“. Die Frage, welche Geräte er als erstes mit 5G steuern wolle, lässt sich für ihn gar nicht so leicht beantworten. Es gehe ums Ganze. „Wie bei einer modernen Fabrik müssen wir die Steuerung aller Komponenten integral sehen“, sagt er. Eine Vernetzung der High Racker, also der Hochregal-Stapler hält er für sinnvoll, aber auch Scanner, Gebäudesicherung, Brandschutz und Klimatisierung lassen sich mit Sensoren ausstatten. Allein beim Brandschutz würden Unmengen von Kabeln entbehrlich. So unbeschränkt die Möglichkeiten, so schwer ist aber auch der Einstieg ins Thema. Denn die Gerätehersteller und Automatisierungsspezialisten haben laut Schäberle bisher nicht den Mittelstand im Blick – ihr Fokus ist zum Beispiel die Ausrüstung eines neuen Flughafens in Fernost.

Daher braucht der Unternehmer erst noch einen langen Atem, bis er die ersten konkreten Schritte zur Automatisierung und Steuerung mithilfe von 5G machen kann. Die Investitionen in die Automatisierung ließen sich dann auch durch die Einsparung von Personalkosten stemmen, sagt er und betont zugleich, dass damit keine Mitarbeiter überflüssig werden. Der Fachkräftemangel sei spürbar, und für das neue Lager brauche er bis Sommer mindestens 40 Staplerfahrer und Kommissionierer, „das wird eine echte Herausforderung“.

allsafe: Bluetooth für alle Teile, die verloren gehen

Doch auch mithilfe eines anderen Standards, konkret über Bluetooth, lassen sich nutzwertige Anwendungen in der Logistik realisieren. Darauf wies das auf Ladegut-Sicherung spezialisierte Unternehmen Allsafe aus Engen hin. Matthias König aus dem Produktmanagement ließ bei der Spedition Schwarz Sperrstangen mit kleinen Sendern ausstatten, die permanent mit einer Blackbox im Fahrzeug kommunizieren und ihren Standort mitteilen. Die Box zeigt dem Fuhrparkchef auf, welche Stangen sich wo befinden, welche Wegstrecken sie zurücklegen und wie lange sie im Einsatz sind. Er erkennt sofort, ob alles Nötige an Bord ist oder das Fahrzeug zum Kunden ohne die nötigen Hilfsmittel zur Ladungssicherung fährt.

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Der Nutzen: Das alles verhindert Schwund – immerhin schlägt jede Sperrstange auch mit 30 Euro zu Buche – und Wartezeiten, weil zum Beispiel ein Fahrer wegen nicht mitgeführter Hilfsmittel zur Ladungssicherung abgewiesen wird. Nicht nur Sperrstangen ließen sich mit Sensoren ausstatten, sondern „alles an Bord, das gern verloren geht“, wie Allsafe-Mann König erläuterte. Und der Informations-Mehrwert, etwa zur Nutzungsdauer, helfe bei einer vorausschauenden Wartung und ermögliche ganz neue Geschäftsmodelle – dass Flottenbetreiber zum Beispiel Sperrelemente nicht nur kaufen, sondern nach Einsatzdauer mieten.

Im Einsatz bei Schwarz Logistik haben die Sperrstangen an drei Tagen 941 Kilometer zurückgelegt und waren 20,5 Stunden im Einsatz. Wie es sich für innovative Lösungen gehört, sind sie standesgemäß auf einem Elektro-Lkw gereist.

Cargobull Telematics: Trailer mit Intelligenz an Bord

Doch nicht nur aus dem Aufbau eines eTGM von MAN – wie in diesem Fall bei Schwarz Logistik – sendet die Ware Signale, sondern auch aus einem Trailer von Schmitz Cargobull. „So richtig Fahrt aufgenommen hat die Digitalisierung im Trailer bei uns bereits 2010“ erläuterte Leoni Nathaus, Head of Product Management & Service Sales bei Cargobull Telematics aus Münster. Grund sind veränderte Kundenanforderungen: „Wir erleben in der Transport- und Logistikbranche einen ganz klaren Wertewandel – vom Warentransport hin zum Datentransport“, sagte sie. Der Bedarf an Daten und smarten Trailern, die diese Daten produzieren, nehme zu. Daher habe Schmitz Cargobull als erster Trailerhersteller bereits 2018 alle Kühltrailer mit der firmeneigenen Telematiklösung TrailerConnect ausgestattet. Seit diesem März haben auch alle Planen- und Kofferfahrzeuge die Telematiklösung ab Werk an Bord.

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Wer den vernetzten Trailer im Einsatz hat, ist schnell über alles im Bilde – im Fall des Kühlgeräts S.CU über den Betriebszustand, wie Katrin Herda, Head of Full Service Solutions bei Cargobull Telematics, hervor hob. TrailerConnect überwacht das Kühlgerät rund um die Uhr und kann im Fall von Störungen Alarm schlagen. Mithilfe der überspielten Servicecodes könne die Störungshotline Cargobulll Euroservice der Sache nachgehen und den nächsten Werkstatt ermitteln. Die Macht der Daten macht’s möglich.

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