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14. Wiehler Forum von BPW Mit Optimismus in die Zukunft

Foto: FUENF6/Lena Kirchner

Aufbruchstimmung beim 14. Wiehler Forum: Die traditionsreiche Veranstaltung des Achsenherstellers Bergische Achsen BPW startete mit Optimismus.

Der Hersteller selbst zeigte exklusiv sein mit dem Passauer Nutzfahrzeughersteller Paul neu entwickeltes Fahrzeug BAX mit einer elektrisch betriebenen Achse und drei Tonnen Zuladung – ein Ergebnis der „enormen Kompetenz“, die BPW und Paul Nutzfahrzeuge in den vergangenen drei Jahren beim gemeinsamen Umbau von mehr als 50 Verbrennern auf Elektroantrieb gewonnen hätten, sagte Markus Schell, geschäftsführender Gesellschafter von BPW (mehr zu dem Fahrzeug in der trans aktuell 18/2021).

Gute Voraussetzungen für Veränderungen

„Die Voraussetzungen für Veränderungen waren niemals so gut wie heute“, konstatierte auch der geschäftsführende Gesellschafter Achim Kotz. Der zunehmende Druck hin zum klimaneutralen Transport bedeute eine große Herausforderung für die Branche. Sie müsse die Arbeit daher umso beherzter und entschlossener angehen, um gemeinsam den Transformationsprozess erfolgreich zu bewältigen. Dazu gehöre auch, den Dialog mit der Politik weiter fortzuführen.

Diese habe mit ihrem „Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ die ersten Voraussetzungen für eine Antriebswende im Straßengüterverkehr geschaffen, wie Joachim Wieczorek, stellvertretender Leiter der Grundsatzabteilung im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), berichtete. Er stellte die Fördermöglichkeiten für Fahrzeuge und Infrastruktur vor und berichtete von einer sehr hohen Zahl von Anträgen im ersten Förderaufruf, die jetzt vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) bearbeitet würden. Bis zu vier Aufrufe jedes Jahr seien möglich, entsprechend groß die Chancen für Unternehmen, auch zum Zuge zu kommen.

Für innovative Lösungen für die Logistik entlang der gesamten Lieferkette sprach sich Dr. Stephan Freichel, Professor für Distributionslogistik an der Fakultät für Fahrzeugsysteme und Produktion der TH Köln, aus. Was die vielen Beteiligten bräuchten, sei Transparenz. „Ich appelliere an Sie, sich dazu aktiv einzubringen und das Ganze aktiv zu vernetzen“, sagte er den Forumsteilnehmern.

Liquidität absichern und gleichzeitig innovativ sein

Kämpferisch war der Impulsvortrag von Dr. Stefan Iskan, Professor für Logistik und Wirtschaftsinformatik, Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Er sieht die Branche weiter unter Druck – im gleichen Maße, wie die Kunden unter dem Mangel an Halbleitern und Magnesium leiden. „Die Herausforderungen bleiben: Liquidität absichern und ein stringentes Cash-Management betreiben und gleichzeitig innovativ sein und Daseinsvorsorge für die Zukunft treffen“, sagte Iskan.

Dass die Logistik aufgrund der Lieferkettenprobleme im Mittelpunkt des Weltgeschehens steht, sollte die Branche ausnützen und auf ihrer Werthaltigkeit bestehen, empfahl Iskan. Die Digitalisierung sieht er als Chance. Wer die Integrationsleistung der Lieferkette schaffe, habe Zukunft. Dies seien nicht die Konzerne mit ihrer „babylonischen Vielfalt an TMS-Lösungen“, sondern der Mittelstand, auch mit kooperativen Ansätzen in Richtung Start-ups und Softwareanbieter.

Neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) kommen bei einem Projekt für die Verbesserung der Arbeitssituation bei Kraftfahrern zum Einsatz, das Dr. Matthias Klumpp, Professor für Logistik- und Dienstleistungsmanagement an der FOM-Hochschule Essen, vorstellte.

Warum ist die Arbeitssituation so belastend? Warum wollen zu wenige Personen Fahrer sein? Wie sind die Kommunikation und die Wertschätzung? KI könne dabei helfen, aus externen Daten sowie den Ergebnissen subjektiver Befragungen Stress- und Belastungsfaktoren herauszufiltern. Anhand der Ergebnisse könnten dann Tools oder eine App entwickelt werden, die die Belastung der Fahrer anzeigten.

Hilfestellung durch KI

Wichtig, weil es auch in Zeiten der Digitalisierung Menschen brauche, die Entscheidungen träfen – „und der Mensch muss Entscheidungen treffen können, damit er technische Innovationen akzeptiert“, sagte Klumpp.

Technische Unterstützung, etwa in Form von TMS-Systemen, sei aber notwendig, damit Unternehmen das weiter wachsende Sendungsvolumen bei gleicher Kapazität schafften, sagte Fabian Heidl, CEO des Softwareanbieters Soloplan, in einem Kurzvortrag. Die Anforderungen an ein TMS müssten daher Skalierbarkeit, Flexibilität im Hinblick auf die Markterfordernisse und die Integration in andere Systeme sein, aber auch eine Anpassung ohne großes IT-Wissen. „Mit einem guten TMS gerüstet, können Mittelständler den digitalen Speditionen die Stirn bieten.“

Jens Zeller, Geschäftsführer von Idem Telematics, brach in seinem Vortrag eine Lanze für die Telematik: Die Reise zur lückenlosen Digitalisierung sei ein Prozess, den Unternehmen ganz simpel mit dem Thema Track-and-trace in Gang setzen könnten. „Man lernt beim Gehen, besser zu werden“, und der Nutzen wachse mit der Erfahrung. Es brauche Informationen zur Fracht (Ankunftszeit oder Dokumentationspflicht etwa bei der Kühltemperatur), zum Fahrer (Fahrzeiten, Pausen) und zum Fahrzeug (technische Daten, Uptime Werkstatt, Geofencing), um den Transport komplett abzubilden.

Lösungen für die City-Logistik

Bei der Veranstaltung stand auch der Austausch im Mittelpunkt. Zum Thema City-Logistik diskutierten etwa Kay Simon, Leiter Mobilitätskonzepte beim Betriebstextilien-Dienstleister Mewa aus Wiesbaden, Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL), und Josha Kneiber, Head of Product Management and Strategic Sales – Inner City & Electromobility bei BPW. Ihr Fazit: bitte keine Insellösungen durch Städte und Länder, stattdessen Einbindung der Praktiker.

Zum Thema Digitalisierung gaben Roland Rüdinger, Geschäftsführer der Rüdinger Spedition in Krautheim, und Wolfgang Hammer, geschäftsführender Gesellschafter des Aachener Unternehmens Hammer Advanced Logistics, Beispiele aus ihren Unternehmen, etwa einen digitalen Palettenschein oder die Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen, um auch als Mittelständler mit Innovationen aufwarten zu können.

An einer Diskussionsrunde zum Thema Fahrer nahmen Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), sowie Joachim Fehrenkötter, Geschäftsführer von Fehrenkötter Transport & Logistik, teil. Ihr Appell lautet: Die Lkw-Fahrer nicht mehr bei der Be- und Entladung in die Pflicht nehmen, das Verhalten an den Rampen verbessern sowie den Zugang zu sanitären Anlagen ermöglichen. Und zu guter Letzt: Dank und Anerkennung für die Leistung zeigen.

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