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50 Praktiker beim IFOY Test Camp Darauf kommt es Spediteuren beim Stapler an

Foto: Matthias Rathmann

Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit - eurotransport.de hat Spediteure beim IFOY Test Camp begleitet und befragt, was ihre Anforderungen an Stapler sind.

Roter Teppich für Logistiker: Erstmals hatten Praktiker aus der Produktions- und gewerblichen Logistik Gelegenheit, im Rahmen des IFOY Awards neu auf den Markt gekommene Geräte und Anwendungen aus dem Bereich Intralogistik zu testen. Die Praktiker durften 16 Innovationen aus unterschiedlichen Kategorien unter die Lupe nehmen. Bei den Wettbewerben zuvor war dies den Mitgliedern der Jury sowie Wissenschaftlern vorbehalten gewesen.

Weil diese Öffnung der Veranstaltung mit 50 zusätzlichen Teilnehmern einher ging und die Organisatoren rund um Anita Würmser die neuen Gäste in besonderer Weise willkommen heißen wollten, markierten sie die beiden breiten Fußwege mit roten Teppichen. IFOY steht für The International Intralogistics and Forklift Truck of the Year – ein Wettbewerb, bei dem sich die Neuheiten aus dem Bereich Intralogistik seit 2013 jährlich dem Votum einer Jury aus Fachjournalisten stellen.

Die Farbe Rot auf dem Boden von Halle 4 stand dabei aber auch für die Sicherheit und signalisierte: in diesem Bereich kein Testbetrieb, sondern Wege für Fußgänger. Sicherheit wird beim Zusammentreffen von Mensch und Maschine schließlich groß geschrieben. Sicherheit ist auch ein wichtiges Kriterium beim Kauf von Staplern, Hubwagen oder Lagerrobotern. Daneben zählen aber auch Faktoren wie Technik, Design, Ergonomie und Handling, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, der konkrete Kundennutzen – und natürlich der Innovationswert.

Innovationswert ist eines der wichtigsten Kriterien

Der ist vor allem für die knapp 30 internationalen Jurymitglieder ein ganz maßgebliches Kriterium. Wie deren Entscheidung dieses Mal ausfiel, erfahren die Nominierten am 20. April, wenn die Verleihung der IFOY Awards im Rahmen der Hannover Messe gefeiert wird. Die Jury hatte die Qual der Wahl, denn das Spektrum war denkbar breit und reichte in sieben Kategorien vom Gegengewichts- über den Schubmast- bis zum Containerstapler sowie von der Lagerdrohne über den autonom verkehrenden Produktionszug bis zum Regalroboter.

Dass 50 Praktiker den Weg nach Hannover fanden, spornte die IFOY Macher dazu an, das erstmals organisierte Test Camp nächstes Jahr möglicherweise auf 100 Logistikexperten auszuweiten. Bei der ersten Auflage mit von der Partie waren einerseits Vertreter von BMW, VW, Kühne+Nagel, Dachser oder DB Schenker. Andererseits durfte auch der speditionelle Mittelstand nicht fehlen, der mit Blick auf seine wachsenden Logistikaktivitäten ebenfalls ein steigendes Interesse an Staplern und Lagertechnik hat.

Als Vertreter mittelständischer Speditionen waren auch Thomas Schulte-Lindhorst, Chef der gleichnamigen Spedition Schulte-Lindhorst (Rietberg), Stefan Hauke und Volker Zocher von Ansorge Logistik (Biessenhofen), Dennis Weimert von Schwarz Logistik (Herbrechtingen) und Mario Kowalski von Köster & Hapke (Sehnde) mit von der Partie. Sie begleiteten den Schreiber dieser Zeilen, IFOY Juror und trans aktuell-Chefredakteur Matthias Rathmann, nach Hannover und tauschten sich mit ihm dort eingehend über ihre Anforderungen im Bereich Intralogistik aus.

Schwarz Logistik wünscht sich autonome Stapler

Dennis Weimert, Geschäftsführer bei Schwarz Logistik, zum Beispiel würde sich eine höhere Automatisierung in den Logistikzentren wünschen. „Ein Stapler müsste doch schneller autonom fahren können als ein Lkw“, sagt er. Ein autonom verkehrender Schubmaststapler bei Schwarz Logistik könne die Effizienz erhöhen und die Mitarbeiter entlasten, indem er etwa die dritte Schicht im Lager übernimmt.

Obgleich es auch im Rahmen des IFOY Awards dazu Innovationen wie einen autonom fahrenden Produktionszug oder einen teilautomatisierten Stapler zu sehen gab, kann sich Weimert einen Einsatz dieser Geräte in der Praxis noch nicht so richtig vorstellen, weil die Komplexität des Lagers entsprechend groß sei. Etwa 130 unterschiedliche Geräte hat Schwarz Logistik im Einsatz – vom Niederhubwagen bis zum Schubmaststapler.

Bis auf wenige Diesel-betriebene Stapler, die über Rußpartikelfilter verfügen, setzt Schwarz nur Elektrostapler ein. Ihre Energie beziehen sie über Blei-Säure-Batterien. Ein Einsatz von Staplern mit Lithium-Ionen-Akkus ist nicht generell ausgeschlossen, bei Schwarz aber aktuell noch zurückgestellt.

Einen ganz anderen Einsatz als Dennis Weimert in der Kontraktlogistik hat Spediteur Thomas Schulte-Lindhorst aus Rietberg, der Sonder- und Schwertransporte mit eigener Flotte organisiert. „Wir haben schwere Stapler im Betrieb, die bei uns aber nicht permanent im Einsatz sind“, sagt er. Teilweise werden die Geräte auch an Kunden verliehen.

Schulte-Lindhorst: bei schweren Staplern Diesel alternativlos

Die schweren Stapler müssen sowohl im Freien als auch in der Halle bewegt werden. „Dafür ist der Dieselstapler mit Partikelfilter das Nonplusultra“, sagt Schulte-Lindhorst. In den Hallen – das Unternehmen verfügt über knapp 40.000 Quadratmeter Lagerfläche – fahren leichtere Stapler, die allesamt einen Elektroantrieb haben. „Noch haben sie eine klassische Batterie, Lithium-Ionen-Akkus sind für uns perspektivisch aber auch interessant.“ Wie Weimert hält auch Schulte-Lindhorst autonom verkehrende Stapler noch für relativ weit entfernt.

Das gilt offenbar erst recht in der Umschlaghalle. „Im Stückgut sehe ich sie sogar als sehr problematisch an“, ergänzt Mario Kowalski, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Spedition Köster & Hapke aus Sehnde bei Hannover. „Bei einem 10.000 Quadratmeter großem Umschlagslager variieren die Wege ständig“, sagt er. „Das kann die autonome Technik noch nicht abbilden.“ Der Elektrostapler gehört auch bei Köster & Hapke zum guten Ton – noch aber mit konventionellen Kraftpaketen.

Köster & Hapke sieht Anforderungen an Ladeinfrastruktur

„Stapler mit Lithium-Ionen-Akkus und andere alternative Antriebssysteme können für uns durchaus interessant werden“, sagt Kowalski. Dazu brauche es aber auch eine entsprechende Energie-Ladeinfrastruktur, damit dann auch 50 Geräte auf einmal fit gemacht werden können. Kowalski hat aber auch seine Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Akkus. „Nach aktuellem Stand müssen sie auf den Sondermüll.“

Der Lager-Verantwortliche beim Cargoline-Partner Köster & Hapke würde sich bei der Intralogistik darüber hinaus mehr Innovationen in Puncto Sicherheit wünschen. Er vermisst ein Assistenzsystem, das Personen hinter dem Stapler erkennt und diesen selbstständig abbremst. Gute Erfahrungen hat er mit Blue Spots gesammelt, die ein heran fahrender Stapler auf den Boden projiziert und damit andere auf sich aufmerksam macht. „Die Aufmerksamkeit der anderen Staplerfahrer und Fußgänger geht deutlich nach oben“, so seine Bilanz.

Arbeitssicherheit hat auch bei Ansorge Logistik sowohl in der Flotte als auch im Lager Priorität. Allerdings gilt: Assistenzsysteme sind generell positiv, gaukeln mitunter aber auch Sicherheit vor, wie Stefan Hauke, Assistent der Geschäftsleitung, zu bedenken gibt. Für ihn steht fest, dass bei allen technischen Helfern sich auch jeder Mitarbeit der Gefahren bewusst sein und entsprechend umsichtig agieren muss. Als störend empfindet er es, dass die Bedienung der Geräte mitunter sehr unterschiedlich ausfällt. „Wir haben einen Mischfuhrpark, bestehend aus Still und Linde“, sagt er. Sinnvoll sei es, wenn die Mitarbeiter bei schnellem Wechsel sich nicht immer umstellen müssten.

Ansorge Logistik sammelt Erfahrungen mit Lithium-Ionen-Akkus

Und wie auch im Fuhrpark auf öffentlichen Straßen, der bei Ansorge Logistik inzwischen auch Elektro-Lkw umfasst, sind die Verantwortlichen auch im Lager an alternativen Antriebskonzepten interessiert. „Am Standort Singen haben wir bereits 16 Stapler mit Lithium-Ionen-Batterien im Einsatz“, berichtet Prokurist Volker Zocher. Zwar ist erst etwas mehr als ein Zehntel der Staplerflotte damit ausgerüstet. Zocher ist aber überzeugt, dass diese Antriebsart bei Ansorge Logistik an Bedeutung gewinnen wird.

Ein positiver Nebeneffekt bei diesen Batterien: „Wir sparen uns das Wechseln.“ Denn nicht selten ist der Austausch der schweren Batteriepacks in Speditionen mit Verletzungen verbunden. Insofern sind die teureren Lithium-Ionen-Akkus zwar die teurere Variante – kommen aber auch wiederum der Arbeitssicherheit zugute.

Der IFOY Award

  • Nach Angaben der Veranstalter der größte Intralogistiktest der Welt
  • Seit 2013 jährlich durchgeführt
  • Wahl der innovativsten Produkte und Lösungen durch eine unabhängige Expertenjury aus internationalen Fachjournalisten
  • Preisverleihung am 20. April im Rahmen der Hannover Messe
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